Tierliebe und Freiheit: Wattwagenfahrerin aus Cuxhaven lebt für ihre Berufung
CUXHAVEN. Wind im Haar, Möwengeschrei in der Luft und eine salzige Nordseebrise in der Nase - Birgit Strohsahl liebt den Moment, wenn sie mit ihrem Wattwagen den Deich in Cuxhaven empor fährt.
In den Stallungen ist es angenehm kühl, als Birgit Strohsahl mit einem Eimer Hafer in der Hand über den Betonboden läuft. Draußen brennt die heiße Mittagssonne erbarmungslos vom Himmel. Die großen Pferde schnauben zufrieden als Strohsahl den Inhalt des Bottichs vor ihnen auf der Futterstelle verteilt. "Vor jeder Wattwagenfahrt bekommen die Pferde eine extra große Portion zur Stärkung", erklärt die Cuxhavenerin. Der Energielieferant ist nötig, denn gleich beginnt die nächste Tour.
Tierversorgung steht an erster Stelle
Die kräftigen Kaltblüter leisten während der Fahrt ins Watt Schwerstarbeit: nicht nur ziehen sie den Wagen mitsamt Insassen durch den Schlick, auch dauert die Überfahrt nach Neuwerk und zurück insgesamt einen halben Tag. "Wir sorgen dafür, dass die Pferde auf der Insel und nach getaner Arbeit ihre Reserven wieder aufladen können", so Strohsahl. Die Versorgung der Tiere steht für sie an erster Stelle, alles andere steht hintenan. Die 20 Kaltblüter haben für die Cuxhavenerin einen unschätzbaren Wert. Mit leuchtenden Augen erklärt sie: "Unsere Pferde bedeuten mir alles." Kein Wunder, dass sie ihre diese gerne als "Arbeitskollegen" oder "Freunde" bezeichnet.
Jedes Pferd ist einzigartig
Wie ein Mensch, ist auch jede der Fellnasen einzigartig und hat individuelle Bedürfnisse. "Jedes Pferd hat seinen eigenen Charakter", schmunzelt die Cuxhavenerin. Manche verstehen sich hervorragend, während andere sich einfach nicht riechen können. Dies muss beim Einspannen in den Wattwagen berücksichtig werden.
Wattwagenfahren: Viel Arbeit und Aufwand
Zu den Aufgaben einer Wattwagenfahrerin gehört allerdings einiges mehr, als die Fahrt selbst. Neben der Versorgung der Tiere und der Pflege der Wattkutschen, muss viel bürokratischer und organisatorischer Aufwand betrieben werden. Gut, dass Birgit Strohsahl nicht alleine vor diesen Aufgaben steht.
Die ganze Familie muss mitarbeiten
Ihre Tochter, Mette, hat dieses Jahr Abitur gemacht und derzeit viel Freizeit. Letztes Jahr machte sie den Schein zur Wattwagenfahrerin und hilft nun kräftig mit. "Meine Tochter ist sehr engagiert und fleißig", betont Birgit Strohsahl. Auf dem 300 Jahre alten Familienbetrieb muss jeder mitarbeiten. Auch ihr Mann, Erhard Boldt, ist eine große Hilfe und Stütze für Strohsahl.
Durch die Passion vereint
Durch die gemeinsame Passion haben sich die beiden 1992 kennen und lieben gelernt. Ihre Betriebe haben sie dann zusammengelegt. "Ohne meinen Mann würde ich das alles nicht schaffen", erkärt Strohsahl. Neben den Wattwagenfahrten, müssen auch Ferienwohnungen betreut werden. Besonders in der Hauptsaison sind die Tage lang und anstrengend.
Im Watt ist alles gut
Birgit Strohsahl berichtet, dass Gäste gelegentlich fragen: "Warum tun Sie sich diesen Stress und Aufwand eigentlich an?" Doch, die Cuxhavenerin stellte sich diese Frage bislang nie. "Für mich ist das keine Arbeit, denn ich tue, was ich liebe", erklärt sie lachend. "Wenn ich im Watt bin, atme ich tief durch und dann ist alles gut."