Paukenschlag: Trainer der Cuxhaven Baskets schmeißt hin
CUXHAVEN. Das ist ein Paukenschlag: Dennis Tiedemann schmeißt als Trainer der Cuxhaven Baskets hin. Das gab der 43-Jährige am Wochenende im Gespräch mit unserem Medienhaus bekannt - und nennt die Gründe für seine Entscheidung.
Aus sportlicher Sicht war der Saisonstart in der 1. Basketball-Regionalliga im Großen und Ganzen zufriedenstellend. Doch es knirscht gewaltig im Umfeld der Cuxhaven Baskets. Das hat nun erste personelle Konsequenzen. "Für mich ist Schluss", sagt Dennis Tiedemann deutlich. Er sei an einem Punkt angelangt, an dem es nicht mehr weitergehe. Schon in den vergangenen Wochen rieben sich einige Fans verwundert die Augen, denn auf der Bank hatte offensichtlich nicht mehr Tiedemann als Headcoach das Sagen, sondern Jugendkoordinator Joel Moore. Der Engländer mischte in der ersten Heimpartie gegen Braunschweig schon kräftig an der Bank mit, übernahm im darauffolgenden Heimspiel gegen Bergedorf komplett das Wort in den Auszeiten und kümmerte sich um die Spielerwechsel. Tiedemann saß meist wortlos daneben.
"Ich wurde abgesägt"
Zu diesem Zeitpunkt brodelte es bereits im Inneren des 43-Jährigen. In der vergangenen Woche gab es dann ein Gespräch mit Geschäftsführer Holger Junghans. "Da wurde mir klipp und klar gesagt, dass ich ins zweite Glied rücke", so Tiedemann. "Ich wurde abgesägt", sagt er weiter. Joel Moore solle die Hauptverantwortung tragen, so Junghans in dem Gespräch. Für Tiedemann ein Schlag ins Gesicht, er nahm die Aussagen zur Kenntnis, war nach eigenen Aussagen ziemlich baff. "Ich musste das erst einmal sacken lassen", sagt er. Das hat er in den vergangenen Tagen und nun die Reißleine gezogen. "Ich will das nicht, aber es muss sein", so Tiedemann.
Unterschiedliche Auffassungen
Immer wieder soll es in der Vergangenheit Reibereien zwischen Geschäftsführer Junghans und Trainer Tiedemann gegeben haben. "Die Vorgaben kann ich so nicht mehr teilen." Es gab vor allem in der sportlichen Ausrichtung unterschiedliche Auffassungen. Während die Geschäftsführung um jeden Preis aufsteigen wolle, möchte Tiedemann das Cuxhavener Gesicht der Mannschaft bewahren. Das war der Hauptgrund, warum er als Trainer geholt wurde und warum er sich der Aufgabe annahm. Und das war auch das, was die Fans sich wünschten. "Das sehe ich aber gerade nicht mehr", so Tiedemann.
Immer mehr beschnitten
Und auch die meisten Personalentscheidungen seien von Junghans getroffen worden. "Meine Vorschläge für neue Spieler wurden meist ignoriert", sagt Dennis Tiedemann. So wurden nach und nach die Kompetenzen des Cuxhaveners beschnitten, Junghans setzte mehr und mehr auf Jugendkoordinator Joel Moore, den er im vergangenen Jahr aus London nach Cuxhaven holte. Seine Vita ist auch beeindruckend. Vor über 20 Jahren hat er als Basketball-Coach in England angefangen, kümmerte sich größtenteils um den Nachwuchs, hat zudem selbst 60 Länderspiele für sein Land auf dem Buckel. Noch heute gilt er als einer der besten Spieler seines Landes. "Ich hab ein gutes Verhältnis zu Joel. Das ist nicht das Problem", sagt Tiedemann. Es gehe um die Art und Weise, wie er in den vergangenen Wochen und Monaten schleichend abgesägt wurde - trotz sportlichem Erfolg.
Menschlich enttäuscht
"Nach dem letzten Gespräch (mit Holger Junghans, Anm. d. Redaktion) stand ich da wie ein Lakai", sagt Tiedemann. Er sei einfach menschlich enttäuscht. Wie es jetzt weitergehe, wisse Tiedemann auch nicht. "Es muss sich was verändern in der Führung. Vielleicht ist mein Rücktritt der Anfang."
Leid tue ihm dieser Schritt vor allem für die Fans, von denen er in der Vergangenheit viel Zuspruch bekam. Auch auf den Rängen in der Rundturnhalle wurde wahrgenommen, dass im Umfeld der Baskets irgendetwas nicht stimme. "Ich wollte letzte Saison schon einmal hinschmeißen", verrät Tiedemann. Er habe es damals nicht gemacht, weil er die Mannschaft und den Basketballsport zu sehr liebte. Das ist auch immer noch so. "Meine Mannschaft liegt mir sehr am Herzen. Für sie tue es ihm auch leid. Doch die Differenzen waren zu groß. "Ich kann nachts nicht mehr schlafen", sagt er sichtlich bedrückt. Die Thematik beschäftige ihn und seine Familie. "Das war keine leichte Entscheidung", gibt er zu. Tiedemann würde sich wünschen, dass die Cuxhaven Baskets wieder zur Basis zurückkehren, eine Mannschaft mit Cuxhavener Gesichtern aufbauen und mit Herz und Verstand agieren. Was gerade passiere, gehe in die falsche Richtung. "Meine Handschrift und Philosophie des Basketballs ist das nicht", sagt er.
Die Gesellschaft:
Dennis Tiedemann und Joel Moore sind bei Cuxhaven Baskets UG (haftungsbeschränkt) beschäftigt. Geschäftsführer dieser sogenannten "kleinen GmbH" ist Holger Junghans, der seit vielen Jahren als Sponsor und Förderer agiert. In der UG gibt es zwei Gesellschafter: Das sind der frühere BasCats-Spieler und Co-Trainer Ufuk Üre und der ehemalige Baskets-Spieler Darron McDuffie, der aus persönlichen Gründen seit dieser Saison nicht mehr dem Spielerkader angehört.