Menschen

Vom Zivi aus Armstorf zum Brüsseler Diplomaten

23.03.2018

BRÜSSEL/ARMSTORF. Rainer Steffens referiert im Mai an seinem Heimatgymnasium Warstade. Von Carmen Monsees

Eines wollte der Armstorfer Rainer Steffens von frühester Jugend an, die Dinge im Großen bewegen. Seit zwölf Jahren sitzt der einstige Börde-Bauernjunge in Brüssel, am Dreh- und Angelpunkt der Europapolitik. Eine enge Heimatverbundenheit pflegt Rainer Steffens bis heute. Am Freitag, 4. Mai, hält er einen Vortrag an seinem Heimatgymnasium Warstade darüber, wie das Arbeiten in und für die Europäische Union funktioniert.

Vor einigen Wochen zog es Rainer Steffens schon einmal auf heimischen Boden in die Börde Lamstedt. Für die ARD-Dokumentation „Als das Gewissen geprüft wurde“ stand der Armstorfer mit Jurastudium zum Thema Wehrdienst vor der Kamera.

Warum gerade Rainer Steffens? Er verrät, „ich war der erste Kriegsdienstverweigerer in Armstorf, im Jahr 1980/81, vielleicht sogar in der gesamten Börde.“ Die Dokumentation enthüllt neben dem Wehrdienst, der jahrzehntelang die Gesellschaft spaltete, auch, wie Rainer Steffens damals als Student so war: lange Haare bis über die Schultern, seit Mitte der 90er Jahre Parteimitglied bei den Grünen und immer vorneweg bei Anti-Atomkraftbewegungen und Friedensdemonstrationen.

„Für mich war immer klar, dass ich nie ein Gewehr anfasse und im Kriegsfall einen Menschen töten würde. Als Kriegsdienstverweigerer musste ich damals zur sogenannten Gewissensprüfung nach Stade ins Kreiswehrersatzamt“, so Steffens.

Die 45-minütige Reportage und Dokumentation kann bis 12. Juni in der ARD-Mediathek, Suchwort: Kriegsdienstverweigerer, angeschaut werden. „Es lohnt sich“, verspricht er. Und wer weiß, vielleicht kommt der passionierte Radfahrer und Umweltsympathisant im Mai sogar mit dem Rad gefahren – von Brüssel nach Hemmoor. Der Gedanke, einmal mit dem Fahrrad von Brüssel in sein Heimatdorf Armstorf in der Börde Lamstedt zu radeln, hat den heute 57-Jährigen seit seinem Umzug nach Brüssel im Jahr 2006 nie ganz losgelassen.

„Ob sich mein Wunsch aktuell verwirklichen lässt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen“, erklärt Rainer Steffens im Gespräch mit unserer Zeitung. Der gebürtige Armstorfer lebt und arbeitet am Dreh- und Angelpunkt der Europapolitik, in Brüssel, mit seiner Familie. Erst leitete er dort für die Vertretung der Bundesrepublik bei der EU das Umweltreferat. Von 2011 bis Ende Februar dieses Jahres war Steffens Chef der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen in der Europäischen Union.

Der Vater zweier Töchter sitzt seit Beginn des Monats im Ausschuss der europäischen Regionen unweit des Europaparlaments, wo Regierungschefs und EU-Kommissare staatstragende Entscheidungen verkünden. „Der Ausschuss der Regionen besteht aus 350 Mitarbeitern aus 200 europäischen Regionen. Er ist ein beratendes Organ“, erläutert Steffens. Seine Aufgabe bestehe darin, Stellungnahmen aus Sicht der Region zu bestimmten Themen abzugeben, wie beispielsweise zur Umwelt-, Klima- und Agrarpolitik. Auch die Energiewende bewege ihn sehr, sagt der Diplomat, der einst auf einem Bauernhof in Armstorf groß geworden ist.

In Brüssel lebt Steffens die Interessenvertretung ganz im Sinne des Gedankens einer gemeinsamen europäischen Identität.

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