
Rettung für "Nordseebad" Dorum-Neufeld in Sicht
WREMEN/DORUM-NEUFELD. Kurverwaltung will das Prädikat "Nordseebad" für Dorum-Neufeld zurück. Auch Wremen kommt erneut auf den Prüfstand.
Sie gelten als "Doktor-Titel" für Urlaubsorte, stehen für besondere Qualität und sorgen für einen Imagegewinn: Kurort-Prädikate wie Heilbad, Nordseebad oder Küstenbadeort. Nachdem die Vorschriften zur Prädikatisierung vom Land vor anderthalb Jahrzehnten verschärft worden waren, sind sie nun etwas gelockert worden. Die Tourismuskommune Wurster Nordseeküste hofft daher, neben Wremen künftig auch wieder Dorum-Neufeld als "Nordseebad" bewerben zu dürfen.
"Der Marketingeffekt ist zwar nicht mehr derselbe wie vor einigen Jahren, trotzdem ist ein solches Prädikat von großer Bedeutung für den Tourismus", betont Kurdirektorin Sandra Langheim. Schließlich handle es sich um ein neutrales Qualitätsversprechen, das vom Land für jeweils zehn Jahre verliehen werde, ehe es erneut überprüft werde. Die Kriterien dafür sind in ganz Niedersachsen gleich. Und der Titel Nordseebad oder Kurort genieße im mittlerweile "bunten Blumenstrauß der Prädikate" als ältester und bekanntester Titel immer noch einen besonderen Ruf. Im Jahr 2005 hatte die neue Kurortverordnung für einigen Wirbel in den Bade- und Kurorten gesorgt. Damals wurden alle prädikatisierten Orte unter die Lupe genommen. Die strengeren Auflagen hatten zur Folge, dass an der Wurster Küste nur Wremen das Prädikat Nordseebad bis heute behalten konnte. Das Nordseebad Dorum verlor 2010 seinen Titel, weil einige Kureinrichtungen wie Badearzt und Physiotherapie weiter als zwei Kilometer von der Küste entfernt lagen, erklärt Kurdirektorin Sandra Langheim. Zwei Jahre später gelang es, Dorum-Neufeld mit dem - kleineren - Prädikat Küstenbadeort klassifizieren zu lassen.
2020 (Wremen) und 2021 (Dorum) stehen nun neue Prädikatisierungsrunden an. Nach der Kurortverordnung von 2005 bestünde die Gefahr, dass auch Wremen seinen Status als Nordseebad verliert. Denn für dieses Prädikat musste es bis vor kurzem unter anderem einen praktizierenden Badearzt vorweisen. Wie Langheim berichtet, haben sich mittlerweile das zuständige Ministerium in Hannover und der Deutsche Heilbäderverband auf das Ausscheiden vieler Badeärzte eingestellt. "Die Hürden, Badearzt zu werden, sind mittlerweile riesig und erfordern eine mehrjährige teure Ausbildung", berichtet die Kurdirektorin. Daher sei das neue Prädikat "Seebad ohne kurmedizinischen Hintergrund" geschaffen worden. Die Kurverwaltung strebt genau diesen Titel für Wremen und für Dorum-Neufeld an.
Im Fall von Wremen reicht dafür laut Langheim eine einfache "Überprüfung" aus. Für Dorum-Neufeld muss das Prädikat neu beantragt werden. Der zeitliche und finanzielle Umfang sei aber überschaubar. Die Kosten werden grob auf 5000 Euro je Ort geschätzt.
Prädikate:
In Niedersachsen sind 36 Heilbäder und Kurorte (davon 4 mit Doppelprädikat), 7 Nordseebäder, 15 Luftkurorte und 53 Erholungs/Küstenbadeorte staatlich anerkannt.
Die Liste der Prädikate ist lang: Kneipp-Heilbad, Mineralheilbad, Moorheilbad, Nordseeheilbad, Soleheilbad, Thermalheilbad, Heilklimatischer Kurort, Kneipp-Kurort, Ort mit Heilquellen-Kurbetrieb, Ort mit Heilstollen-Kurbetrieb, Ort mit Moor-Kurbetrieb, Ort mit Sole-Kurbetrieb, Nordseebad, Luftkurort,Erholungsort/Küstenbadeort.
Die Orte Dorum und Wremen wurden erstmalig in den Jahren 1985 und 1988 als Nordseebad anerkannt.
Von Heike Leuschner