
Verklappung vor Scharhörn aufgeschoben: Stadt Cuxhaven vermeldet Teilerfolg
CUXHAVEN. Die Hansestadt Hamburg wird (anders als vorgesehen) in den kommenden Wochen keine Sedimente vor der Vogelschutzinsel abladen. Das Vorhaben ist damit jedoch nicht vom Tisch.
Nach Hamburger Lesart sollten Baggerschiffe bereits in diesen Tagen Schlick nördlich der Insel Scharhörn abladen. Dass eine dort ausgeguckte Verklappungsstelle vorerst nicht angelaufen wird, markiert allerdings keinen Sinneswandel. Niedersachsachsens Umweltminister Olaf Lies warnte davor, dass die Hansestadt schon im Herbst Tatsachen schaffen könnte. Das gelte es zu verhindern, betonte der Minister unisono mit örtlichen Verwaltungsspitzen.
"Ökologischen Super-GAU" verhindern
Mit seiner Teilnahme an einer Gemeinschaftssitzung der Umweltausschüsse von Stadtrat, Kreistag und Samtgemeinderat Land Hadeln unterstrich der Minister die Brisanz, die das Verklappungsthema behält. Als es um die besagten Hamburger Ambitionen vor Scharhörn ging, war am Donnerstag auch von einem "ökologischen Super-GAU" die Rede: Kreis-Umweltausschussvorsitzende Marianne Peus (Bündnis 90/Die Grünen) erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass es sich dabei mitnichten um einen Unfall, "sondern um eine geplantes Vorgehen" der hanseatischen Hafenbehörde handele. Dass die Umsetzung dieses Vorhabens nach Intervention des Landes Niedersachsen kurzfristig auf Eis gelegt wird (Lies: "Deshalb müssen wir aktuell keinen Eilantrag stellen"), nahmen Peus und die übrigen Teilnehmer des in der Kugelbake-Halle anberaumten "Schlick-Gipfels" zwar mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis.
Neuer Lüchtergrund "keine Lösung"
Wermutstropfen ist allerdings, dass der Schlick trotzdem in der Elbe landet: 350 000 Tonnen Baggergut sollen nun auf einer bestehenden Unterwasser-Deponie, nämlich am Neuen Lüchtergrund versenkt werden. "Zehn Kilometer elbaufwärts zu verklappen, ist keine Lösung", betonte die grüne Ausschussvorsitzende. Olaf Lies, der eine Entsorgung bei Tonne E3 als das kleinere Übel eingestuft hätte, pflichtete bei: Nach den Worten des Umweltministers bedarf es mittelfristig einer Strategie, in derem Zuge geringer belastete Sedimente als Baumaterial für eine vor dem Hintergrund des Klimawandels als unumgänglich erscheinende Deich-Erhöhung gesichert werden. Sein Ziel sei es, ein Gesamtpaket auf den Weg zu bringen, erläuterte Lies in Cuxhaven. Dazu zähle auch der Versuch, woanders ein Verklappungsgebiet zu finden, das keine Probleme schafft.
Minister setzt auf Klappstelle weiter draußen
Ob damit (wie von der Rats-CDU gefordert) Stellen in der Ausschließlichen Wirtschaftszone gemeint sind, verriet der SPD-Politiker am Donnerstag noch nicht. Keinen Hehl machte Olaf Lies hingegen aus der Absicht, Schlick-Verklappungen in der Nachbarschaft des UNESCO-Weltnaturerbes mit juristischen Mitteln zu verhindern. Klagen will gegebenenfalls auch die Stadt, deren Oberbürgermeister - auch im Namen von Landrat Kai-Uwe Bielefeld und Land Hadelns Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule - davon sprach, dass man aktuell lediglich einen "Etappensieg" errungen habe. Uwe Santjer nannte es einen Irrtum, zu glauben, dass verklappter Schlick dort bleibe, wo er abgelassen wird und zeigte sich besorgt über Menge und Belastung des zur Debatte stehenden Materials. "Scharhörn ist nur ein Beispiel dafür, wie es nicht geht", betonte der OB und nahm dabei den Alleingang der Hansestadt aufs Korn. "Neuer Lüchtergrund geht auch nicht", fügte er unter dem Applaus von Sitzungsteilnehmern und Gästen hinzu.
Kann man dem "Frieden" trauen?
Vertreter von Umweltverbänden und Initiativen erhielten in Gestalt einer Fragerunde Rederecht. Dabei erinnerte Peter Roland ("Rettet das Cux-Watt") daran, dass sich die Hamburg Port Authority als zuständige Behörde selbst einen Persilschein für die Verklappung bei Scharhörn ausgestellt habe. Klaus Schroh warnte für den Nabu davor, dass in der Medemrinne gelagertes Baggergut in die Cuxhavener Küstenbereiche verdrifte. Norbert Welker (BUND) misstraut mit Blick auf Scharhörn dem aktuell publik gewordenen Verklappungsstopp: Man tue gut daran, die Bewegungen der Baggerschiffe zu verfolgen, betonte Welker. Ratsherr Peter Altenburg ("Die Cuxhavener") hatte ebenfalls danach gefragt, wer den vorübergehenden Burgfrieden kontrolliere.