Warum der Immobilienmarkt im Kreis Cuxhaven derzeit so angespannt ist

Ein Haussuchender aus Cuxhaven ist enttäuscht: Seinem Eindruck zufolge werden Häuser in der Region in und um Cuxhaven zunehmend an Personen aus Großstädten wie Hamburg verkauft, die die Immobilien nur als Zweitwohnsitz oder Wochenendunterkunft nutzen möchten. "Wir haben die Immobilie gestern bereits verkauft", ruft der Privatverkäufer eines Hauses dem Pärchen aus Cuxhaven entgegen, die in der Auffahrt einer Immobilie im Kreis Cuxhaven stehen. Die Telefonnummer der Interessenten habe er aufgrund des hohen Anfrageaufkommens verlegt, eine Absage des Besichtigungstermins sei nicht möglich gewesen.

Nutzung von Immobilien als Wochenendhaus

Doch die potenziellen Käufer sind nicht nur vergebens zum Termin erschienen: Im weiteren Gespräch mit dem Verkäufer stellt sich heraus, dass die neuen Besitzer der Immobilie offenbar aus Hamburg kommen und sie nur als Wochenendhaus nutzen möchten. Und das, obwohl der Verkäufer nach eigener Bekundung großen Wert darauf lege, dass nach dem Verkauf Leben in das Haus komme. "Das haben wir schon einige Male mitbekommen", so der 31-Jährige, der mit seiner Lebensgefährtin einen dauerhaften Wohnsitz im Cuxland sucht. Auch bei Haussuchenden im Bekanntenkreis sei das aufgefallen. Entspricht dieser Eindruck der Wahrheit?

Problem in Land Hadeln nicht spürbar

"Einen generellen Zuwachs an gemeldeten Zweitwohnsitzen in der Samtgemeinde Land Hadeln ist nicht erkennbar", erklärt Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule. Laut Thielebeule sei sogar Gegenteiliges der Fall: "Bei den Anmeldungen von Nebenwohnsitzen ist seit 2016 ein kontinuierlicher Rückgang erkennbar." Im Kreis Cuxhaven gebe es allerdings ein anderes Problem, weiß der Hemmoorer Samtgemeindebürgermeister Jan Tiedemann. "Wir haben einen Mangel an bezahlbarem Wohnraum", schildert er.

Vielerorts große Nachfrage

Der Markt sei überschaubar, ob zum Kauf oder zur Miete. Die derzeit herrschende große Nachfrage könne vielerorts nicht gedeckt werden. In der Samtgemeinde Hemmoor liege das unter anderem am Zuzug aus Ballungsräumen, aus städtischen Bereichen über die Landkreisgrenzen hinaus. Dass Immobilien dabei als Zweitwohnsitz oder Wochenenddomizil vergeben werden, sei allerdings die Ausnahme.

Stadt Cuxhaven beobachtet Reduzierung des Wohnraums für Ortsansässige

In der Stadt Cuxhaven hingegen ist das Problem präsent. "Die wahrgenommene Reduzierung von Wohnraum für Ortsansässige durch eine Zunahme des Nebenwohnsitz- und Ferienwohnungsmarktes wird bei der Stadt thematisiert", betont Marcel Kolbenstetter, Pressesprecher der Stadt Cuxhaven. Es gebe diesbezüglich verschiedene Handlungsansätze, die noch zu prüfen seien.

Corona ein Grund für schlechte Marktlage

Grund dafür sei deutschlandweit die Niedrigzinspolitik der vergangenen Jahre und auch das coronabedingte Interesse an Immobilien in weniger verdichteten Lagen. "Diese Entwicklung geht nicht an Cuxhaven vorbei", erklärt der Pressesprecher. Vor allem da an diesem Standort die wirtschaftliche Lukrativität touristisch genutzter Immobilien hinzukomme. Diese Entwicklung beobachtet auch Andrea Lind, Immobilienmaklerin bei Engel und Völkers Cuxhaven: "Es ist vermehrt zu beobachten, dass Käufer einen auswärtigen Wohnsitz haben." Die erworbenen Immobilien werden nach Linds Beobachtung überwiegend als Kapitalanlage fremdvermietet.

Zukunftsängste potenzieller Verkäufer entscheidend

Dass der Markt so knapp sei, habe ihrer Meinung nach eine weitere Ursache. "Ängste bezüglich der beruflichen Zukunft oder Verlustängste bewegen die Menschen derzeit zu keinen großen Veränderungen", so Lind. Dazu habe die Corona-Pandemie beigetragen.

Erklärung für Angebotsmangel

Ein weiterer Grund sei, dass die Verkäufer nicht wissen, wo sie das Geld aus dem Verkauf anlegen sollen. Beides führe zu einem Mangel an Angeboten, was wiederum ein Grund für viele ist, nicht zu verkaufen, da sie keine Alternative am Markt finden. Lind betont: "Hier beißt sich die berühmte Katze in den Schwanz." 

Es gibt Hoffnung für Haussuchende

Durch das geringe Immobilienangebot, sei die allgemeine Preisentwicklung für Verkäufer sehr günstig. Haussuchende sollten sich von der Gesamtsituation dennoch nicht entmutigen lassen, so die Immobilienmaklerin, da sich die Lage ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren normalisieren werde. Lind betont: "Das ist die Hoffnung, die Haussuchende haben und die sie nicht aufgeben sollten."