Holger Banik, Geschäftsführer NPorts. Foto: Sassen
Holger Banik, Geschäftsführer NPorts. Foto: Sassen
Wirtschaft

Interview mit dem Cuxhavener Hafen-Chef

09.03.2019

CUXHAVEn. Als Geschäftsführer von NPorts, der landeseigenen Gesellschaft, ist Holger Banik für alle niedersächsischen Seehäfen verantwortlich. Besonders viel Freude hat ihm im vergangenen Jahr Cuxhaven gemacht. 

Der Umschlag entwickelt sich seit Jahren positiv. In nur einem Jahr konnten gleich drei neue Hafenliegeplätze eingeweiht werden und auch die Perspektiven für die kommenden Jahre sehen sehr erfreulich aus. CNV-Redakteur Thomas Sassen nutzte die Jahrespressekonferenz in Oldenburg für ein Interview mit Holger Banik.

Herr Banik, der Cuxhavener Hafen entwickelt sich sehr positiv. Der Umschlag steigt von Jahr zu Jahr und erst in der vergangenen Woche hat NPorts die Planfeststellung für den Bau von drei weiteren Liegeplätzen in Cuxhaven, den sogenannten Lückenschluss beantragt. Warum läuft es so gut in Cuxhaven?

Das ist der Markt. Der Markt zeigt uns, dass wir zum richtigen Zeitpunkt, die richtigen Entscheidungen getroffen haben. NPorts hat sich seit 2008 konsequent für die Entwicklung Cuxhavens zum Offshore-Basishafen eingesetzt. Dann kam 2015 Siemens mit der Zusage das neue Werk dort zu bauen, wo die benötigten Liegeplätzen bereits weitgehend vorhanden waren. Das hat einen Aufschwung gegeben für die Offshore-Industrie. Und wir haben tolle Firmen am Standort. Cuxport und Blue Water Breb haben uns beim Umschlag in den vergangenen Jahren sehr geholfen.

Sind bei beiden genannten Firmen möglicherweise auch die Nutzer für die geplanten Liebeplätze 5,6 und 7?

Möglich ist alles. Aber wir schreiben die Projekte wieder europaweit aus und dann können sich die möglichen Betreiber bewerben. Das Verfahren hat sich ja schon beim Bau von Liegeplatz 4 bewährt.

Wie sehen denn die künftigen Liegeplätze aus und was kostet deren Bau?

Die Kaje ist insgesamt rund 1,3 Kilometer lang, die allerdings nicht in einem Rutsch gebaut werden muss. Das hängt vom Markt und von der Nachfrage nach Liegeplätzen ab. Es entstehen dort außerdem rund 28 Hektar Fläche hinter den Kajen. Die Baukosten sind mit rund 300 Millionen Euro kalkuliert. Für den Bau der Krananlagen, Gleisen usw., also der Suprastruktur, sind dann wiederum die Betreiber verantwortlich.

NPorts will also noch eine Menge bauen in Cuxhaven. Ist das auch der Grund warum sie mit Knut Kokkelink einen Bauingenieur zum neuen Niederlassungsleiter befördert haben?

Ja, wir haben uns entschieden in den Niederlassungen auf Bauingenieure zu setzen, in denen viel gebaut werden muss. Das ist eine klare Strategie unseres Hauses.

Als ein herber Rückschlag für den Standort könnte sich die Insolvenz von Ambau herausstellen. Wie geht NPorts damit um?

Erst einmal warten wir ab, ob Ambau überhaupt schließt. Aufträge sind ja noch vorhanden. Im Augenblick kümmern wir uns um die Vertragsrecherche. Einig sind wir uns mit der Politik in Niedersachsen aber darin, dass die Deckelung der Ausbauziele für die Offshore-Windenergie so schnell wie möglich fallen muss. Die negativen Folgen der Deckelung sieht man ja nicht nur bei Ambau in Cuxhaven, sondern massiv auch in Bremerhaven. Politik muss dafür sorgen, dass sich die Entwicklung im Offshore-Bereich verstetigt, damit die Unternehmen verlässliche Rahmenbedingungen bekommen.

Halten Sie es vor dem Hintergrund für sinnvoll, dass das Land Bremen nach wie vor am Bau des Offshore Terminals Bremerhaven (OTB) festhält?

Das ist nicht meine Aufgabe, dies zu beurteilen. Das ist ein Ergebnis des Föderalismus. Wenn die Bremer den Bau des OTB weiter für wichtig halten, werden sie ihre Gründe haben.

Investiert wird von NPorts vor allem in moderne Hafenanlagen. Den Alten Fischereihafen haben sie dagegen in private Hände gegeben. Was machen sie mit den anderen alten Teilen des Cuxhavener Hafens? Wollen sie weitere Hafenteile privatisieren?

Im Augenblick nicht. Das gilt nur für den Alten Fischereihafen. Die anderen Teile sind uns teilweise lieb und teuer. Da nenne ich nur mal das Steubenhöft und die Alte Liebe. Sie geben wir nicht ab, da haben wir eine gesellschaftliche Verantwortung. Als Landesunternehmen haben wir neben der wirtschaftlichen Verantwortung auch einen gesellschaftlichen Aspekt zu berücksichtigen.

Ist denn geplant, Alte Liebe und Steubenhöft in nächster Zeit zu sanieren?

Nein, im Moment ist die Alte Liebe in Ordnung. Wir hatten erst vor etwa zwei Jahren eine größere Sanierungsmaßnahme. Aber wir werden uns um die normale Instandsetzung kümmern. Ein Umbau des Steubenhöfts zum Kreuzfahrtterminal würde viel, viel Geld kosten. Da muss man aufpassen, dass nicht übertrieben wird bei dem, was wir da tun.

Norbert Plambeck möchte Cuxhaven jedoch zum Kreuzfahrthafen machen. Um auszuloten, welche wirtschaftlichen Chancen ein solches Unterfangen hätte, hat NPorts eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Was ist dabei herausgekommen?

Wir haben als NPorts Vorschläge gemacht, wo man Kreuzfahrt entwickelt könnte. Es gibt unterschiedliche Stellen. Das bedeutet aber immer auch, dass man bestimmte Nutzungen einschränken müsste. Die Frage wie sinnvoll Kreuzfahrt in Cuxhaven ist, müssen am Ende die Reeder entscheiden. Um diesbezüglich mehr Klarheit zu bekommen, haben wir ein Perspektivpapier entwickelt, das quasi fertig ist und vorgestellt wird, nachdem es mit dem Wirtschaftsministerium abgestimmt wurde. Voraussetzung für Kreuzfahrt in Cuxhaven wäre, dass Reeder bereit wären, zu investieren und die Landesregierung die Sache unterstützt. Es gibt Interessenten. Die Frage ist nur, wie groß das Interesse ist, wenn man Summen aufruft, die der Bau eines Terminals kosten würde.

Stichwort Mobilität im Hafen. Im Zusammenhang mit dem AFH wird sehr viel mehr touristischer Verkehr in den Hafen gelangen, Fahrradwege gibt es im gesamten Hafen jedoch nicht. Was muss NPorts an dieser Stelle tun, um hier nachzubessern?

Da gibt derzeit keine Pläne. Wir gehen davon aus, dass der Hafen nicht für den Tourismus da ist, auch wenn er erfreulicherweise für die Gäste trotz der Anforderungen aus dem ISPS-Sicherheits- Code (gilt seit 2004) noch erlebbar ist. Dass der Hafen erlebbar bleibt, bedeutet für uns aber einen ungeheuren finanziellen Aufwand. Bezüglich der Anbindung der Fischmeile und des Alten Fischereihafens werden wir uns aber Gedanken machen.

Stichwort Brexit. Wie sehen die Planungen vonseiten NPorts dazu aus. Gibt es Überlegungen die Zollstation auszubauen. Wie sieht es aus mit schnellen Datenleitungen im Hafen aus?

Der Brexit ist in erster Linie eine Herausforderung für unsere Kunden Cuxport und eventuell Blue Water Breb. Cuxport mit dem größten Anteil an Englandverkehr hat ja kürzlich vermeldet brexitready zu sein. Die Unternehmen und auch der Zoll haben sich offenbar darauf eingestellt. Eine Erweiterung des Zollgebäudes in Cuxhaven ist aber nicht geplant. Die Schwierigkeit ist ja, dass wir nicht genau wissen, worauf wir uns einzustellen haben.

Sie haben ihre Fahrzeugflotte in Richtung Elektromobilität umgebaut. Was kann NPorts sonst noch tun, um den Cuxhavener Hafen umweltfreundlicher zu machen?

Wir haben vergangenes Jahr in Cuxhaven die Landstromanlage eingeweiht. Außerdem haben wir eine Flotte von E-Autos angeschafft. Die soll künftig mit grünem Strom aus einer neuen Fotovoltaikanlage versorgt werden, die wir auf dem Dach einer neuen Werkstatthalle auf dem Firmengelände am Schleusenpriel installieren wollen. Noch ist es aber nicht möglich, alle unsere Fahrzeuge elektrisch zu betreiben, was auch daran liegt, dass in der Zentrale in Oldenburg das Schnellladen von Batterien technisch noch nicht möglich ist.

Stichwort Wasserstoff. Unternehmer planen, in Cuxhaven Tankstellen für Wasserstoff zu bauen. Was hat NPorts diesbezüglich für Pläne?

Wir haben gerade in Emden mit einen Projekt begonnen, aus regenerativ gewonnenem Strom Wasserstoff herzustellen, zu speichern und am Ende des Tages im Hafen nutzbar zu machen. Das werden wir auch auf Norden und später auf Cuxhaven übertragen. Der so gewonnene Treibstoff kann für die Werkstatt, für Fahrzeuge oder auch Schiffe interessant sein. In Emden fangen wir mit einem Test-Wasserstoffspeicher an, um zu sehen, wie das funktioniert und wie hoch der Bedarf am Ende des Tages tatsächlich ist. Vor fünf Jahren wollte noch jeder Hafen eine eigene LNG-Tankstelle für Flüssiggas haben. Das hat sich inzwischen verändert. Heute reden wir nur noch von zwei oder drei zentralen LNG-Terminals in deutschen Häfen, von denen das Flüssiggas dann verteilt wird.

Niedersachsen Ports

Niedersachsen Ports ist Eigentümer und Betreiber von fünf Seehäfen, sieben Inselversorgungshäfen und drei Regionalhäfen an der deutschen Nordsee. Sitz der Gesellschaft ist Oldenburg. Mit den Niederlassungen in Brake, Cuxhaven mit Außenstelle in Stade, Emden und Wilhelmshaven managt NPorts die Hafeninfrastruktur in den Seehäfen des Landes. Von Norden aus kümmert sich NPorts um die Häfen zur Inselversorgung.

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