Zweifel an erneuter Elbefähre werden immer größer
CUXHAVEN/HANNOVER. Von der Aufnahme eines Fährbetriebs auf der Elbe scheinen Cuxhaven und Brunsbüttel derzeit weiter denn je entfernt zu sein.
Zwar ist das Interesse an einer Elbquerung gerade in der Transportwirtschaft groß, aber Fortschritte sind bei dem Vorhaben zurzeit nicht erkennbar. Nach wie vor scheint es mit der Finanzierung eines Schiffes zu hapern. Ein neuer Versuch wurde im Juli gestartet. Der Ausgang ist offen.
Auch die Brunsbütteler Spedition Kruse, die mit ihren Gefahrguttransporten größter Nutznießer der Fährverbindung wäre, will sich nicht finanziell an der Fährgesellschaft Elbe-Ferry GmbH beteiligen, wie deren Firmenchef gegenüber unserer Zeitung erklärt hatte (wir berichteten). Heinrich Ahlers, Geschäftsführer der Fährgesellschaft, ist nebenher Berater der Speditionsgesellschaft.
Aber es gibt noch andere Gründe, weshalb das Fährprojekt stockt. Und die sind grundsätzlicher Natur. Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Jörg Bode, machte darauf in einer Sitzung des Unterausschusses "Häfen und Schifffahrt" am 25. Juni aufmerksam. Der ehemalige Wirtschaftsminister sagte, der Landesregierung lägen mehrere Gutachten vor, die Empfehlungen abgäben, wie diese Fährverbindung wirtschaftlich betrieben werden könne. Die derzeit favorisierte Lösung mit einem 130 Meter langen Schiff entspreche nicht dem Modell, das die Gutachten als erfolgversprechend ansehen würden. Die Gutachter empfehlen vor dem Hintergrund des Tempolimits auf der Elbe von 15 Knoten für Schiffe mit mehr als 90 Meter Länge einen anderen Schiffstyp und plädieren dafür, nicht ein einzelnes Fahrzeug, sondern wegen der Distanz mehrere Schiffe einzusetzen, um einen dichteren Takt anbieten zu können.
Keine Bank engagiert sich
Für Bode ist dies auch der Grund, weshalb die Banken zögern, das Projekt zu finanzieren. "Erfahrungsgemäß wird Unternehmen, die eine Landesbürgschaft beantragen, diese auch gewährt; meistens ist schon im Vorfeld recht klar, dass eine Bürgschaft gewährt werden kann. Bei einem Scheitern des Betreibers trägt das Land 80 Prozent der ausgefallenen Kreditsumme. Anscheinend ist trotz des mit 20 Prozent der Kreditsumme überschaubaren Ausfallrisikos keine Bank zu einem Engagement bereit. Das ist keine gute Nachricht."
Das favorisierte Modell der Elbe-Ferry GmbH geht davon aus, dass durch Lkw-Verkehr eine Grundauslastung gegeben ist, die die Betriebskosten abdeckt. Nach Einschätzung der Banken reiche der Lkw-Verkehr als Grundauslastung offenbar nicht aus, meinte Bode. Entscheidend für die Etablierung einer zukunftssicheren Fährverbindung sei nach wie vor die Gewinnung eines professionellen Fährbetreibers, die strikte Einhaltung der Gutachterergebnisse sowie das absehbare Erreichen des notwendigen Transportpotenzials durch ein Betriebskonzept.
Diese Aufgabe könne einer Entwicklungsgesellschaft übertragen werden, an der sich die Stadt Cuxhaven beteiligen könnte, schlug Bode vor. "Andernfalls wird die Fährverbindung wohl auch 2020 ihren Betrieb noch nicht wieder aufnehmen können, was insofern bedauerlich wäre, als dann Steuergelder in Millionenhöhe unrentierlich in einen Fähranleger investiert worden wären, der ungenutzt bliebe."
Der Cuxhavener Landtagsabgeordnete Uwe Santjer (SPD) widersprach Jörg Bode im Ausschuss. Er entgegnete, die Koalitionsfraktionen legten sehr wohl Wert darauf, dass im Sinne der Gutachterempfehlungen und unter Berücksichtigung des in dem Zuge ermittelten Zahlenwerks nach einer Betreiberlösung gesucht werde. Der mögliche neue Betreiber habe jedoch erklärt, dass er kein neues Schiff benötige, sondern auf bereits vorhandene Schiffe zurückgreifen könne. Die Hafeninfrastruktur sei mit wenig Aufwand so hergerichtet worden, dass Schiffe problemlos an- und ablegen könnten. Die Behauptung Bodes, dafür seien Millionengelder aufgewendet worden, sei unzutreffend. Tatsächlich hat das Land die Wiederbelebung der Verbindung 2015 mit 2,1 Millionen Euro unterstützt, indem es den Fähranleger am Steubenhöft in Cuxhaven ertüchtigt hat.
Kunden verunsichert
Ein großes Problem sei jedoch die Verunsicherung der Kunden, so Santjer. Er könne es der Logistikbranche nicht verdenken, dass sie zögere, sich zum wiederholten Male auf die Nutzung dieser Fährverbindung einzulassen. Niemand wisse, wie lange der Fährbetrieb diesmal aufrechterhalten werden könne. Die Logistikbranche benötige Planungssicherheit, und es gelte, ihr diese mit einem langfristig tragenden Betreiberkonzept zu verschaffen. Thiemo Röhler, Cuxhavener CDU-Abgeordneter, appellierte im Unterausschuss an die Landesregierung, das Projekt weiterhin wohlwollend weiterzuverfolgen.