Staatsanwaltschaft Stade:

Tatverdächtiger für Seeadler-Tötung

07.04.2016

BALJE. Für die Tötung des Seeadlers in Balje gibt es einen Tatverdächtigen. Es soll sich um einen 65-jährigen Mann aus Balje handeln. teilt die Staatsanwaltschaft Stade mit.

Oberstaatsanwalt Kai-Thomas Breas geht laut einem Medienbericht davon aus, dass der männliche Seeadler bereits am 27. Januar getötet wurde. An diesem Tag hätten mehrere Zeugen einen Mann beobachtet, der mit einer langen Waffe in unmittelbarer Nähe des Horstes unterwegs gewesen sei. Kurz darauf hätten die Zeugen einen Schuss gehört.. Zwar ist der getötete Seeadler erst am 10. Februar entdeckt worden, aber die biologische Untersuchung des Greifvogels habe ergeben, dass er zwischen dem 25. Januar und dem 2. Februar getötet worden ist.

Der Mann, gegen den nun ermittelt wird, habe einen Jagdschein und habe in der Nähe des Tatortes Grundbesitz, dass durch die Existenz des streng geschützten Tieres nicht frei verfügbar wäre, so Breas. Darin könne das Motiv des Mannes liegen. Breas nennt ausdrücklich mögliche Planungen für Windenergieanlagen. Bisher hieß es stets aus Balje, dass dort keine neuen Anlagen geplant seien. In diese Richtung werde ermittelt, denn das Grundstück könnte eventuell durch den Tod des Seeadlers einen Wertzuwachs erhalten.

Bisher habe sich der Beschuldigte nicht geäußert. Er werde anwaltlich vertreten und nun weiter befragt. Dann werde entschieden ob Strafbefehl beantragt oder Anklage erhoben werde.

Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, wild lebende Tiere besonders geschützter Arten zu töten. Die Tötung stellt im rechtlichen Sinne eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit einer Geldstrafe bis zu 50 000 Euro geahndet werden kann. Wird ein besonders streng geschütztes Tieres mit Vorsatz getötet, handelt es sich um eine Straftat, die mit bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug bestraft wird. Außerdem verstößt die Tötung des Seeadlers gegen das Jagd- und das Tierschutzrecht.

Falls ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz angeklagt wird, droht dem Mann eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren. Möglich ist auch, dass der Staat den finanziellen Vorteil abschöpfe. Und da sei es egal, ob der Grundstückeigentümer der Täter war oder nicht, so Breas und verweist auf einen Fall in Blankenese als in Elblage Bäume gefällt wurden und dem Grundstückseigentümer zwar die Tat nicht nachgewiesen werden konnte, aber sich der Staat den Wertzuwachs für die freie Sicht in Hanglage bezahlen ließ.

Im Kreis Stade gibt es vier Horste von Seeadlern. Entlang der Unterelbe zwischen Hamburg und der Nordsee brüten etwa zehn Paare. Im engeren Bereich der Unterelbe/Ostemündung sind acht Seeadler nachgewiesen. Bei dem getöteten Vogel handelt es sich um den fünften toten Seeadler an der unteren Oste. Im April 2005 waren zwei Seeadler-Nestlinge durch zwei mit dem Insektizid Carbofuran versetzten Tauben-Ködern vergiftet worden. Ein 2007 tot gefundener Altvogel wies ebenfalls Vergiftungserscheinungen auf. Vom Täter fehlt bis heute jede Spur.

Die Oste von der Mündung bis in den Rotenburger Raum ist Seeadlergebiet – ebenso wie der Balksee oder das Langenmoor. Auf dem Gebiet des Landkreis Cuxhaven gibt es laut Naturschutzamt gegenwärtig vier bis fünf Seeadlerhorste mit jeweils zwei Tieren. Den aktuellen Vorfall findet Amtsleiter Werner Rusch „schlimm, man ist dabei so hilflos“. Dass gezielt Greife geschossen werden, ist nach seiner Kenntnis im Kreisgebiet noch nicht vorgekommen: „Das ist eine neue Machart.“

2003 hatte sich erstmals ein Seeadlerpaar für das Elbe-Oste-Gebiet als Lebensraum entschieden. Seither wächst die Population der majestätischen Vögel in kleinen Schritten. Die Greifvögel sind in großen Revieren zu Hause, zwischen denen es Wechselbeziehungen gibt. So hofft Gerd-Michael Heinze von der „Naturschutzstation Unterelbe“ in Freiburg, dass sich das verbliebene Adlermännchen noch neuverpaaren könnte und die Brut mit einem weiteren Weibchen trotzdem stattfindet.

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