Sportmoderator Norbert König (links) spricht beim Sparkassen-Küstenmarathon in Otterndorf mit Lauflegende Dieter Baumann. Foto: Adelmann
Sportmoderator Norbert König (links) spricht beim Sparkassen-Küstenmarathon in Otterndorf mit Lauflegende Dieter Baumann. Foto: Adelmann
Küstenmarathon

Sportmoderator Norbert König im Interview: "Ich fühle mich immer noch als Norddeutscher"

von Christian Mangels | 12.08.2022

OTTERNDORF. Norbert König ist eine feste Größe beim Küstenmarathon. Für den ZDF-Moderator ist der Kinderrechtelauf eine Herzensangelegenheit.

Auch bei der 22. Auflage der Laufveranstaltung darf der bekannte Journalist nicht fehlen. König, geboren in Nordholz-Deichsende und aufgewachsen in Cappel, steht seit 1987 beim ZDF als sportliche Allzweckwaffe vor der Kamera. Im Interview mit Jens-Christian Mangels spricht er über die drei großen "Ks" - Karriere, Kinder, Küstenmarathon.

Es sind noch genau 36 Tage bis zum 22. Sparkassen-Küstenmarathon in Otterndorf. Wie groß ist die Vorfreude?

Groß wie immer. Einerseits weil ich immer gern in der Heimat bin und zum anderen, weil der Küstenmarathon immer wieder richtig viel Spaß macht. Die Veranstaltung ist super organisiert. Ich stehe gern da rum und erzähle ein bisschen was und außerdem werde ich "gezwungen", selbst fünf Kilometer zu laufen. Es gibt lauter freundliche Menschen, die Stimmung ist toll und das Wetter hoffentlich gut - es gibt nichts, was mich davon abhalten könnte, nach Otterndorf zu fahren.

Die Veranstaltung steht seit Anfang an im Zeichen der Kinderrechte. Wie wichtig ist Ihnen dieser Aspekt?

Der ist total wichtig. Wenn ich für die Veranstaltung werbe oder bei Instagram etwas poste, stelle ich diesen Aspekt immer heraus. Kinderrechte ins Grundgesetz - das ist ja ein Urthema. Und gerade jetzt, in Zeiten der Pandemie, ist die Diskussion über die Rechte und Teilhabe von Kindern noch viel größer und wichtiger geworden. Ich finde es ganz wunderbar, dass der Küstenmarathon nicht eine Laufveranstaltung ist wie jede andere, sondern dass die Kiddies wirklich im Mittelpunkt stehen und mit dem Bambini-Marathon sogar ihren eigenen Lauf bekommen. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt, der dem Küstenmarathon auch ein Alleinstellungsmerkmal gibt.

Es gibt einen runden Geburtstag zu feiern: Sie moderieren den Küstenmarathon in diesem Jahr zum zehnten Mal. Wenn Sie auf die vergangenen Jahre zurückblicken: Welche Momente oder prominenten Sportler sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Zum Beispiel der Diskuswerfer Daniel Jasinski, weil ich gegen ihn Tischtennis gespielt habe. Das war 2016. Es stellte sich heraus, dass er gern Tischtennis spielt, genau wie ich. Irgendjemand hat dann einen Tisch aufgestellt und wir haben unseren Jux gehabt.

Und wer hat gewonnen?

Ich, wenn ich mich nicht irre. Das ist aber auch kein Wunder, weil ich jahrzehntelange Erfahrung habe. Ich habe ja schon als Zwölfjähriger Ping-Pong gespielt, in Spieka und Nordholz zum Beispiel. Und ich spiele immer noch, jetzt in Rheinhessen, mit meinen noch älteren Kollegen in der Kreisklasse.

Und wie sieht es mit Ihrer Läuferkarriere aus? Auf Helgoland sind Sie ja sogar schon die Königsdisziplin, den Marathon, gelaufen...

Ja genau, ich bin zweimal auf Helgoland gelaufen. Vorgestern wollte mein Sohn wissen, was mein schnellster Marathon war. Da konnte ich ihm berichten: 4 Stunden, 12 Minuten. Das war in Berlin. Und heute: Wenn ich Zeit habe, jogge ich. Bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Eugene war netterweise direkt an unserem Hotel eine sieben Kilometer lange Laufstrecke. Die bin ich dann jeden zweiten Tag gelaufen. Das war quasi das Training für Otterndorf.

Sie gelten als heimatverbundener Mensch. Was bedeuten Ihnen die Cux-Küste und der norddeutsche Menschenschlag?

Das ist Heimat, das ist Plattdeutsch schnacken - ich kann das noch ein bisschen. Meine Mutter und ihre Geschwister haben ja alle noch Platt geschnackt, da habe ich mir einiges abgehört. Dann die Ernährung mit Krabben und Aal, das ist mir wichtig. Das Wasser, auch wenn es mal weg ist. Wattlaufen. Das Klima, die Weite, die Wiesen, die Kühe. Die Menschen sind bodenständig und ehrlich, manchmal etwas wortkarg. Die große Überschrift ist tatsächlich: Heimat. Kurz vor der Pandemie saß ich als Gast auf dem roten Sofa in der NDR-Sendung DAS! und da rutschte mir raus: "Ich fühle mich immer noch als Norddeutscher". Meine Frau hat's gesehen und konnte es gar nicht glauben...

Sie haben es bereits erwähnt: Im Juli waren Sie bei der Leichtathletik-WM in Eugene im Einsatz. Welche sportliche Leistung hat Sie dort besonders beeindruckt?

Aus deutscher Sicht gab es ja wenig Grund zur Freude. Aber immer wieder beeindruckend ist natürlich, wie Weitspringerin Malaika Mihambo auf den Punkt ihre Leistung bringt. Dass sie WM, EM, Olympia und noch einmal die WM gewonnen hat, ist der absolute Hammer.

Einmal Gold im Weitspringen der Frauen und einmal Bronze durch die Sprintstaffel der Frauen - das war's dann schon. Haben Sie eine Erklärung für die insgesamt ernüchternde WM-Bilanz der deutschen Leichtathleten?

Ein generelles Urteil zu fällen, ist schwierig. Es liegt natürlich der Verdacht nahe, dass manche Sportler gedanklich schon bei der EM in München waren. Und man kann natürlich auch anfangen, über das deutsche System zu sprechen, in dem Vollprofitum schwierig ist, wenn man nicht gerade an der Spitze steht. Und das sind nun einmal nicht so viele in der Leichtathletik. Da beißt sich die Katze quasi in den Schwanz. Wer kann schon mit der Leichtathletik in Deutschland sein Geld verdienen?

Sind also aus Ihrer Sicht strukturelle Veränderungen nötig in Deutschland?

Ja. Man fragt sich ja immer wieder, ob Zentralisierung der richtige Weg wäre. Unser vermeintlich kleiner Nachbar, die Niederlande, macht es vor. Die haben in Papendal ein Trainingszentrum für alle Top-Athleten. Bei uns gibt es Landes- und Bundesstützpunkte wie Sand am Meer. Die andere Frage ist, ob man sich auf bestimmte Sportarten konzentriert und eine Bewertung vornimmt: Wo hat man Perspektiven und wo nicht? Ich finde aber, dass die Vielfalt des Sports erhalten bleiben muss. Es kann ja nicht sein, dass man nur noch nach den Medaillen und Top-8-Plätzen schielt und die Sportler, die dort nicht hinkommen, nicht fördert. Das halte ich für kontraproduktiv.

Welche sportlichen Großereignisse stehen als nächstes in Ihrem Terminkalender?

Bei den European Championships, die am Donnerstag begonnen haben, bin ich dabei. Bei der Fußball-WM bin ich nicht im Einsatz, das ist nicht meine Kernkompetenz. Im Winter stehen der Skisprung-Weltcup, die Vierschanzen-Tournee und die Nordischen Ski-WM in Planica auf dem Programm. Im Sommer 2023 sind dann die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest. Und 2024 freue ich mich auf die Olympischen Spiele in Paris. Da darf ich wohl noch arbeiten, das passt gerade noch vom Alter her. Endlich mal wieder Olympische Spiele in Europa - das wird toll.

Sind die Olympischen Spielen in Paris also der Abschluss Ihrer beruflichen Karriere?

Kann sein. Das offizielle Rentenalter erreiche ich dann. Inwieweit man glaubt, nicht auf mich verzichten zu können, frage ich dann rechtzeitig nach...

Von 1992 bis 1994 haben Sie das "Aktuellen Sport-Studios" moderiert. Liege ich richtig mit meiner Vermutung, dass Sie dort nie so richtig glücklich geworden sind?

Ja, das stimmt schon. Samstagabend-Unterhaltung und sehr starker Fokus auf Fußball - das war nicht wirklich mein Ding. Ich bin eher der Mensch für die Vielfalt und nicht für den Fußball.

Wir haben vorhin über Kinder gesprochen. Sie haben auch mal Kindersendungen moderiert, die Kindersportendung "Pfiff" zum Beispiel. Hätten Sie noch einmal Lust auf ein Kinderformat im Fernsehen?

Wenn das Konzept beinhaltet, dass es 50 Jahre Altersunterschied gibt, bin ich sofort dabei...

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