
RTL-Experiment im Wattenmeer: Warum sich der Dreh in Cuxhaven für alle gelohnt hat
CUXHAVEN. Zwei Stunden lang berichtete der TV-Sender RTL am Montag für ein Experiment im Wattenmeer live aus Cuxhaven. Das Experiment ist geglückt - in jeder Hinsicht.
RTL-Experiment live aus dem Wattenmeer
Doch die Neugier überwiegt schließlich: Allein schon aus purer Neugier schaue ich mir trotz aller Vorurteile "Extra Spezial: Das große Live-Experiment - Gefangen im Meer" an. Zwei Stunden lang, so die Ankündigung von RTL, wolle man live aus Cuxhaven berichten, um über die Gefahren des Wattenmeeres aufzuklären. Zu diesem Zweck sollten zwei RTL-Reporter von Neuwerk nach Cuxhaven durch das Watt wandern - und dabei ganz gezielt so spät losmarschieren, dass sie noch vor Erreichen des Cuxhavener Festlands von der Flut eingeschlossen werden.
Testlauf in Cuxhaven wurde abgebrochen
Anders als vor zwei Wochen, als ein Testlauf für das Experiment witterungsbedingt abgebrochen werden musste, wie die TV-Zuschauer erfahren, klappt dieses Mal alles. Die beiden RTL-Reporter werden vom Wasser eingeschlossen und bringen sich gut eine halbe Stunde nach Sendungsbeginn mit letzter Kraft auf einer Rettungsbake in Sicherheit. So weit, so gut oder eher so weit, so unspektakulär. Spektakulär wird das - typisch RTL - pompös angekündigte Experiment bis zum Ende nicht mehr, aber das muss es auch gar nicht.
RTL überzeugt mit Sachlichkeit statt Emotionen
Stattdessen zeigt RTL neben Interviews mit Mitgliedern der DLRG-Ortsgruppe Cuxhaven und einem Mediziner mehrere vorab produzierte Einspielfilme, die auf die Gefahren im Watt durch Priele, das Unterkühlen im (eis-)kalten Wasser und dem Einsinken im Schlick in der Cuxhavener Grimmershörnbucht zeigen. Nüchtern, sachlich, unaufgeregt, informativ und anschaulich - Attribute wie diese bringt wohl nicht jeder mit RTL-Sendungen in Zusammenhang, das Live-Experiment hat es jedoch verdient. Und RTL hätte damit beinahe den Erklärbeiträgen aus "Die Sendung mit der Maus" Konkurrenz machen können. Noch vor wenigen Stunden hätte ich nie gedacht, den Privatsender und die beliebte Kindersendung jemals in einem Atemzug zu erwähnen.
Live-Experiment hat sich für alle gelohnt
Von daher hat sich das TV-Experiment im Cuxhavener Watt für alle Beteiligten gelohnt: Für RTL, das sich so einmal zur besten Sendezeit an einem spielfreien Montag während der Fußball-EM von seiner seriösen und erfrischend anderen Seite zeigen konnte. Aber auch für die ehrenamtlichen DLRG-Mitglieder und die Stadt Cuxhaven, die so auf einem prominenten Sendeplatz Aufklärungsarbeit in puncto Wattwanderungen zum Saisonbeginn betreiben und Werbung in eigener Sache machen konnten. Wer Panikmache oder gar eine Pauschalkritik an Wattwanderungen im Boulevard-Stil erwartet hatte, wurde als Zuschauer enttäuscht - auch wenn in sozialen Netzwerken einige Internetnutzer das nicht wahrhaben wollten und sich noch vor Sendungsende von dem Experiment enttäuscht zeigten.
Typisch RTL
Einzig die regelmäßigen Hinweise im Laufe der Sendung, dass es "solch ein Experiment noch nie zuvor gegeben habe" und die mitunter überzogenen und dramatisch klingenden Einschätzungen einzelner RTL-Reporter zum vermeintlichen Gesundheitszustand der beiden Probanden im Wattenmeer nervten gelegentlich. Aber vielleicht waren sie auch eingestreut, um die Zuschauer daran zu erinnern, dass sie eben doch RTL und nicht "Die Sendung mit der Maus" eingeschaltet haben.