
Cuxland: Tupperdose beim Metzger gegen Plastikflut
KREIS CUXHAVEN. Immer mehr Verbraucher im Cuxland versuchen ihr Glück mit Thermobecher im Café oder Tupperdose an der Wursttheke, um Plastikmüll zu vermeiden.
Einige Betriebe in Land Hadeln und Cuxhaven unterstützen diesen Bewusstseinswandel ihrer Kunden bereits. Andere haben hingegen Bedenken, damit möglicherweise Hygienevorschriften zu verletzen. Doch was ist erlaubt?
Eines vorab: Ja, es ist gastronomischen Betrieben grundsätzlich gestattet, Kaffee und andere Heißgetränke in einen vom Kunden mitgebrachten Thermobecher abzufüllen. Und ja, auch die Tupperdose darf vom Verbraucher mit zur Wursttheke im Supermarkt genommen werden.
Voraussetzung ist, dass sich Betriebe dabei an die Richtlinien der Lebensmittelhygieneverordnung halten. In einer Handlungsempfehlung des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz heißt es zu kundeneigenen Bechern und Co.: "Lebensmittel sind auf allen Stufen der Erzeugung, der Verarbeitung und des Vertriebs vor Kontaminationen zu schützen, die sie für den menschlichen Verzehr ungeeignet oder gesundheitsschädlich machen [...]."
Dazu liefert das Ministerium neun Mindeststandards, die von den Betrieben eingehalten werden müssen. Die Auslauftülle der Getränkemaschine oder Kanne darf zum Beispiel nicht mit dem vom Kunden mitgebrachten Becher in Kontakt kommen. "Wer sich an diese Vorschriften zur Hygiene hält, kann in diesem Punkt durchaus den Kundenwünschen nachkommen", gibt Detlef Merz, Fachgebietsleiter Lebensmittelüberwachung beim Landkreis Cuxhaven, grünes Licht.
Bäcker Thomas Schröder aus Otterndorf und einige andere tun es bereits. "Immer mehr bringen ihre Thermobecher mit", erzählt er. "Bei der Befüllung halten wir uns streng an die Hygienevorschriften." Das sei kein Problem und die Kunden freue es. Bald wolle er außerdem das Pfandbechersystem "Recup" (wir berichteten) einführen.
Doch wie stehen im Cuxland die Chancen, auch an der Fleisch- und Käsetheke plastikfrei einzukaufen? Gespräche unserer Zeitung mit verschiedenen Fleischereien und Supermärkten in der Region zeigen: Die Nachfrage der Kunden steigt. Immer häufiger bringen sie eigene Behälter mit. Einige Betriebe gehen gerne darauf ein und versuchen dabei, alle Vorschriften nach bestem Wissen einzuhalten. Doch weil die Gesetzeslage für sie unklar scheint, möchten sie in diesem Artikel nicht namentlich genannt werden. "Die Vorschriften sind sehr schwammig", heißt es immer wieder.
Detlef Merz erklärt: "Bringt ein Kunde seine eigene Dose zur Fleischtheke mit, darf diese aus Hygienegründen lediglich nicht in den Bereich hinter dem Tresen gelangen." Wenn der Kunde seinen Behälter aber auf dem Tresen abstelle, der Verkäufer die Ware, ohne den Behälter zu berühren, dort hineinlege und der Kunde selbst den Deckel draufmache, sei das durchaus möglich. "Es gibt vielfältige Konzepte, dem Verbraucher einen plastikfreien Einkauf zu ermöglichen", so Merz. Jedem Lebensmittelbetrieb sei es aber freigestellt, dies zu tun. "Oftmals haben Betriebe ihre eigenen Regelungen. "Im Vordergrund steht dabei jedoch immer die Einhaltung der Hygienevorschriften."
Bei Fleischerei Seidel können Kunden schon seit Längerem gerne mit Tupperdosen in den Laden kommen. "Seit einem Jahr kosten Plastiktüten bei uns außerdem Geld. Zu Weihnachten haben wir Kunden wiederverwertbare Stofftüten geschenkt, um den Plastikverbrauch zu reduzieren", erzählt Sandra Kaiser.
Bei Marktkauf gibt es für Umweltbewusste seit einem Dreivierteljahr außerdem eine Mehrzweckdose. Das Prinzip ist einfach: Der Kunde kauft eine neue Dose für einmalig 4,99 Euro und geht damit zur Fleischtheke des Supermarktes. Dort wird sie vom Mitarbeiter befüllt. Beim nächsten Einkauf bringt der Kunde die grob gereinigte Dose wieder mit, gibt sie bei der Kundeninformation ab und bekommt dafür ein Kärtchen. Während die gebrauchte Dose nun vorschriftlich vom Supermarkt gereinigt wird, erhält der Kunde an der Theke gegen Vorlage des Kärtchens eine frische Dose. "Das wird immer mehr von den Kunden angenommen", erklärt Conny Fischer vom Kundencenter der Marktkauf-Filiale in Cuxhaven. "Es hat definitiv ein Umdenken stattgefunden."