
Wie sich der Ukraine-Krieg auf Preise der Bäckereien im Kreis Cuxhaven auswirkt
KREIS CUXHAVEN. Brot und Brötchen werden wegen steigender Rohstoffkosten vielerorts teurer - und weitere Erhöhungen sind nicht ausgeschlossen.
Massiv gestiegene Preise für Energie, Sprit und Rohstoffe - diese aktuelle Lage auf dem Weltmarkt macht auch dem deutschen Bäckerhandwerk zu schaffen. Die Folgen bekommen nicht nur die Bäcker im Kreis Cuxhaven, sondern ebenso ihre Kunden zu spüren: Die Preise für Brot und Brötchen steigen vielerorts - und weitere Erhöhungen sind nicht ausgeschlossen.
Jörg Itjen seufzt. Der Bäcker- und Konditormeister aus Cuxhaven kämpft aktuell an vielen Fronten. Pandemie, Fachkräftemangel, kletternde Energiepreise - und jetzt der Krieg. Fast überall steigen die Kosten, gibt es Lieferengpässe. "Manche Waren bekommen wir einfach nicht, jedenfalls nicht zu den normalen Preisen", sagt der stellvertretende Obermeister der Bäckerinnung Elbe-Weser. Zucker, Eier, Öl, Salz "und selbst türkische Rosinen" - alles sei teurer geworden. "Es gibt eigentlich keinen Bereich, wo es keine exorbitanten Steigerungen gibt", erklärt Itjen. Beispiel Weizenmehl: Nach einem steilen Preisanstieg kostet die Tonne mittlerweile 650 Euro. Vor einem Jahr waren es noch 350 Euro.
Preise zum 1. April angepasst
Die gestiegenen Kosten muss Itjen an seine Kunden weitergeben, "was bleibt uns anderes übrig". Zum 1. April wurden die Preise für Brot und Brötchen angepasst. "Vielleicht kommen wir damit erst einmal aus", sagt der Unternehmer aus Sahlenburg. Versprechen kann er es aber nicht, zu unsicher sei die Lage. Preise von zehn Euro für ein Brot, wie manche befürchten, weist Itjen allerdings entschieden zurück.
Auch Bäckermeister Thomas Schröder von der gleichnamigen Bäckerei in Otterndorf musste bereits an der Preisschraube für sein Sortiment drehen. "Teurer wird eigentlich alles", sagt der Bäckereichef aus der Medemstadt. Engpässe bei der Backwarenproduktion gebe es aber noch nicht, versichert er. Deutschland habe beim Getreide einen Selbstversorgungsgrad von über 100 Prozent. "Da muss sich keiner Sorgen machen."
Kristian Tiedemann, Geschäftsführer der Bäckerei und Konditorei Tiedemann in Altenwalde, blickt mit Sorge auf den Ukraine-Krieg und die Folgen für das Bäckereihandwerk: "Das ist das erste Mal, dass wir mit einer Situation konfrontiert werden, in der wir Rohstoffe zugeteilt bekommen." Im Gegensatz zum Einzelhandel, wo die Verbraucher in den Supermärkten vor leeren Regalen stünden, sei allerdings die Versorgungslage mit Mehl bei den Bäckereibetrieben noch gut. Die Preise allerdings stiegen Tag für Tag - flächendeckend und über alle Segmente hinweg, deutlich über die üblichen saisonalen Preisschwankungen hinaus. "Bei Beschaffung, Logistik und Preisstruktur erleben wir eine nie dagewesene Situation", wird Tiedemann deutlich. Er glaubt, dass der Markt das ganze Jahr über weiterhin sehr bewegt bleiben wird.
Anpassungen des Sortiments
Das stelle die Betriebe vor neue Herausforderungen: "Wir werden zu einem Punkt kommen, an dem wir uns fragen müssen, welche Produkte wir noch zur Verfügung haben und was wir daraus machen können." Solche Sortimentsanpassungen seien mit Blick auf die Verfügbarkeit, aber auch auf die Bezahlbarkeit für die Verbraucherinnen und Verbraucher vorzunehmen.
Kristian Tiedemann glaubt, dass die von den jüngeren Generationen nie erlebte Situation, dass nicht alles immer jederzeit da ist, auch den Blick für die Region schärfen kann. Mehl beziehe er beispielsweise regional.
Von Jens-Christian Mangels, Maren Reese-Winne und Tim Fischer