Cuxhaven: Zieht der große Wochenmarkt von der Beethovenallee in die Innenstadt?
CUXHAVEN. Einen großen Wochenmarkt in der Cuxhavener Innenstadt gab es schon einmal dauerhaft. Bald könnte es wieder so sein. Ein Unternehmer ruft die Politik zum Handeln auf.
"Marktplatz ist bis auf weiteres der städtische Platz an der Ecke der Bahnhofs- und Neufelderstraße. Der Markt wird bis auf weiteres an jedem Mittwoch und Sonnabend abgehalten ... Die Plätze werden den Marktbeziehern von dem Marktvogt angewiesen. Ein Standgeld wird vorläufig nicht erhoben ... Die zum Transport der Waren bestimmten Fuhrwerke dürfen nicht länger auf dem Marktplatz bleiben, als zum Abladen der Waren nötig ist. Leere Wagen jeder Art - auch Handwagen - dürfen nicht auf dem Marktplatz aufgestellt werden, müssen vielmehr auf dem von der nordöstlichen Seite der Bahnhofstraße abzweigenden Teile der Neufelderstraße und auf der Ostseite Aufstellung nehmen."
Mit diesen Anweisungen, nachzulesen in den Paragrafen 1, 2, 4 und 6 der Marktordnung für die Wochenmärkte in der Stadt Cuxhaven aus dem Juni des Jahres 1910, wird deutlich, dass der Cuxhavener Wochenmarkt auf eine bewegte Geschichte zurückblicken kann. Der Markt befand sich schon an vielen Orten in der Stadt und versorgte die Bürgerinnen und Bürger mit frischem Obst, Gemüse, Fisch, Geflügel und zeitweise auch Kleinvieh sowie frischen Lebensmitteln aller Art.
In den Jahren 1929 bis 1933 und von 1948 bis 1969 war der Markt beispielsweise im Elfenweg angesiedelt. Und noch etwas weiter zurückgeblättert in alten Cuxhavener Bänden von 1869 ist nachzulesen, dass es sogar zwei Wochenmärkte gab: für den Stadtteil Ritzebüttel an der damaligen Schleuse sowie in der Alten Deichstraße, der heutigen Schillerstraße im Lotsenviertel.
Artikelreihe geplant
Auch in jüngerer Zeit wurde immer wieder einmal darüber nachgedacht, ob es für den Cuxhavener Wochenmarkt nicht einen geeigneteren und schöneren Ort geben könnte, als den jetzigen Platz an der Beethovenallee. Bei dem handelt es sich übrigens um einen Großparkplatz, der ursprünglich für das benachbarte Schulzentrum mit Jahn-Sportplatz, Rundturnhalle und Hallenbad gebaut wurde.
Unser Medienhaus möchte sich in den kommenden Wochen intensiver mit dem Thema Wochenmärkte im Rahmen einer Artikelreihe beschäftigen. Wir wollen das Für und Wider eines Marktes in der Innenstadt ausloten und beleuchten. Deshalb werden wir mit Bürgerinnen und Bürgern, Marktbeschickern, der Wirtschaftsförderung, mit Politikern und der Verwaltung ins Gespräch kommen. Mittlerweile können sich immer mehr von ihnen vorstellen, dass ein Wochenmarkt, der diesen Namen auch verdient, die Cuxhavener Innenstadt bereichern und nachhaltig beleben könnte.
Einer von ihnen ist der Unternehmer Helmut Lührs, der in Cuxhaven die Nordsee-Galerie am Kaemmererplatz sowie weitere Wohn- und Geschäftshäuser mitten in der City betreibt. Wie bereits berichtet, hat die Lührs-Gruppe aus Stade im Oktober 2020 auch die ehemalige Kaufhaus-Immobilie "Woolworth" erworben. Das Gebäude wird gerade entkernt und für eine große Sanierung vorbereitet.
"Ich versuche, immer wieder die politischen Mandatsträger davon zu überzeugen, dass der Wochenmarkt - wie in jeder anderen Stadt im Elbe-Weser-Dreieck, wie in Norddeutschland, wie in ganz Deutschland - endlich in der Innenstadt angesiedelt werden sollte. Das macht das Einkaufserlebnis für Cuxhavener und Gäste gleichermaßen interessant und vielseitig", ist sich Helmut Lührs sicher und fügt hinzu: "Diese Maßnahme kostet nichts. Wir haben in Cuxhaven für unsere Investitionen nie einen einzigen Cent Zuschuss bekommen. Wir haben alle unsere Unternehmungen selbst finanziert. Ich vermisse bei einigen Politikern einfach den guten Willen, sich etwas mehr für ihre Innenstadt einzusetzen."
Versuchsballon Blumenmarkt
Der von Günter Wichert im Mai 2019 für die heimische Kaufmannschaft initiierte Versuchsballon mit dem Markt "BlumenMeer" in der Innenstadt kam bei Cuxhavenern, Gästen und Geschäftsleuten gleichermaßen gut an. "Das war eine einmalige und wunderbare Geschichte. Doch die Bewohner und Touristen müssen wissen, dass jeweils am Mittwoch und am Sonnabend regelmäßig ein Wochenmarkt in der City stattfindet. Und die Beschicker müssen wissen, dass der andere Standort an der Beethovenallee langfristig nicht mehr zur Verfügung stehen wird", wird der Unternehmer deutlich und wundert sich, dass Wochenmärkte in den Innenstädten von Otterndorf, Nordenham, Stade und Buxtehude erfolgreich praktiziert werden und diese positive Entwicklung "eigenartigerweise an Cuxhaven gänzlich vorbei geht".
"Eigentlich müsste man die Politiker einmal einladen, dass sie sich einmal vier bis fünf Märkte in Innenstädten anschauen, um persönlich zu erleben, wie gut funktionierende Wochenmärkte heute aussehen können. Wenn man über Innenstadtförderung spricht, dann muss ein solches Thema knallhart auf den Tisch. Dann darf es auch nicht immer wieder Ausreden geben", betont Helmut Lührs.
Auch Günter Wichert aus Sahlenburg macht sich schon seit ein paar Jahren dafür stark, den Wochenmarkt in die City zu holen. Der selbstständige Unternehmer engagiert sich in der Werbegemeinschaft "City Cuxhaven" und hat für diese den oben abgebildeten Plan entwickelt.
"Wir leisten uns in Cuxhaven seit Jahrzehnten einen Wochenmarkt, der sehr weit weg vom Einzelhandel positioniert ist. Er ist gefühlt der autofreundlichste Wochenmarkt der Welt, ein Markt Drive", schmunzelt Günter Wichert und ergänzt: "Die CO2-Bilanz dieses Wochenmarkts ist nicht mehr zeitgemäß. Er passt nicht zu einer Stadt, die die Zukunft fahrradfreundlich plant und als Wasserstoffkompetenzzentrum wahrgenommen werden möchte und auch noch mit dem UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer wirbt", sagt Wichert, der gern die Besucherfrequenz in der Innenstadt nachhaltig erhöhen möchte. "Eine ordentliche Besucherfrequenz ist das Wichtigste, was der Handel benötigt. Mit einem innerstädtischen Wochenmarkt schaffen wir etwa 90 frequenzstarke Umsatztage in der City. Wir werden mehr Steuern einnehmen und weniger Leerstände aufweisen. Wir erschließen für den Einzelhandel neue Kundengruppen. Fachleute schätzen, dass ein Wochenmarkt, wenn er gut gemacht ist, eine zusätzliche Kaufkraft von 2000 bis 7000 Menschen pro Markttag anzieht", sagt Günter Wichert abschließend.
Meinung zählt
Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie sich an der Diskussion um den Cuxhavener Wochenmarkt beteiligen möchten, schreiben Sie gern eine Mail an: jpotschka@cuxonline.de