
UVC: Schuldige in EWE-Affäre gedeckt
KREIS CUXHAVEN. Die von unserer Zeitung publik gemachte EWE-Abwasser-Affäre, die für landesweite Schlagzeilen sorgte, war nur ein Randthema beim Neujahrsempfang des Unternehmensverbandes Cuxhaven (UVC) am Dienstagabend in Donners Hotel.
Dennoch ließ UVC-Vorstandsmitglied Andreas Wulf mit seiner Einlassung zu der millionenschweren Abrechnungspanne die zahlreichen Gäste aufhorchen. "Die wahren Schuldigen werden gedeckt", betonte Wulf. Im gleichen Atemzug kritisierte er den Umgang mit Thomas Windgassen.
Der EWE-Manager Windgassen war über die Affäre gestolpert. Er ist nicht mehr als Geschäftsführer der EWE Wasser GmbH im Amt und hat auch seinen Posten als Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stade zur Verfügung gestellt. Beim UVC hat Windgassen jedoch Rückendeckung. Er ist nach wie vor UVC-Vorsitzender. Beim Neujahrsempfang des Verbandes fehlte er allerdings aufgrund einer Krankheit.
Im Gespräch mit unserer Zeitung verdeutlichte Wulf, dass er die Schuldigen in der Abwasser-Affäre auch in der Verwaltung und in der Politik der Stadt Cuxhaven sieht. Hier säßen die Verantwortlichen, die vor Jahren die Verträge mit EWE zur Abwasserentsorgung abgeschlossen hätten und deshalb über deren Inhalte Bescheid wüssten, so Wulf. Wie unsere Zeitung berichtete, hatten die Stadt Cuxhaven und damit letztlich die Verbraucher aufgrund fehlerhafter Abrechnungen jahrelang zu hohe Abwassergebühren an EWE gezahlt.
In seinem Ausblick auf das Jahr 2019 forderte Wulf energisch eine Harmonisierung von Steuervorschriften in Europa sowie einen Abbau der Bürokratie. Gerade die kleinen und mittelständischen Unternehmen müssten entlastet werden. Bisher sei von diesbezüglichen Ankündigungen der Politik aber noch nichts zu spüren. Auch das Thema Datenschutz werfe nach wie vor viele Fragen auf. In dem Zusammenhang gebe es zu denken, so Wulf, dass globale Konzerne wie Google, Amazon oder Facebook ihre Macht über das Sammeln von Daten ständig weiter ausbauten.
UVC-Geschäftsführer Markus Heinig verglich in seiner Ansprache die Arbeit der Bundesregierung im vergangenen Jahr mit dem schlechten Abschneiden der Fußballnationalmannschaft in Russland. Heinig kritisierte, dass die "zähe Regierungsbildung" sowie Konflikte - etwa die Maaßen-Affäre oder der Streit zwischen Merkel und Seehofer - die Politikverdrossenheit gefördert hätten. Der UVC-Geschäftsführer mahnte - auch vor dem Hintergrund des bevorstehenden Brexits - "eine verlässliche und verantwortungsvolle Politik" an. Es gelte, Nationalismus und Protektionimus zurückzudrängen. Als eine der größten Herausforderungen für die Wirtschaft bezeichnete er den Fachkräftemangel. Es brauche auch bessere Bedingungen für Investitionen - etwa eine "entschiedene Steuersenkung".
Die Wirtschaft in der heimischen Region sei gefordert, die sich jetzt bietenden Chancen zu ergreifen, meinte Heinig. Die Windbranche sorge für eine große Dynamik.
Ein Projekt, das den Standort Cuxhaven deutlich aufwerten werde, sei der Alte Fischereihafen. Heinig: "Ein Rohdiamant, der zu einem einzigartigen Schmuckstück werden muss." Gut aufgestellt sei der Hafen. Die Planungen für weitere Liegeplätze bei Cuxport seien angelaufen.
Wichtig für die Region sei, dass die Fährverbindung über die Elbe zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel wieder aufgenommen werde. Heinig betonte, für den boomenden Standort Cuxland wäre es ein Fortschritt, wenn Studienmöglichkeiten in Cuxhaven geschaffen würden - etwa Außenstellen von Fachhochschulen.
An solche glaubt Oberbürgermeister Ulrich Getsch zwar nicht, wie er erklärte. Er verwies aber auf ein vielversprechendes Projekt, das eine Privatuni aus Göttingen gemeinsam mit Siemens Gamesa in Cuxhaven plane. Getsch wie auch Landrat Kai-Uwe Bielefeld plädierten auf dem UVC-Neujahrsempfang dafür, optimistisch ins Jahr 2019 zu gehen. Beide hatten die in vielen Medien zitierte Aussage von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) im Hinterkopf, der vor wenigen Tagen das Ende der "fetten Jahre" verkündet hatte. Das war so gar nicht nach dem Geschmack der beiden Hauptverwaltungsbeamten, die sich die gute Laune nicht vermiesen lassen wollen.
200 Unternehmen als Mitglieder
Der Unternehmensverband Cuxhaven Elbe-Weser-Dreieck (UVC) ist ein Arbeitgeberverband für die Stadt und die Region. Er hat rund 200 Mitgliedsunternehmen aus allen Branchen. Er versteht sich als Interessensvertretung. Im Leistungsangebot hat der UVC mit Sitz in Cuxhaven auch Rechtsberatung, Prozessvertretung sowie diverse Seminare. Der UVC fördert aktiv die Kooperation von Wirtschaft und Schule.
Der langjährige Geschäftsführer des UVC, Markus Heinig, erklärte auf dem Neujahrsempfang, dass er den Verband zum 31. März dieses Jahres verlassen werde. Der Jurist Heinig will sich neuen beruflichen Herausforderungen stellen, wie er betonte.