Der Eisbären-Trainer Steven Esterkamp freut sich auf die neue Saison. Foto: Scheschonka
Der Eisbären-Trainer Steven Esterkamp freut sich auf die neue Saison. Foto: Scheschonka
Basketball

Im Interview: Eisbären-Trainer Steven Esterkamp über Neuzugänge und Pokalchancen

23.09.2025

Steven Esterkamp, Trainer der Eisbären Bremerhaven, spricht vor dem Saisonstart über die Neuzugänge, die Saisonvorbereitung und die Chancen im Pokal gegen Bundesligist Oldenburg. 

Steven Esterkamp verlangt viel von den Basketball-Profis der Eisbären Bremerhaven. "Wenn die Spieler sagen, das Training ist einfach, machen wir was falsch", sagt der 44-Jährige. Der Eisbären-Trainer blickt im Interview mit Redakteur Dietmar Rose zuversichtlich auf die Zweitliga-Saison und den Pokal-Hit gegen die EWE Baskets Oldenburg.

Steven, die deutsche Nationalmannschaft hat mit dem Gewinn der Europameisterschaft nicht nur die Basketball-Fans begeistert. Haben Sie bei den Spielen mitgefiebert oder überwiegt die Perspektive des Trainers?

Beides. Mich interessiert natürlich, was die Trainer machen und ob ich etwas lernen kann. Aber ich bin auch ein Fan, der Spaß hatte. Deutschland hat eine tolle Mannschaft, die wirklich als Team füreinander spielt. Ich finde das super. Und es entspricht meiner Philosophie.

Glauben Sie, dass die Eisbären vom Erfolg der deutschen Nationalmannschaft profitieren können? Immerhin waren die Spiele endlich im Free-TV zu sehen.

Das ist für alle Vereine in Deutschland gut, dass das Interesse am Basketball wächst - nicht nur für die Eisbären. Vielleicht kommen jetzt mehr Kinder und Jugendliche, die Basketball spielen wollen. Hoffentlich werden auch mehr Zuschauer in die Hallen kommen. Das sind gute Gründe, um der deutschen Nationalmannschaft dankbar zu sein.

Während Dennis Schröder und Co. zum EM-Titel gestürmt sind, haben sich die Eisbären auf die neue ProA-Saison vorbereitet. Gehen Sie mit einem guten Gefühl in die neue Spielzeit?

Ich denke, dass wir eine sehr gute Saisonvorbereitung hatten. Für mich ist es eine neue Situation, dass sieben Spieler aus der vergangenen Saison geblieben sind. Dadurch mussten wir nicht wieder ganz von vorne anfangen, sondern konnten mehr an den Details arbeiten. Die meisten Spieler wissen einfach schon, was ich will. Wir sind bereit für die Saison.

Lassen Sie uns einen Blick auf die drei Neuzugänge werfen. Der jüngste ist Raphael Falkenthal, der aber schon einiges an Zweitliga-Erfahrung gesammelt hat. Was erwarten Sie von dem Spielmacher-Talent?

Raphael ist schnell, hat Kontrolle in seinem Spiel, seine Pässe sind sehr gut und er kann auch verteidigen. Wir möchten schnell spielen, dafür ist er der passende Spieler. Gemeinsam mit Elijah Miller kann er uns auf der Point-Guard-Position auf ein höheres Level bringen.

Bei Jannis von Seckendorff ist der Plan, dass seine Entwicklung so laufen könnte wie bei Jordan Samare und Hendrik Warner, richtig?

Beide hatten überwiegend Erfahrung in der ProB gesammelt und konnten schnell zeigen, dass sie auch in der ProA abliefern können. Jannis ist ein sehr interessanter Spieler. Seine Energie ist so groß, dass nur wenige Spieler mit ihm mithalten können. Mit seiner Verteidigung kann er eine große Hilfe für uns sein. Er ist jung und will lernen. Die Zeit geben wir ihm dafür.

Jemarl Baker ist der einzige neue Importspieler, der nach einer starken Rookie-Saison in Dänemark zu den Eisbären gewechselt ist. Womit hat er Sie von sich überzeugt?

Jemarl ist sehr flexibel und kann auf den Positionen eins, zwei und drei eingesetzt werden. Außerdem trifft er mit dem Ball in der Hand gute Entscheidungen. Am Anfang war es ein bisschen schwierig für ihn, weil wir so schnell spielen. Aber er hat sich angepasst und passt auch menschlich zu uns.

Ein Trio hat die Eisbären verlassen. Schmerzt Sie der Abgang von Peter Hemschemeier, zu dem Sie eine spezielle Verbindung hatten, besonders?

Das kann ich weder bejahen noch verneinen. So ist das Geschäft einfach. Ich wünsche Peter alles Gute und kann seine Entscheidung verstehen. Wenn ein College kommt, ist das sehr interessant für die Spieler. Nicht nur wegen des Geldes, das man dort mittlerweile verdienen kann. Sie können Erfahrungen fürs Leben sammeln.

Viele Eisbären-Fans weinen Anzac Rissetto mehr als nur eine Träne nach, er war ein Publikumsliebling. War es bei ihm eine finanzielle Frage, dass man ihn nicht halten konnte?

Anzac ist für jeden ein Lieblingsspieler. Er ist ein super Typ, ich mag ihn sehr. Wir haben aber mit Till Isemann und Hendrik Warner schon zwei deutsche Center. Dazu haben wir noch Jordan Samare, sodass wir auf der Position fünf keinen Importspieler benötigen. Aber ich bin happy, dass Anzac in Hagen einen guten Club gefunden hat.

Daniel Norl ist zu den Gießen 46ers gewechselt, die sich wie Phoenix Hagen zu ihren Aufstiegsambitionen bekennen. Welche Clubs kommen noch für den Aufstieg infrage?

Ich glaube, dass die Merlins Crailsheim und die BG Göttingen das Budget dafür haben. Das sind Clubs, die sich von ihrem Anspruch her in der BBL sehen.

Steven Esterkamp geht zuversichtlich in seine zweite Saison als Eisbären-Trainer. Foto: Scheschonka

Und welches Saisonziel haben die Eisbären?

Wir werden wieder von Spiel zu Spiel schauen und gucken, was am Ende dabei herauskommt. Die Playoffs sind natürlich unser Ziel, aber eine Garantie gibt es dafür nicht. Wir müssen überall einen Schritt nach vorne machen. In der Offense wollen wir noch ein bisschen schneller spielen als in der vergangenen Saison. Auch in der Verteidigung müssen wir besser werden. Dazu wollen wir an unserer Konstanz arbeiten. Da hatten wir Luft nach oben.

Vor dem ersten Pro-Heimspiel gegen die SSB Baskets Wolmirstedt steht ja noch das Highlight am Mittwoch, 24. September, im BBL-Pokal gegen die EWE Baskets Oldenburg an. Wie stehen die Chancen der Eisbären auf eine Pokal-Sensation?

Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Etat eines BBL-Clubs und dem eines ProA-Clubs.

Ja, das dürften ein paar Millionen Euro sein.

(lacht) Wahrscheinlich. Wir wissen, dass Oldenburg großes individuelles Potenzial hat und sehr gut scoren kann. Aber unsere Chance ist, dass wir die eingespieltere Mannschaft sind. Vielleicht gibt das den Ausschlag. Ich würde mich freuen, wenn wir bis zum Schluss um den Sieg mitspielen können.

Das Nordderby gegen Oldenburg ist eines von insgesamt sechs Heimspielen, die in der ÖVB-Arena in Bremen stattfinden werden. Fühlen sich die Auftritte in Bremen für die Mannschaft und Sie wie ein normales Heimspiel an?

Wir fühlen uns wohl in Bremen, die Siege dort in der vergangenen Saison gegen Rasta Vechta II und Science City Jena geben uns ein gutes Gefühl. Letztlich ist es aber egal, wo wir spielen - in Bremerhaven, Bremen oder auswärts. Die Mentalität sollte immer dieselbe sein. Ich hoffe aber, dass wir gegen Oldenburg die Fans hinter uns haben werden. Das gibt uns Energie, die wir brauchen.

Zum Schluss noch eine nicht ganz ernst gemeinte Frage. Assistenztrainer Davide Bottinelli und Sie haben sich in der vergangenen Saison im Partner-Look mit Sneakern, dunkler Hose, weißem Hemd und beiger Jacke präsentiert. Wird es in der neuen Saison ein neues Outfit geben?

(lacht) Wir haben ja noch ein paar Tage, das zu entscheiden. Davide und ich werden darüber sprechen. Wichtig ist, dass es bequem ist. Ich sitze ja bei den Spielen nicht so oft. Wir werden etwas für uns finden.

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