
Paukenschlag im Kreis Cuxhaven: Landrat Kai-Uwe Bielefeld gibt sein Amt vorzeitig auf
KREIS CUXHAVEN. Der amtierende Cuxhavener Landrat Kai-Uwe Bielefeld, der erst 2019 erneut in seinem Amt bestätigt worden war, wird deutlich eher als mit Ablauf der Legislaturperiode seinen Chefsessel im Kreishaus räumen.
Wer Bielefeld in seinem Amt als Landrat folgen soll, steht noch nicht fest. Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin soll am Tag der Landtagswahl am 9. Oktober 2022 gewählt werden. Hinter den Kulissen laufen derweil die Spekulationen über Kandidatinnen oder Kandidatinnen der Parteien. Erste Namen werden gehandelt: Bei der SPD steht Friedhelm Ottens hoch im Kurs. Ottens ist bislang Bielefelds Stellvertreter.
Bielefeld ist nicht unumstritten
Über die Zukunft des langjährigen Landrates war schon seit längerer Zeit diskutiert worden. Nicht ohne Grund, denn dafür hatte Bielefeld selbst gesorgt. Zunächst hatte er angekündigt, nur zwei Jahre den Landratsposten bei einer Wiederwahl bis zur Kommunalwahl auszuüben, was insbesondere innerhalb der CDU für heftige Diskussionen gesorgt hatte, denn eigentlich hätte die reguläre Amtszeit sieben Jahre betragen. Später korrigierte Bielefeld seine Zukunftsplanung und erklärte öffentlich vor der Wahl: "Ich kandidiere - wie bisher als nicht parteigebundener Einzelbewerber - noch einmal für eine dann dritte Amtszeit als Landrat, die ich 5 Jahre lang ausüben möchte".
Gegenkandidat der CDU
"Fünf Jahre"? Daraufhin nominierte die CDU den damaligen Fraktionschef Frank Berghorn als Gegenkandidaten, der jedoch krachend bei der Wahl scheiterte.
Im Mai 2019 gewählt, fünf Jahre Amtszeit angekündigt und jetzt ist schon Schluss zum Jahresende? Wie passt das zusammen? Im Gespräch mit unserer Redaktion führte Bielefeld gestern in erster Linie persönliche Gründe ins Feld: "Die Gründe für diese Entscheidung liegen ausschließlich in der gemeinsamen persönlichen Lebensplanung mit meiner Frau, zumal ich das ‘normale' Ruhestandsalter bereits seit einiger Zeit überschritten habe", heißt es auch in einer offiziellen Erklärung des Landrates, der seine inzwischen dritte Amtszeit nach über 16 Jahren beenden möchte.
Blick "nach links und rechts"
"Man guckt natürlich auch mal nach rechts und links", meinte Bielefeld und bezieht auf Schicksale von Menschen, die sich in einem persönlichen Umfeld befinden.
"Das war absehbar"
Er sieht den Rückzug von seinem Amt nicht als "Flucht" angesichts der Probleme, vor denen der Landkreis nicht nur wegen der Corona-Pandemie, der Folgen des Ukraine-Krieges und der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Probleme stehe: "Es gibt immer Herausforderungen, vor denen ein Chef der Verwaltung steht." Er sieht die Verwaltung gut aufgestellt und das Haus für seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin "gut aufgestellt". Bielefeld: "Ich bin mit mir im Reinen."
Rechtlich nicht zu beanstanden
Und rechtlich sei auch alles mit der Verkürzung der Wahlperiode von sieben Jahren in Ordnung: Die Neufassung des Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetzes ermögliche eine Verkürzung auf drei Jahre nach der Wiederwahl.
"Streit" an der Spitze?
Bleibt die Frage nach der politischen Bewertung. "Bielefelds kurze Amtszeit war für uns absehbar", sagt CDU-Fraktionschef Lasse Weritz aus Hemmoor.
Dennoch respektiere er "seine rein persönliche Entscheidung". Zugleich setzt er darauf, dass die "Streitereien in der Dezernentenriege" durch die Wahl eines neuen Landrates oder einer neuen Landrätin im Cuxland beigelegt werden könnten.
SPD-Fraktionschef Claus Johannßen zollt Bielefeld "Respekt" für dessen Entscheidung und bringt gleichzeitig den stellvertretenden Verwaltungschef Friedhelm Ottens, der ein SPD-Parteibuch hat, als möglichen Kandidaten bei der Landratswahl ins Gespräch: "Das wäre ein wirklich guter Kandidat."
Zur Person
Kai-Uwe Bielefeld ist 1954 in Lüneburg geboren und besuchte dort von 1960 bis 1973 die Grundschule und das Gymnasium.
Nach dem Abitur absolvierte er bis 1975 seinen Zivildienst und studierte anschließend an der Universität Mainz Publizistik- und Rechtswissenschaft. Das erste Staatsexamen absolvierte er 1981, wonach er in Lüneburg, Stade und Winsen als Referendar arbeitete und 1983 sein zweites Staatsexamen ablegte. Von 1983 bis 1992 war er bei der Bezirksregierung Lüneburg beschäftigt. 1992 Wahl erfolgte die Wahl zum Kreisdirektor (später Erster Kreisrat) des Landkreises Cuxhaven und 2004 Wahl zum ersten hauptamtlichen Landrat. Es folgten zwei Bestätigungen im Amt (2011 und 2019).
Mit seiner Frau Gerlinde Schulz-Bielefeld hat der Cuxhavener drei inzwischen erwachsene Kinder. (red)