Da strahlte er trotz aller Aufregung doch: Dr. Klaus-Gerrit Gerdts aus Altenbruch, der viele Jahrzehnte in Neuhaus eine Praxis betrieb und auf regionaler Ebene Geschichte in der Notarztversorgung des Cuxlandes geschrieben hat. Foto: Reisen
Da strahlte er trotz aller Aufregung doch: Dr. Klaus-Gerrit Gerdts aus Altenbruch, der viele Jahrzehnte in Neuhaus eine Praxis betrieb und auf regionaler Ebene Geschichte in der Notarztversorgung des Cuxlandes geschrieben hat. Foto: Reisen
Medizin

Bundesverdienstkreuz für Arzt aus Altenbruch

von Egbert Schröder | 18.03.2019

ALTENBRUCH / OTTERNDORF. Dr. Klaus Gerrit Gerdts aus Altenbruch hat in Otterndorf eine hohe Auszeichnung erhalten: das Bundesverdienstkreuz.

Am liebsten hätte er das Bundesverdienstkreuz geteilt mit seiner Frau: eine Hälfte für sie und die andere Hälfte für ihn selbst. Denn sie - so der Altenbrucher Dr. Klaus-Gerrit Gerdts - habe durch ihre Unterstützung den größten Anteil daran, dass ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande überhaupt verliehen werde. "Jede billige Tablette hat eine Bruchrille, das Bundesverdienstkreuz aber leider nicht", stellte er augenzwinkernd bei der Verleihung dieses Ordens in Otterndorf fest. Dennoch genoss er sichtlich die Ehrung für sein jahrzehntelanges Engagement - vor allem in der notärztlichen Versorgung im Hadler Land.

Er gilt als der Vater des im hiesigen Raum praktizierten dezentralen Notarztsystems. Gemeinsam mit anderen Kollegen gründete er Ende der 80er-Jahre die "Arbeitsgemeinschaft Notarzt Land Hadeln".

Doch dabei blieb es nicht. So trieb er die Umsetzung des sogenannten "Rendezvous-Systems" voran, bei dem der Rettungswagen und der Notarzt mit seinem Fahrzeug von verschiedenen Standorten gleichzeitig zum Einsatz ausrücken. Gerade in weitläufigen Gegenden garantiert dieses Zusammenspiel eine möglichst zeitnahe und effektive Hilfe von Patienten - Tag für Tag und rund um die Uhr. Als in den 90er-Jahren die Krankenkassen dieses im Cuxland bis dato etablierte System infrage stellten, war es in erster Linie Gerdts, der durch seine Beharrlichkeit in Hannover für einen Sinneswandel sorgte.

Bei der Weiterentwicklung des Rettungsdienstes im Landkreis war er ebenfalls gefragt. 1992 wurde er auf ehrenamtlicher Basis Leitender Notarzt auf Kreisebene und fungierte seit 2009 als "Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes".

Doch sein Engagement ging und geht weit über den Notarzt- und Rettungsdienst hinaus. Ob die Hilfe bei den ersten Typisierungsaktionen des Deutschen Roten Kreuzes ("Hilfe für Charlott") oder das vom "Rotary-Club Otterndorf Land-Hadeln" seit 15 Jahren getragene Hilfsprojekt in Ghana, bei dem es um den Kampf gegen Aids und um die Hilfe für Waisenkinder geht: Gerdts bringt sich und seine Sach- und Fachkenntnis ein - kompetent, energisch, aber getragen vom Grundsatz der Mitmenschlichkeit.

Das unterstrichen auch die Redner bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Otterndorfer DRK-Verbandshaus. Hadelns DRK-Präsident Werner Otten und Geschäftsführer Hartmut Ahlf dankten dem Altenbrucher, der viele Jahre lang in Neuhaus eine Arztpraxis betrieben hat, für sein Engagement als Kreisverbandsarzt (von 1995 bis 2018). Sein Rat sei in vielen Fällen gefragt gewesen, so Ahlf. Das DRK hatte auch die Gerdts-Ehrung beantragt.

Cuxhavens Oberbürgermeister Ulrich Getsch sprach von einem "erheblichen Zeitaufwand", den Gerdts für seine Tätigkeit nicht scheue und scheut, obwohl dadurch persönliche und familiäre Dinge oft zurückstehen müssten: "In der heutigen Zeit, in der die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, immer mehr abnimmt, stellen Sie durch Ihre Tätigkeit eine Vorbildfunktion dar."

Landrat Kai-Uwe Bielefeld hob eine der wesentlichen Charaktereigenschaften des Mediziners hervor: "Sie verfügen über eine sehr hohe Durchsetzungskraft." Das habe sich insbesondere beim erfolgreichen Ringen mit den Krankenkassen um die Finanzierung des Notarztsystems gezeigt: "Die Bevölkerung ist Ihnen zu großem Dank verpflichtet."

Gerdts nahm die Auszeichnung stellvertretend für viele Mitstreiter und Wegbegleiter entgegen: Rettungsdienst sei und bleibe immer "Teamarbeit". Und in diesem Zusammenhang kam er wieder auf seine Frau zu sprechen. "Notfallmedizin bedeutet auch: Schreckliches mit ansehen, auch eigenes Versagen ertragen und schlimme Bilder mit nach Hause nehmen." Ohne seine Frau hätte er seine Arbeit nicht fast 40 Jahre lang wahrnehmen und "mir gleichzeitig meine Fröhlichkeit bewahren können".

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Redakteur
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