Vor rund zwei Wochen soll es zu der Attacke auf einem Friedhof in dem Bülstedter Ortsteil Steinfeld durch einen Wolf gekommen sein. Einen DNA-Nachweis dafür gibt es aber nicht. Symbolfoto: Thissen
Tiere

Tierbiss in Steinfeld: Polizei räumt Fehler ein

12.12.2018

STEINFELD. Die Diskussion um den Tierbiss in Steinfeld dauert an - auch wenn nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums kein DNA-Nachweis für einen Wolf erbracht werden konnte. Nun hat die Polizei des Landkreises Rotenburg/Wümme ihre Pressemeldung zu dem Vorfall aus dem Netz gelöscht.

Vor rund zwei Wochen soll es zu der Attacke auf einem Friedhof in dem Bülstedter Ortsteil Steinfeld gekommen sein. Ein Gemeindemitarbeiter hatte das berichtet, auch der Polizei. Die hatte am folgenden Tag eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der es wörtlich hieß: "Am Dienstagvormittag ist ein 55-jähriger Arbeiter der Gemeinde Bülstedt im Landkreis Rotenburg während der Pflege der Grünanlage am Friedhof in Steinfeld von einem Wolf gebissen worden." Für den Biss eines Wolfes gibt es nach den DNA-Untersuchungen allerdings keinen Beleg. Welches Tier genau die Wunde des Mannes verursacht hat, ist bislang offen.

Diese Entwicklung hat die Polizei als amtliche Quelle dazu bewogen, die Meldung aus dem offiziellen Internetportal für Polizeimeldungen "Polizeipresse.de" zu löschen. Dazu sagte der Sprecher der Rotenburger Polizeiinspektion, Heiner van der Werp: "Nach Bekanntgabe des DNA-Ergebnisses sahen wir uns aufgefordert, nicht mehr von einem zweifelsfreien Angriff durch einen Wolf zu sprechen." Bei den Recherchen zu den Ereignissen am vergangenen Dienstag war einem Beamten der Polizeistation Tarmstedt von dem Gemeindemitarbeiter mitgeteilt worden, dass er von einem Wolf gebissen worden sei. "Meinem Kollegen gegenüber sei der Gemeindemitarbeiter mehr als sicher gewesen, es mit insgesamt vier Wölfen zu tun gehabt zu haben."

Die Meldung in dieser Form als Tatsache veröffentlicht zu haben, bedaure van der Werp. Dass die Meldung der Polizei ohne Hinweis aus dem Portal gelöscht, aber nicht korrigiert wurde, begründet der Polizeisprecher mit der inhaltlichen Richtigkeit: "Der Fehler, den ich gemacht habe, war das Fehlen eines Wortes wie ,mutmaßlich‘." Ein nachträgliches Ändern einer Meldung sei nicht möglich. "Den Text als einseitige Quelle online stehen zu lassen, wäre das falsche Signal in dieser Situation."

Die ist in der Tat angespannt: In Foren und bei Facebook liegen sich Naturfreunde und Menschen, die der Ansicht sind, der Wolf habe in besiedeltem Gebiet nichts verloren, in den Haaren. Verschwörungstheorien sind an der Tagesordnung.

Wohl auch deshalb mahnt der Nabu Niedersachsen eine Versachlichung der Diskussion an. Der Verband zielt vor allem auf Umweltminister Olaf Lies (SPD). Obwohl nur Hunde- und Katzen-DNA gefunden worden sei, ließen Aussagen des Ministers "und weiterer politischer Akteure weiterhin Raum für Spekulationen, welche seitens diverser Lobbyisten dankbar genutzt werden", klagt der Nabu-Vorsitzende Holger Buschmann. "So wird die Debatte um den Wolf weiter befeuert." Es sei unverantwortlich, wie Politiker "durch eine martialische Bildsprache" Ängste befeuerten. Zudem gingen die Äußerungen an den Fakten vorbei. "Bislang wurde kein Nachweis erbracht, dass ein Wolf seit seiner Rückkehr nach Deutschland je einen Menschen angegriffen geschweige denn überhaupt aggressives Verhalten gezeigt hat." (mk/bal)

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