
Wurster Nordseeküste: Grüne erzielen Rekordergebnis im Gemeinderat
WURSTER NORDSEEKÜSTE. Das gab es an der Wurster Küste noch nie: Die Grünen haben ihre Mandate im Gemeinderat Wurster Nordseeküste mal eben vervierfacht. Aber nicht nur sie sorgen im größten politischen Gremium der Kommune für mehr Farbe.
Von Heike Leuschner
Der neuen Wählergemeinschaft "MoiN" gelang es bei ihrer Kommunalwahl-Premiere, auf Anhieb zwei Mitglieder in den Gemeinderat zu entsenden. Verluste gab es für die beiden großen Parteien. Sowohl CDU als auch SPD haben im Gemeinderat Stimmen eingebüßt.
CDU stärkste Fraktion
Mit 34,8 Prozent bleiben die Christdemokraten zwar die stärkste Fraktion im Gemeinderat; allerdings haben sie gut acht Prozent an Stimmen gegenüber der vorigen Kommunalwahl (43,08 Prozent) verloren. Damit stellen sie im neuen 33-köpfigen Gemeinderat nur noch elf Mitglieder (bislang 14). "Wir sind dennoch zufrieden", bilanziert Benny Bräuer, der den CDU-Ortsverband leitet und auch selbst erstmals im Gemeinderat vertreten sein wird.
Drei CDU-Leute im Kreistag
Aufgrund der Entwicklung auf Bundesebene habe der CDU-Ortsverband eher mit noch mehr Gegenwind gerechnet, so Bräuer. Am meisten überrascht habe es ihn, dass die Christdemokraten aus Wurster Nordseeküste mit Hanna Bohne, Jörg-Andreas Sagemühl und Hanke Pakusch gleich drei CDU-Vertreter in den neuen Kreistag entsenden dürfen. Bei der SPD sind es die kreistagserprobten Elke Jährling aus Nordholz und Henry Kowalewski, die in den Kreistag einziehen.
Auswahl größer geworden
Auf Gemeindeebene hat sich der Stimmenanteil der Sozialdemokraten mit 32,36 Prozent (davor 32,7) zwar nur geringfügig verringert; doch auch die SPD muss künftig auf einen Sitz im Gemeinderat (bislang 11) verzichten. Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Bernhard Jährling macht vor allem zwei Gründe für das Abschneiden verantwortlich: Zum einen seien sowohl bei der SPD als auch bei der CDU "starke Stimmenbringer" nicht wieder zur Wahl angetreten; zum anderen sei die Auswahl an Parteien und Wählergemeinschaften noch größer geworden.
Grüne neu formiert
Überrascht zeigte sich Jährling vom starken Abschneiden der Grünen, die in der Vergangenheit an der Wurster Küste fast keine Rolle gespielt hatten. Jan-Hendrik Sibberns, der für die Grünen die meisten Stimmen (253) holte, führt das auch für ihn selbst "überraschend gute Abschneiden" unter anderem auf einen "beachtlichen Wahlkampf" der neu formierten Wurster Grünen-Gruppe zurück.
Zum anderen seien viele Bürger schon länger an Themen wie Nachhaltigkeit, Klimawandel und Insektenschutz interessiert. "Und natürlich spiegelt sich in unserem Wahlergebnis auch der allgemeine Trend wieder", ergänzt Sibberns künftige Fraktionskollegin Anja Hanke.
Buntester Rat
Nicht so stark wie erwartet präsentierten sich die Wählergemeinschaften. Zwar schaffte es die erst im Frühjahr gegründete Gruppe "MoiN" auf Anhieb mit zwei Vertretern in den Gemeinderat sowie mit einem Vertreter in den Nordholzer Ortsrat. Andererseits halbiert sich für die frisch zusammengeschlossene Wurster Liste/Bürgerfraktion künftig die Zahl ihrer Gemeinderatsvertreter von vier auf zwei.
Den "buntesten Rat" bildet künftig der Gemeinderat Wurster Nordseeküste, in dem acht Parteien und Wählergruppierungen (bislang 7) vertreten sind - dicht gefolgt vom 15-köpfigen Nordholzer Ortsrat mit sieben Parteien und Wählergruppierungen. "Das wird sicher eine Herausforderung", meint Jährling.
Absprachen wichtig
Wie die Fraktionen künftig zusammenarbeiten werden, soll zunächst fraktionsintern beraten werden. "Ad hoc sehe ich keine feste Zusammenarbeit", sagt Bräuer für die CDU. Er sei eher ein Freund davon, offen mit allen demokratischen Parteien zusammenzuarbeiten und - je nach Thema - Mehrheiten zu suchen. Auf kommunaler Ebene sei es sinnvoller, sich abzusprechen als parteipolitisch zu taktieren. "Letztlich wollen wir alle, dass der Bürger etwas davon hat", meint auch Jährling.
Grüne sehen Spielräume
Die Interessen in der Gemeinde stellen auch die Grünen an die erste Stelle, betont Nebenerwerbslandwirt Sibberns. Dabei gehe es ihnen darum, "eine andere Form von Bürgernähe in die Kommunalpolitik zu bekommen", ergänzt die Padingbüttelerin Anja Hanke. Auch wenn der große klimapolitische Rahmen von Bund und Land vorgegeben werde, sehen die Wurster Grünen genug Spielräume auf kommunaler Ebene. "Wer, wenn nicht wir vor Ort", sagt Hanke, "soll die Menschen in Sanierungsfragen beraten oder ein Leerstandskataster erstellen, das aufzeigt, wo es Wohnraum gibt, für den keine neuen Flächen versiegelt werden müssen."
Orts- und Gemeinderäte
Ortsrat Dorum
CDU: 2 Sitze, 2250 Stimmen, 42,72%: Hanna Bohne (539), Martin Vogt (311)
SPD: 2 Sitze, 1671 Stimmen, 32,47%: Susanne Störmer-Pradel (238), Wilfried Grotheer (190)
Grüne: 1 Sitz, 655 Stimmen, 12,73%: Jan-Hendrik Sibberns (150)
Ortsrat Midlum
SPD: 2 Sitze, 923 Stimmen, 37,37%: Henry Kowalewski (398), Patricia Gerhardt (249)
CDU: 2 Sitze, 757 Stimmen, 30,65%: Jörg-Andreas Sagemühl (316), Lars Henken (201)
Wurster Liste/Bürgerfraktion (WL/BF): 1 Sitz, 683 Sitze, 27,65%: Harald Schewe (248)
Ortsrat Nordholz
SPD: 5 Sitze, 3344 Stimmen, 31,70%: Mathis Jährling (507), Jannes Schulz (327), Matthias Träger (297), Rudolf Meister (144), Heino Hey (198)
CDU: 5 Sitze, 3333 Stimmen, 31,59%: Wolfgang Wilhelm (648), Dr. Björn Ackermann (490), Marco Witthohn (237), Thomas Otten (163), Yvonne Teßmer (78)
Wählergemeinschaft MoiN: 1 Sitz, 1115 Stimmen, 10,57 %:
Grüne: 1 Sitz, 1063 Stimmen, 10,08 %: Heike Klasen (218)
Wurster Liste/Bürgerfraktion (WL/BF): 1 Sitz, 792 Stimmen, 7,51%: Nicole Lorenzen (201)
AfD: 1 Sitz, 473 Stimmen, 4,48 %: Manfred Müller
Bürgerfraktion Die Nordholzer (BFN): 1 Sitz, 430 Stimmen, 4,08 %: Harald Schade (144)
Ortsrat Wremen
CDU: 2 Sitze, 1085 Stimmen, 36,54%: Hanke Pakusch (434), Jan-Hinrik Dircksen (107)
Wurster Liste/Bürgerfraktion (WL/BF): 1 Sitz, 903 Stimmen, 30,41 %: Renate Grützner (255)
SPD: 1 Sitz, 629 Stimmen, 21,19%: Kirsti Elle (124)
Grüne: 1 Sitz, 352 Stimmen, 11,86%: Marius Richter (164)