An dieser Stelle ist der Übergang von alter zu angebauter Kirche zu sehen. Berit und Hartmuth Seitz weisen aufs Mauerwerk des Neuenwalder Gotteshauses hin, das unter Regie von Pastor Heinrich Rüther dereinst um 5,50 Meter erweitert wurde. Foto: Schoener
An dieser Stelle ist der Übergang von alter zu angebauter Kirche zu sehen. Berit und Hartmuth Seitz weisen aufs Mauerwerk des Neuenwalder Gotteshauses hin, das unter Regie von Pastor Heinrich Rüther dereinst um 5,50 Meter erweitert wurde. Foto: Schoener
Geschichtenwerkstatt

Kloster Neuenwalde: Eine Spurensuche mit Überraschungen

08.09.2022

NEUENWALDE. Die Geschichtenwerkstatt stellt Neues zu Pastor Rüther und Priorin von der Decken aus dem Kloster Neuenwalde zusammen.

Was haben Pastor Heinrich Rüther und Priorin Frieda von der Decken gemeinsam? Die Geschichtenwerkstatt Kloster Neuenwalde begab sich auf Spurensuche. Dabei fanden die emsigen Heimatforscher nicht nur Stoff für einen neuen Bildband, es gab auch Überraschendes.

Berit und Hartmuth Seitz haben sich als Geschichtenwerkstatt Kloster Neuenwalde mit ihrer heimathistorischen Buchreihe "Zeitzeugen" mittlerweile einen Namen gemacht in Geestland und umzu. Seit Jahren ackern sich Vater und Tochter kontinuierlich durch alte Briefe und große Archive, recherchieren in den unendlichen Weiten des Internets. Und hören stets genau hin, wenn ihnen die Menschen aus dem Ort und umzu etwas erzählen von früher. Und wie das so war damals im Kloster.

Dabei geht es auch um verwandtschaftliche Beziehungen der Familien untereinander. Sie und ihre Nachfahren wohnen zumeist nicht mehr in Neuenwalde, aber ihre Spuren führen immer wieder dorthin zurück. "Wir wollen diese Dinge lebendig halten, ehe sie in Vergessenheit geraten", betont Hartmuth Seitz und spricht von einer Erinnerungskultur, die jedem Dorf seine Wurzeln verleiht.

Vierter Band in vier Jahren

Die Arbeit der ehrenamtlichen Heimatforscher ist ambitioniert: Nach Schilderungen aus dem Leben der Klosterdamen im ersten, nach Berichten und Anekdoten von Menschen aus dem Ort im zweiten sowie Geschichte und Geschichten von Klosterdamen und Amtmännern im dritten Heft beschäftigen sich Berit und Hartmuth Seitz im vierten Band mit den Familien der Damen, die im Kloster gelebt haben. Das faktenreiche Heft - es ist das vierte innerhalb von vier Jahren - steht vor der baldigen Veröffentlichung. "Familien Leben" ist es überschrieben. Eine Spurensuche. Wer diese Spuren verfolgt, kann an Familie von der Decken nicht vorbei. Auffallend sind die drei Schwestern Marie, Caecilia und Frieda. Sie alle traten ab 1884 nacheinander ins Kloster ein. Letztgenannte war von 1929 bis 1955 ebendort sogar Priorin, also oberste Dame des Konvents. "Die Welt rund ums Kloster ist eine besondere", verrät Hartmuth Seitz, "hier hängt alles miteinander zusammen, hier gibt es weitverzweigte familiäre Linien und Traditionen."

1892 zog mit Heinrich Rüther gegenüber dem Kloster ein neuer Pastor ins Pfarrhaus ein. Fünf Jahre nach Amtsantritt in Neuenwalde war Rüther kein alleinstehender Pastor mehr. "Er heiratete am 4. November 1897 die Klosterdame von der anderen Straßenseite", wissen Berit und Hartmuth Seitz. Gemeint ist Marie von der Decken, sie wurde Frau Pastor Rüther. Demnach war Klosterchefin Frieda von der Decken mit Pastor Rüther verwandt. Genau diese Zusammenhänge haben die Neuenwalder gründlich aufgearbeitet. Dabei fiel ihnen auch auf, dass Heinrich Rüther und Frieda von der Decken im gleichen Jahr das Licht der Welt erblickt haben - 1866 nämlich. 2021 also vor 150 Jahren. Da Veranstaltungen im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie ausfallen mussten, werden die Heimatforscher zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag an Rüther und von der Decken erinnern - und Kulturspuren suchen.

Erweiterung der Klosterkirche

Als die beiden am Dienstag in die Klosterkirche gehen, wollen sie nicht nur die Spuren der Kirchenerweiterung um 5,50 Meter zeigen, für die sich Rüther seinerzeit eingesetzt hat. Sie machen auch auf einen Eintrag ins Gästebuch von Ende August aufmerksam. In geschwungener Schrift ist dort zu lesen: "Wíe schön, noch einmal hier gewesen zu sein, an dem Ort, an dem mein Großvater Heinrich Rüther viele Jahre Pastor war." Die Zeilen stammen von Annette Kitt. Sie ist die Enkelin des 1954 verstorbenen Gottesmannes und lebt in Wien. Berit Seitz: "Sie wollte mit einer persönlichen Spurensuche ihrem Mann einmal den Ort zeigen, an dem sie früher Urlaub bei ,Tante Frieda' gemacht hatte."

Informationen

Zum Tag des offenen Denkmals laden Berit und Hartmuth Seitz in Kooperation mit Heimatmuseum und Kirche für Sonntag, 11. September, ins Kloster Neuenwalde ein. Treffpunkt ist um 15 Uhr der Glockenturm.

Gemeinsam will man sich von dort aus auf die Suche nach Pastor Heinrich Rüther und Frieda von der Decken machen. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.

Von Andreas Schoener

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Lesen Sie auch...
Kriminalität 

Dunkle Jahreszeit im Kreis Cuxhaven: 5 Mythen rund um Einbrüche - das müssen Sie wissen

KREIS CUXHAVEN. Einbrecher kommen im Schutz der Dunkelheit und die Videokamera schreckt sie schon ab? Hartnäckig halten sich gewisse Mythen rund um das Thema Einbruch und Sicherheit. Jetzt klärt die Polizeiinspektion Cuxhaven auf: Stimmt's - oder stimmt's nicht?

Schwimmbad

Ärger unter Schwimmern: Ist die Moor-Therme in Bad Bederkesa zu kalt?

BAD BEDERKESA. Die Moor-Therme in Bad Bederkesa ist in der ganzen Region beliebt. Die kühlere Wassertemperatur und weitere Maßnahmen sorgen aber für Verärgerung.

Unfall auf Kreisstraße

Frontal-Kollision im Kreis Cuxhaven: Frau eingeklemmt und schwer verletzt

BEVERSTEDT. Bei einer Frontal-Kollision im Kreis Cuxhaven ist eine Autofahrerin schwer verletzt worden. Auch ein weiterer Unfallbeteiligter kam ins Krankenhaus.

Bei "Aktenzeichen XY"

Cuxhavener Disco-Morde: Polizei mit neuer Theorie - viele neue Hinweise

KREIS CUXHAVEN. Weit über 100 Hinweise sind zu den als Anhalter- oder Disco-Morden bekannten Vermisstenfällen bei der Polizei in Cuxhaven eingegangen.