Infoabend

Vereint in der Sorge über Elbvertiefung

28.10.2017

KREIS CUXUVAVEN. Volles Haus beim Informationsabend zum Thema Elbvertiefung: Baggermengen, Trübungen, UWA Medemrinne und Schiffsverkehrskehr wurden thematisiert. Von Wiebke Kramp

 Die geplante 9. Elbvertiefung bewegt, besorgt, beunruhigt. Ungebrochen bleibt das bürgerliche Engagement, sich gegen die weiteren Baggermaßnahmen mit Argumenten, Fakten sowie eigenen Berechnungen und Beobachtungen zu wehren. Volles Haus gab es beim Informationsabend am Donnerstag im Ratssaal Cadenberge

Eingeladen hatte das Regionale Bündnis gegen die Elbvertiefung mit Walter Rademacher (Neuhaus) an der Spitze. Das Thema ist hochaktuell: Vor dem Bundesverwaltungsgericht bereits verhandelt wurde die Klage der Umweltverbände. Aber es stehen noch zwölf Klagen gegen den Planfeststellungsbeschuss aus – unter anderem durch die Städte Cuxhaven und Otterndorf sowie der Fischer. Sie werden ab 16. November in Leipzig verhandelt.

Gestiegenes Baggergut:

Manfred Braasch, Vorsitzender der Umweltorganisation BUND Hamburg, führte massiv gestiegende Baggermengen darauf zurück, dass sich die Elbe bereits dramatisch verändert habe seit der letzten Vertiefung. Er stellte die Berechnungen der Bundesanstalt für Wasserbau (BWA) in Frage. Immerhin gebe es heute bessere Rechner und Methoden. Angesichts der sich verändernden Elbe – „Baggermenge und Trübung steigen“ – nannte er es fahrlässig, keine neuen Berechnungen anzustellen. Er mutmaßte Methode: „Die haben wohl Angst davor, was dabei rauskommt...“ Das gelte auch für das Rechenmodell für die Unterwasseranlage (UWA) Medemrinne und ihre versprochene tidehemmendende Wirkung.

Die Sorge, dass die UWA nicht funktioniere und weitere negativem Auswirkungen erzeuge, teilte Walter Rademacher. Anhand verschiedener Datenauswertungen fand er heraus, dass eine erhebliche Dynamik bei Medemgrund bereits der Wirklichkeit entspricht. Wo die UWA entstehen soll, habe es bereits deutliche Veränderung gegeben. Seit Beginn der Planungen vor 13 Jahren habe sich die Medemrinne um rund 385 Meter seitlich nach Norden verschoben: „Das entspricht einer Veränderung von 30 Metern pro Jahr.“

Bald tot wie die Ems?

Die gestiegene Baggermenge um 47 Prozent in Elbe und Hamburger Hafen (jährlich 28 Millionen Kubikmeter), einen deutlich gestiegenen Tidenhub in Hamburg mit zunehmendem Druck auf die Uferbereiche, zunehmende Trübung und Verschlickung der Elbe sind für Rademacher bereits spürbare Auswirkungen der letzten Elbvertiefung. Anhand von Veränderungen ist seine starke Befürchtung, dass es der Elbe wie der einst gesunden Ems ergehe – und es in Folge der Vertiefung zu zunehmender Verschlickung bis zum Artensterben kommt „Die Ems ist heute tot.“ Bereits jetzt seien bei der Elbe zunehmend ähnliche Tendenzen zu bemerken. Der Schlickanteil überschreite im Baggergut bereits längst den Sandanteil.

Peter Roland und Tanja Schlampp führten für die mittlerweile 95 Mitglieder starke Cuxhavener Initiative „Rettet das Cux Watt“ vor Augen, das es zwischen Hamburger Hafen und Cuxhaven faktisch eine rege Bagger- und Verklappungskette gebe, sodass eindeutig ein Teil des Hamburger Hafenschlicks im Cuxhavener Watt lande. Zunehmende Schlickfelder setzt die Initiative in Bezug zur Schlickverklappung beim Neuen Lüchtersand. Dazu komme das Problem des Wattaufwuchses durch den Leitdamm Kugelbake.

Wie sich Rotterdam und Antwerpen als Welthäfen und „echte global player“ in Position gebracht hätten, stellte Axel Gordenrath von der Initiative „Rettet die Elbe“ aus Hamburg dar. Sein Fazit: „Hamburg spielt da nur in der zweiten Liga.“

Klaus Schroh (Gesellschaft für Natur und Umweltschutz Cuxhaven, GNU) machte wiederholt deutlich. dass die Elbe mit ihren 320 Metern Breite für die 400 Meter langen Schiffe ungeeignet sei – gerade auch hinsichtlich eines Havarierisikos. Während sowohl in Bremerhaven als auch Wilhelmshaven die großen Schiffe entsprechend der internationalen Standards drehen können, sei dies im Hamburger Hafen nicht der Fall. Das könnten sie im 480 Meter breiten Hafenbecken nur beim Hochwasserscheitel. Die Mindestforderung liege beim Anderthalbfachen der Schiffslänge, bei Tidestrom sogar beim Zweifachen. „Es mangelt Hamburg überall an Platz – an Land und auf dem Wasser“, konstatierte Schroh.

Ernst-Otto Schuldt vom Regionalen Bündnis präsentierte aktuelle Schiffsbewegungen großer Containerschiffe: 2017 gab es demnach bis 18. Oktober 765 Anläufe von Container-Schiffen ab 8000 TEU (2016: 804 Anläufe). Bisher haben 142 Megaschiffe mit über 390 Metern Länge Hamburg angelaufen, davon waren 60 Schiffe breiter als 57,5 Meter.

9. Vertiefung des Elb-Fahrwassers:

Die Elbe wurde bereits acht Mal den Anforderungen der Schifffahrt angepasst. Die letzte Elbvertiefung erfolgte 1999.

Hamburg plant, die Fahrrinne so auszubaggern, dass sie Schiffe mit einem Tiefgang von 13,50 Meter bei Ebbe und Flut passieren können. Tideabhängig soll sie für Schiffe mit einem Tiefgang von maximal 14,50 Metern zu befahren sein. Die größe Vertiefung erfolgt vor Groden mit 2,42 Meter. Durchschnittlich wird die Fahrrinne um 1,50 Meter tiefer. Höhe Stadersand soll es eines sogenannte Begegnungsbox für Schiffe geben – dort ist daher die einzige Verbreiterung um 20 Meter geplant.

In der Medemrinne entsteht laut Plan ein Bauwerk (zwei Kilometer breit, drei Kilometer lang). Es hat zum Ziel, die Tidedynamik zu dämmen. Kritiker bezweifeln allerdings die Stabilität solch einer Unterwasseranlage (UWA) und ziehen die Berechnungsgrundlagen in Zweifel.

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