
Uwe Santjer verabschiedet sich aus Landtag in Hannover
HANNOVER/CUXHAVEN. Mittags die letzte Arbeitskreissitzung, später dann seine letzte Rede im Plenum: Für Uwe Santjer standen die Zeichen am Donnerstag auf Abschied.
Nach rund sieben Jahren tauscht der Cuxhavener seinen Sitz in Hannover gegen den Posten des Cuxhavener Oberbürgermeisters ein. Auf dem mitunter unterkühlt wirkenden Landtagsparkett sorgte das für ungewohnt emotionale Momente - nicht nur in den Reihen der SPD-Fraktion, welcher Santjer in den letzten zwei Jahren als Fraktionsvize vorstand.
Auf der inhaltlichen Ebene wurde dem scheidenden Abgeordneten übrigens auch am Abschiedstag nichts geschenkt: Einen von Rot-Schwarz auf den Weg gebrachten Antrag zum Thema Sicherheit in der Containerschifffahrt bezeichnete die Bündnisgrüne Meta Janssen-Kucz als "grandiose Enttäuschung" und versäumte es nicht Santjer direkt anzusprechen: Nicht nur die Landesregierung, sondern auch der zukünftige OB der (Hafen)-Stadt Cuxhaven stünden an diesem Punkt in besonderer Verantwortung.
Abseits der im Nachmittagsplenum verhandelten Sachfragen schlug die Opposition aber ganz andere Töne an; da wechselte Janssen-Kucz unvermittelt ins Plattdeutsche: "Min leiv Uwe", hob die Grünen-Politikerin an. "Eigentlich lass' ich dich ungern ziehen." Zum Glück sei Cuxhaven ja "nich ganz wiet wech", schloss sie - gefolgt von launigen Ermahnungen und guten Wünschen, wie sie auch von den Vertretern anderer Fraktionen vorgetragen wurden: Hillgriet Eilers (FDP) dankte Santjer für die gute Zusammenarbeit, Thiemo Röhler (CDU), der seinen Landtagskollegen schon am 5. November in der Rolle des neuen Cuxhavener Oberbürgermeisters erleben wird, betonte, wie gerne er auch in Zukunft "gemeinsam mit Uwe" eine Lanze "für unseren schönen Wahlkreis" gebrochen hätte. "Ich kann aber verstehen", so Röhler, "dass es dich zurück nach Cuxhaven zieht - der schönsten Stadt in Niedersachsen!"
"Wunderbarer Kollege"
Gemessen an den Gepflogenheiten an der Leine währte die Verabschiedungszeremonie ungewöhnlich lange: Die Redezeit wurde mehrfach überschritten. Am Ende setzte Landtagsvizepräsident Bernd Busemann noch einen drauf: "Sie sind vor sechseinhalb Jahren zu uns gestoßen, ich habe sie in hoher Fachkompetenz erlebt und kann sagen, dass Sie bei allem Ringen in der Sache ihren Humor und Frohsinn behalten haben. Sie waren ein wirklich wunderbarer Kollege!".
Der Genannte war kurz vor 16 Uhr zum letzten Mal ans Rednerpult im Plenarsaal getreten. Unter anderem würdigte er die Arbeit des Havariekommandos, trat aber auch den zuvor von Grünen und AfD erhobenen Vorwürfen, die Regierungskoalition gehe das Sicherheitsproblem im Containerverkehr zu lax an, entgegen.
Santjer dementierte. "Mach' dir keine Sorgen!", rief er seiner Grünen Vorrednerin zu. Und zog dann, emotional sichtlich bewegt, ein Fazit seiner Landtagsarbeit. Der Beruf des Parlamentariers werde in der Öffentlichkeit oft falsch wahrgenommen, gab der 54-Jährige zu bedenken. "Ich kenne nicht einen, der seine Arbeit hier als Urlaub versteht." Stattdessen habe er in Hannover ausnahmslos Kollegen erlebt, die ihrem Job mit Leidenschaft und einem gewaltigen Arbeitspensum nachgingen. "Ich verneige mich vor diesem Haus, aber auch vor den Menschen, die hier im Saal nicht zu sehen sind", erklärte er und wandte sich zuletzt am seine SPD-Fraktion: "Bei euch habe ich mich zu Hause gefühlt!"