Aus für die Nuk:

Problem ist nur an andere Stelle verlagert

28.05.2016

So richtig überraschend kam die Nachricht von der zum Jahresende bevorstehenden Schließung der Flüchtlings-Notunterkunft (Nuk) in Altenwalde natürlich nicht. Dennoch ist sie beklemmend, denn jeder weiß, dass der Strom der Flüchtlinge keineswegs versiegt ist, sondern dass diese Menschen jetzt hinter Zäunen in der Türkei sitzen und sich genötigt sehen, wieder auf Seelenverkäufer im Mittelmeer zu steigen und dort ihr Leben zu riskieren.

Hinzu kommen die Zugeständnisse an die Türkei auf einer zweifelhaften Basis. „Noch ist das Jahr nicht zu Ende. Mal sehen, was noch passiert“ – dieser Satz fiel in den vergangenen Tagen bei jedem Gespräch über die Notunterkunft.

Gleichzeitig zu den Akten gelegt sind – zumindest vorerst – auch die Pläne für die Aufnahmeeinrichtung mit einer Kapazität von bis zum 1000 Plätzen. Eine Zahl, die vielen Bürgern auch Angst machte und sie um ihre Sicherheit fürchten ließ.

Viel mehr Sorgen um unsere kleine bürgerliche Welt sollten uns allerdings der Weltfrieden und das Zusammenbrechen demokratischer Werte um uns herum machen, wo Despoten sich selbst laufend mehr Rechte einräumen, politische Gegner beseitigen und selbstverständlich auch die Presse drangsalieren oder sich selbst praktischerweise gleich ihrer bemächtigen. Wer das alles gut findet, hat offensichtlich nie auch nur ein Geschichtsbuch gelesen.

Ich bin stolz auf meine Mitbürger in Altenwalde und Cuxhaven, die – statt Hass zu schüren und mit Mistgabeln bereitzustehen – die Ärmel aufgekrempelt haben, die Fremden empfangen haben, mehr von ihnen erfahren wollen, mit ihnen reden und ihnen unsere Werte vermitteln: Das ist Friedensarbeit.

Schon die Einrichtung hatte ungeahnte Kräfte freigelegt. Den Hunderten Helfern – angefangen beim DRK und den anderen Hilfsorganisationen bis hin zu unzähligen Privatleuten – gehört meine Bewunderung. Was waren das für Wochen im Herbst 2015, als Berge von Sachspenden gesammelt und die Gebäude in der Kaserne klargemacht wurden. Wie aufgeregt waren alle beim Eintreffen der ersten Busse. Wie viele Bürger wollten sich nicht nur in der Nuk, sondern auch in der Initiative „Offenes Herz Altenwalde“ einbringen. Toll. Und es ist noch nicht zu Ende.

Mehrere Millionen Euro sind in die Sanierung der Gebäude und der Versorgungsleitungen geflossen. Wie damit nach dem Ende der Nuk umgegangen wird, wird die Bevölkerung sehr aufmerksam verfolgen. Zu einem Verfall jedenfalls darf es nicht wieder kommen. Diese Ressource will genutzt sein.

Von Maren Reese-Winne

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