
Kreis Cuxhaven: Neuer Wind- und Solarpark in der Oste-Niederung geplant
KREIS CUXHAVEN. Der forcierte Ausbau der Erneuerbaren Energien erzeugt so etwas wie Goldgräberstimmung. Planer für Wind und Solarparks schließen schon Pachtvorverträge ab, um sich Flächen zu sichern - auch in der Oste-Niederung.
Die Energiekrise fordert ein Umdenken und den schnelleren Ausbau von Erneuerbaren Energien. Dazu zählt nicht zuletzt, dass Rahmenbedingungen sich verändert haben und Umsetzungen durch neu definierte Klimaziele leichter werden. Die Diskussionen sind längst in Gang gesetzt, potenzielle Investoren haben sich schon mögliche Flächen gesichert und manche Planung ist dabei schon weit gediehen: Zum Beispiel in Voigtding in der Oste-Niederung könnten - wenn alle planerischen und rechtlichen Hürden aus dem Weg geräumt sind - parallel ein 18-Anlagen-Windpark sowie ein Solarpark entstehen.
Großes öffentliches Interesse
Die Wingst, neben Cadenberge und Oberndorf eine der betreffenden Gemeinden, hatte die potenziellen Investoren - beide auf nationalem und internationalem Parkett tätig - zur Präsentation ihrer Pläne zu der Ausschusssitzung ins Gasthaus "Zur Linde" geladen. Das Interesse der Öffentlichkeit war an diesem Abend groß.
Maximilian Nickel vom Unternehmen WPD mit Sitz in Bremen stellte das Projekt Windpark Voigdting-Geversdorf mit 18 Anlagen mit einer Höhe von 200 Metern auf 233 Hektar Fläche. Ein Windrad hat eine errechnete Leistung von 5,6-Megawatt. Zusammen genommen soll die von den Anlagen erzeugte Energiemenge ausreichen, um jährlich 78.100 Haushalte zu versorgen.
Von grüner Energiegewinnung sollen Gemeinden erheblich profitieren. Je nach Flächenanteil hat WPD errechnet, um welche jährlichen Beträge es sich dabei handelt: Auf Cadenberge entfallen 187.813 Euro, auf Oberndorf 166.724 Euro und auf die Wingst 143.169 Euro.
Änderung des niedersächsischen Klimagesetzes
Planungsmäßig ist das bereits im Juni 2020 beim Landkreis eingereichte Projekt durch die Novellierung des EEG in Niedersachsen weit gediehen, nachdem es zwischenzeitlich aussah zu scheitern. Verkürzt gesagt hat der Landkreis Cuxhaven seine Ablehnung erteilt aus immissionsrechtlichen Gründen und wegen denkmalpflegerischen Belangen sowie des ausstehenden Raumordnungsverfahrens.
WPD allerdings habe Widerspruch eingelegt und sich an das Umweltministerium gewandt, so Nickel. Und das Unternehmen hatte Erfolg: Im Herbst vorigen Jahres habe schließlich das Ministerium den Landkreis angewiesen, das Verfahren auf ruhend zu stellen, und forderte Aktieneinsicht. Zwischenzeitlich erfolgte die Änderung des niedersächsischen Klimagesetzes - und demnach soll der Antrag vollständig genehmigungsfähig sein. Eines der größten Sorgenkinder sei die Trassierung der B 73-Ortsumgehung gewesen - aber auch die sei mittlerweile nicht mehr aktuell. Der Windpark hat - den Erläuterungen des Abends zufolge - offensichtlich gute Chance, realisiert zu werden. Als eine Option stellte Maximilian Nickel auch eine Beteiligung von Bürgen oder Kommunen zum Beispiel in Form sogenannter "Bürgerwind-Anlagen in Aussicht.
Anwohner-Vergünstigungen
Noch mehr Hürden müssten für ein weiteres Energiegewinnungsprojekt aus dem Weg geräumt werden. Peter Wiebensohn vom Projektierer und Modulhersteller QCells aus Berlin stellte das Interesse seines Unternehmens heraus, in Voigtding einen 60 Megawatt-Freiflächen-Solarpark zu errichten, das sich auch für Anwohner lohnen werde, weil ihnen direkt günstigerer Strom geliefert werde. Zudem stellte er die finanzielle Förderung von PV-Modulen für Privatdächer vor. Und auch für die Gemeinde sei es lukrativ, durch die Vergütung von 0,2 Cent pro Kilowattstunden. 2100 Euro pro Hektar pro Jahr verblieben bei der Gemeinde plus mindestens 70 Prozent der Gewerbesteuer. Wenn alles rundlaufe, so Peter Wiebensohn, könne 2024 die Inbetriebnahme erfolgen, entsprechende Vorverträge mit Flächeneignern seien schon erfolgt. QCells habe Interesse daran, den Solarpark selbst zu betreiben und bleibe 30 Jahre Partner, aber das Unternehmen sei gleichwohl offen für Beteiligung von Kommunen oder Energiegenossenschaften.
Wohlwollend aufgenommen
In der Gemeinde Wingst wurden die Präsentationen sehr wohlwollend aufgenommen. Bürgermeister Patrick Pawlowski unterstrich an diesem Abend das kommunale Interesse, das Thema Erneuerbare Energien in der Wingst umzusetzen. Eine Beteiligung regionaler Gesellschaft sei immer möglich, verdeutlichte er, aber ganz allein könnten es beispielsweise die lokalen Energiegenossenschaften nicht schaffen, das Klimaziel zu erreichen. "Die Energiewende ist nur im Zusammenspiel mit größeren Unternehmen möglich", machte Pawlowski klar. Innerhalb der Samtgemeinde Land Hadeln befinde sich dieses Thema zurzeit auf der Agenda.