
Schulen im Cuxland im Kampf gegen Plastik
KREIS CUXHAVEN. Zeiten des Umbruchs, oder alles beim Alten? Welchen Einfluss haben Schulprojekte gegen Plastikmüll über ihren Zeitraum hinaus?
Projekte zur Plastikvermeidung und Nachhaltigkeit gibt es an Schulen mittlerweile wie Sand (oder Mikroplastik) am Meer. Aber wie nachhaltig gestalten sich eigentlich diese Projekte selbst, wenn es darum geht, alte Muster aufzubrechen, gewohnte Verhaltensweisen abzulegen und die Denkweise im Bezug auf den eigenen Plastikverbrauch dauerhaft zu ändern?
"Denke nach, bevor du kaufst!" heißt es in einem Film, den die Grundschule am Wingster Wald im Rahmen des Projektes "Echt gerecht" in Zusammenarbeit mit der Oberschule am Dobrock produziert hat. Darin kritisieren die Kinder zum Beispiel das Plastikspielzeug, das in vielen Zeitschriften als Beilage zu finden ist, und geben Tipps zu fairem Handel und Müllvermeidung. 2018 gab es für das Video in Berlin den hochrangigen Schulentwicklungspreis. "Die Kinder verstehen sich selbst ein bisschen als Botschafter in dieser Sache und nehmen aus der Schule Tipps für zu Hause mit", freut sich Schulleiterin Sabine Cordes.
Kinder als Vorbild
Die kleine Liv fügt nickend hinzu: "Wir versuchen, unsere Eltern hier und da ein bisschen umzuerziehen - dabei müsste es ja eigentlich andersherum sein." Das Engagement für Umweltschutz in der Schule am Wingster Wald ist bemerkenswert, und das Wissen der Kinder um die Gefahren der Plastikflut stellt so manchen Erwachsenen in den Schatten. "Es ist nicht so, dass die Erde ohne die Menschen arm dran wäre", sagt Schüler Linus. "Sie könnte es ohne uns sogar viel besser aushalten - wir ohne sie aber nicht."
Seit 2009 ist die Schule am Wingster Wald Umweltschule. Auf dem besten Weg zu dieser Auszeichnung befindet sich auch die Grundschule in Neuhaus an der Oste - "der Antrag ist bereits gestellt", sagt Rektorin Doris Henningson. Die Chancen stehen angesichts der vielfältigen Projekte sehr gut: Zur Anti-Plastik-Palette gehören unter anderem ein plastikfreier "Schulshop", ein "Starter-Paket" für Erstklässler, in dem sich umweltfreundliches Schulzubehör wie Blöcke, Malkästen und wiederverwendbare Trinkflaschen befinden, sowie das Führen eines Hefts, in dem die Kinder eine Woche lang notieren, wann sie Plastik verbraucht haben, und welche Alternativen es dafür gibt. Nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität der Projekte ist wichtig, meint Rektorin Doris Henningson. "Einmalig ansprechen hilft nicht, man muss das Problem immer wieder von vorne angehen - vor allem bei Kindern, weil sie ein Leben ohne Plastik gar nicht kennen." Diese Ausdauer scheint zu fruchten, so berichtet die kleine Zoe stolz, bald mit ihrer Familie Müll sammeln zu gehen - einfach so. Und Mitschüler Marvin achtet darauf, beim Obsteinkauf die Plastiktüten wegzulassen.
Die Schülerinnen und Schüler der Oberschule Cadenberge setzten sich unter anderem schon mit der Mikroplastik-Belastung des Niedersächsischen Wattenmeeres auseinander. Ihre Ergebnisse präsentierten sie 2017 sogar auf der "Ideen-Expo" in Hannover. 2013 wurde die Schule ebenfalls in das Projekt "Umweltschulen in Europa" aufgenommen. Ein tolles Ergebnis, auf dem man sich nicht ausruhen sollte, meint Schulleiter Thorsten Fastert: "Hin und wieder mal wie mit einer Gießkanne ein Projekt zu starten, reicht einfach nicht - stattdessen müssen diese Themen in den Regelunterricht einfließen." Man dürfe nicht nur Verbote aussprechen und predigen, sondern müsse Kinder dazu bringen, die Nachhaltigkeit selber zu wollen - immer wieder aufs Neue. "Kontinuität ist am wichtigsten", so Fastert.
"Plastik vergeht nicht so schnell", weiß Sören von der Schule am Wingster Wald. Auf dass es mit dem Engagement der Kinder - und Erwachsenen - genauso bestellt ist!