
Weniger freiberufliche Hebammen in Cuxhaven
CUXHAVEN. "Wir merken hier im Haus, dass wir weniger freiberufliche Hebammen haben", sagt Corinna Lück, leitende Hebamme der Helios-Klinik Cuxhaven. Das Team mache sich permanent Gedanken, wie es entstehende Lücken auffangen könne.
"Das erste, was wir Müttern ohne anschließende Hebammenbetreuung sagen, ist, dass sie sich bei uns melden sollen, wenn sie sich unsicher sind", erklärt Corinna Lück.
Und die Anfragen kämen - das sei im ambulanten Bereich deutlich zu spüren. Wobei schon eine Beratung am Telefon Sicherheit geben könne, sodass nicht immer gleich die Fahrt ins Krankenhaus notwendig sei. Der Wert der Hebammenbegleitung zu Hause in den ersten Wochen sei aber unstrittig, so Corinna Lück.
Obwohl diese Leistung Müttern nach der Geburt zusteht, ist es oft eine schwierige Angelegenheit, hierfür eine Hebamme zu finden, vor allem nach dem Rückzug dreier freiberuflich tätiger Hebammen aus Cuxhaven - wegen Rente, Elternzeit und Umzugs. Darüber hatten wir vergangene Woche berichtet, und die Konsequenzen bekam das Kreißsaal-Team sofort zu spüren: Das Telefon klingelte noch häufiger als sonst; Schwangere sorgten sich um ihre Versorgung. Jede fünfte bis sechste, die derzeit zur Geburt ins Krankenhaus kommt, berichtet, dass sie keine Hebamme gefunden habe.
Hartnäckig bleiben
Auch Corinna Lück kennt das Phänomen, dass Frauen quasi mit dem positiven Schwangerschaftstest in der Hand ans Telefon stürzen, um sich eine Hebamme zu sichern. Sie ermuntert sie, dabei nicht zu schnell aufzugeben, denn es gebe einige Möglichkeiten: Neben den freiberuflichen Hebammen Dorothea Kruft, Maritta Schoepe und Ulrike Schubert übernähmen auch einige Klinik-Kolleginnen (siehe unten) die häusliche Nachsorge. Außerdem lohne der Blick über die Stadtgrenzen hinweg bis Dorum oder sogar Bremerhaven, wo es freie Hebammen gebe, die auch nach Cuxhaven kämen und mit der Klinik zusammenarbeiteten. Schwangere sollten ihre Krankenkasse auf die Kostenübernahme für die Fahrten ansprechen.
Vor und nach der Geburt werden in der Klinik darüber hinaus viele weitere Angebote gemacht (siehe Zusatzinfo). Das Kreißsaalteam mit Hebammen aus Deutschland, Polen, der Türkei und Serbien kann die Frauen in mehreren Sprachen ansprechen. "Aber bei einer langen Begleitung lernen die Frauen auch schnell Deutsch", hat Corinna Lück beobachtet.
Andere müssten handeln
So engagiert sie und ihre Kolleginnen aber sind: Der alarmierende Hebammenmangel in Deutschland werde von der Politik und den Kassen, die die Auswirkungen des Mangels bei der Kostenabrechnung merkten, schon zu lange nicht beachtet, kritisiert sie: "Dabei weisen die Hebammenverbände seit Jahren darauf hin."
Der Beruf müsste deutlich attraktiver gemacht werden, sodass die Fachkräfte zum Beispiel länger im Beruf verweilten. Auch durch den anstehenden Generationswechsel entstehende Lücken müssten beizeiten geschlossen werden.
Dass die mögliche Akademisierung der Ausbildung ein Heilmittel sein könne, werde in Fachkreises skeptisch betrachtet: "Das alte Hebammenhandwerk droht verloren zu gehen."
Kreißsaal und Elternschule
Hebammen der Helios-Klinik bieten in der Elternschule (im Untergeschoss neben der Cafeteria) zahlreiche Geburtsvorbereitungskurse (auch als "Crashkurs" am Wochenende, um dem hohen Andrang gerecht zu werden) sowie Rückbildungskurse an.
Hinzu kommen Angebote wie Baby-Kaffeetreff, Erste Hilfe am Kind, Geschwisterkurse und Babymassage.
Stefanie Hornig-Kneuper, Kerstin Rauh, Corinna Lück und Fadime Özdemir aus dem Kreißsaal-Team bieten zusätzlich auch ambulante Hebammenbegleitung an.
Info-Abende mit Kreißsaal-Führung gibt es jeden 2. Donnerstag im Monat um 19 Uhr sowie jeden letzten Sonntag im Monat um 11 Uhr. Dabei können auch die Kreißsäle, Wöchnerinenstation und Kinderzimmer besichtigt sowie mit dem Personal gesprochen werden, sodass bei der Geburt nicht alles neu ist. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Es kommen immer zwischen 20 und 40 Personen.