Serie "Wildes Cuxland": Der Maulwurf ist das Wildtier des Jahres
KREIS CUXHAVEN. Der Maulwurf ist zum Wildtier des Jahres 2020 erklärt worden. Aber Achtung: Am Deich hat er eigentlich nichts zu suchen.
Zu sehen bekommt man den kleinen schwarzen Gesellen kaum, verräterisch aber sind seine Erdhügel. Buddeln ist sein Lebenszweck. Seine Hände sind in große fünffingrige Grabschaufeln umfunktioniert. Er hört hervorragend und sein Spürsinn funktioniert ebenso gut, aber dafür sieht der sprichwörtlich blinde Maulwurf ziemlich schlecht. Doch das mach ihm nichts. Sein Name hat nichts mit Maul zu tun. Er stammt von dem alten Wort "Molte", das bedeutet "Erde".
Er haust ohnehin fast ausschließlich unter der Erde in seinen selbst gebuddelten Gängen - und an seine unterirdische Lebensweise ist er bestens angepasst.
Prinzipiell könne man sich über Maulwürfe freuen, denn ihre Anwesenheit zeige, dass der Boden gesund sei und es zahlreiche Kleinlebewesen im Boden gebe, heißt es seitens des Nabu. Auch die Deutsche Wildtier Stiftung sieht in ihm einen echten Nützling, hat ihn sogar zum Wildtier des Jahres 2020 erklärt: Der Maulwurf sorge für einen gesunden, gut durchlüfteten Boden und vertilgt Gartenschädlinge wie Schnecken oder Käferlarven. Da er kein anderes Tier in seinem Revier duldet, vertreibe er unter anderem Wühlmäuse aus seinem Tunnelsystem.
Riesiges Labyrinth
Der Maulwurf ist eines der wenigen Säugetiere, das unterirdische Lebensräume erschließen kann. Maulwürfe sind Einzelgänger und vermeiden Begegnungen untereinander, nur zur Fortpflanzung finden sie sich zusammen.
Insgesamt gibt es über 35 verschiedene Arten. Bei uns in Mitteleuropa trifft man jedoch nur den Europäischen Maulwurf (Talpa europaea) an.
Der Maulwurf gräbt lange Gänge. Sie können ein bis zu 6000 Quadratmeter großes Labyrinth bilden. Darin befinden sich Schlafkammern, Kinderzimmer oder Vorratskammern. Der Maulwurf ist perfekt an seinen Lebensraum angepasst. Das schwarze samtweiche Fell hat keinen Strich und ist in alle Richtungen biegbar. Dadurch kann sich der Maulwurf in dem engen Tunnelnetz bequem vorwärts und rückwärts bewegen.
Maulwürfe haben eine walzenförmige Statur und sind 14 bis 16 Zentimeter lang. Ein Maulwurf hat keine Ohrmuscheln, sondern verdeckt seine Gehörgänge durch Hautlappen. Seine Augen sind sehr klein, fast unter dem Fell verborgen. Dass er nicht sehr gut sieht, macht nichts, denn er spürt hervorragend Erderschütterungen. Besonders ausgeprägt sind sein Geruchs- und Tastsinn. Besonders wichtig sind seine Tasthaare an der spitzen Schnauze sowie am kurzen Schwanz.
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Gefahr für Deichsicherheit
Und es gibt einen Bereich, in dem er überhaupt nichts zu suchen hat. Denn sollten sich Maulwürfe am Deich ausbreiten, bedeuten sie eine Gefahr für die Deichsicherheit dar. Der Bau ihrer Gänge höhlt den Deich aus und verursacht Schäden. Deshalb ist es für die Deichverbände wichtig, dass sich die Tiere nicht in den Deichkörper einnisten.
Sollte dies doch der Fall sein, werden sie mit einer Ausnahmegenehmigung durch geschultes Personal bekämpft. "Vor der Bekämpfung wird der Deich gerüscht, das heißt, die Maulwurfshügel werden mit einer Weiderüsche geglättet. Nach einem Tag Wartezeit wird geprüft, ob sich neue Hügel gebildet haben.
Ist dies der Fall, dann werden in diese neuen Gänge Tabletten zur Bekämpfung gelegt und der Gang wird verschlossen", teilt zu diesem Thema der Hadelner Deich- und Uferbauverband mit.
Steckbrief
Name: Maulwurf (Talpa europaea)
Größe: 17 Zentimeter lang
Gewicht: 120 Gramm schwer
Lebensdauer: 3 bis 6 Jahre
Lebensraum: unterirdisch in Wiesen und Gärten
Ernährung: Insekten, Regenwürmer, Ringelwürmer