
Start für Wasserstoff-Produktion in Cuxhaven - mit Tankstelle
CUXHAVEN. Stadt und Landkreis Cuxhaven bekommen die erste Wasserstoff-Produktionsanlage mit angeschlossener Tankstelle.
Als Start in ein neues Zeitalter der Mobilität bezeichnete Umweltminister Olaf Lies (SPD) das Projekt, das der Unternehmer Jochen Kaufholt zusammen mit der EWE unter dem Namen Turneo GmbH auf die Schiene gesetzt hat. In Sichtweite von Siemens Gamesa und den Offshore-Liegeplätzen erfolgte am Mittwoch der erste Spatenstich für das 14-Millionen-Euro-Projekt, das zur Hälfte von Bund und Land gefördert wird.
Dem Norden gehöre die Zukunft, die von den Erneuerbaren Energien angetrieben sein wird, gab sich Lies überzeugt und freute sich sichtlich, dass das vom Land massiv geförderte Deutsche Offshore Industrie Zentrum (DOIZ) erneut Ausgangspunkt einer wegweisenden Innovation sei. Auch Oberbürgermeister Uwe Santjer lobte den Mut und die Tatkraft von Jochen Kaufholt, der mit seiner Investition in Cuxhaven Neuland betrete und damit ein positives Zeichen setze.
Stoff für neue Mobilität
Es geht um den Aufbau einer Infrastruktur für die Produktion und Verteilung von Wasserstoff für Pkw, Lkw, Züge und Schiffe. Den Anfang macht die Turneo GmbH mit einer Anlage zur Elektrolyse, bei der aus Strom und Wasser Wasserstoff erzeugt wird mit einer Leistungsfähigkeit von zwei Megawatt, ausbaufähig auf bis zu 20 Megawatt.
Netzwerkpartner und Teil der neuen Versorgungsinfrastruktur ist die Wintershall Dea Deutschland GmbH, die einen großen Teil des erzeugten Wasserstoffs abnehmen wird, um damit die auf Wasserstoffhybridantriebe umgestellte Versorgerflotte der Bohr- und Förderinsel Mittelplate anzutreiben.
Der Leiter des Deutschlandgeschäftes von Wintershall Dea, Robert Frimpong unterstrich den Fortschrittswillen des Unternehmens, das seit 35 Jahren gegenüber von Cuxhaven mitten im Nationalpark Schleswig-holsteinisches Wattenmeer erfolgreich und sauber Erdöl fördert, bisher eine Millionen Tonnen jährlich. Ab 2025 soll die Menge verdoppelt werden, indem Lagerstätten außerhalb des bislang genehmigten Areals erschlossen werden. Die drei Versorgungsschiffe werden eine Vorreiterrolle im Hinblick auf die Wasserstoffnutzung spielen.
Strom in Akkus gespeichert
Der von der Turneo GmbH an der Straße "An der Baumrönne" produzierte Wasserstoff gelangt unter bis zu 350 bar Druck in Tankcontainern auf die Mittelplate-Schiffe. Aus den gesicherten Spezialbehältern wird der Wasserstoff dann einer Brennstoffzelle zugeführt und der darin erzeugte Strom in Akkus gespeichert. Dieser Strom treibt den Elektromotor an, der über ein Hybridgetriebe die Welle und die Schiffsschraube in Bewegung setzt. Pro Fahrt werden 150 Kilogramm Wasserstoff benötigt. Im Ausnahmefall kann auf Diesel umgeschaltet werden.
Projektentwickler Kaufholt setzt vor allem auf die maritime Anwendung von Wasserstoff, weil er dort den größten Bedarf sieht. "Durch diese erste praktische, maritime Anwendung soll in Cuxhaven der Grundstein für eine Wasserstoffinfrastruktur gelegt werden, von deren Ausbau am Ende der Hafen und die gesamte Region profitieren werden", prognostiziert der Unternehmer. Das 8000 Quadratmeter große Grundstück an der Zufahrt zu Siemens Gamesa hat er der stadteigenen Cuxhaven-Entwicklungsgesellschaft abgekauft. Strategisch günstig gelegen, können von dort sowohl die Schiffe am Helgoländer Kai - wo Entec die Mittelplate-Versorgungsbasis betreibt - als auch die Schiffe an den übrigen Liegeplätzen auf kurzem Wege mit Tankcontainern, als auch Lkw und Pkw direkt autobahnnah versorgt werden.
Importe von Wasserstoff
Der Entwickler denkt allerdings schon einen großen Schritt weiter. Seiner Meinung nach bietet der Cuxhavener Hafen ideale Voraussetzungen für die Anlandung von Wasserstoff-Importen aus dem Ausland, ein weiteres Standbein, das neben dem Flüssiggas LNG wichtig werden wird, um von Energie aus Russland und anderen Staaten unabhängiger zu werden.
Für Umweltminister Lies gehört dazu auch der Bau weiterer Liegeplätze am Elbstrom, ohne die der angestrebte Ausbau der Windenergie auf See kaum denkbar sei. Der auf See gewonnene grüne Strom sei wiederum die ideale Quelle für die Erzeugung großer Mengen Wasserstoff.