Lukas Ney: Der Nordholzer Rallycrossfahrer, der nichts anderes will, als Gas geben
Für den Nordholzer Lukas Ney ist Rallycross der beste Rennsport der Welt. Der 38-Jährige blickt auf die Saison zurück, spricht über den Adrenalinkick, gewonnene Titel und seine Träume.
Wenn Lukas Ney den Helm aufsetzt, den Motor seines 220 PS starken Škoda Fabia startet und die Drehzahl in den roten Bereich schnellt, dann zählt nur noch eins: volle Konzentration. Dann geht die Startampel aus, die Reifen graben sich in den Schotter, das Auto schießt nach vorn. Für Lukas Ney ist das der ultimative Adrenalinkick, denn: "Rallycross ist der beste Rennsport der Welt."
Dass der 38-Jährige einmal Rennfahrer werden würde, war keine Frage. Sein Vater Karsten lebt seit Jahrzehnten für den Motorsport - und so wuchs Lukas Ney zwischen Motorenlärm und Benzingeruch auf. Heute ist der Vater Teamchef und noch immer die wichtigste Stütze. Heute steht er als Teamchef an der Seite seines Sohnes, wenn dieser über Schotter und Asphalt jagt.
Ein Jahr voller Höhepunkte
Was für ein Jahr für Lukas Ney: In der Klasse Super 1600 (RX3) sicherte er sich den Gesamtsieg, in der Gesamtwertung der Deutschen Rallycross-Meisterschaft (DRX) holte er den Vizetitel. Ein Erfolg, der zu Beginn der Saison noch alles andere als sicher war. Denn Lukas Ney (Mitglied des Sportfahrer Clubs Cuxhaven im ADAC-Team Weser-Ems) und sein Team gingen mit einem neuen Škoda Fabia an den Start - ein Auto, das über den Winter in mühevoller Kleinarbeit komplett überarbeitet wurde.

"Wir wussten ehrlich gesagt nicht, wo wir stehen", erinnert sich Lukas Ney. Doch schon beim ersten Lauf auf dem Estering in Buxtehude - seiner Lieblingsstrecke - zeigte sich, dass die Richtung stimmt: Platz zwei zum Auftakt, ein technischer Ausfall beim zweiten Lauf - der einzige der Saison -, danach Siege in Valkenswaard (NL) und erneut in Buxtehude, dazu mehrere Podestplätze in Belgien und Schlüchtern. Am Ende stand fest: Gesamtsieg in der Klasse Super 1600 (RX3) und Vizetitel in der Deutschen Rallycross-Meisterschaft (DRX). Gab es einen Höhepunkt? "Nein: Jedes Rennen war ein Highlight", sagt er und macht deutlich: "Ich habe ein super Team hinter mir - ohne die Jungs und meinen Vater wäre das alles nicht möglich."
Von klein auf Benzin im Blut
Der Weg auf die Rennstrecke begann früh. Schon als kleiner Junge saß Lukas im Kart, mit 14 Jahren bestritt er sein erstes Rallycross-Rennen. "In den ersten zwei, drei Jahren habe ich unglaublich viel gelernt", erzählt er. Seine Entwicklung verlief stetig - erst sporadische Starts, dann mit 23 Jahren die erste komplette Saison. Der Durchbruch kam 2022, als Lukas Ney erstmals Deutscher Meister wurde.
Dass er nun an der Spitze mitfährt, ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit. Warum er das alles macht? Lukas Ney muss nicht lange überlegen, um zu antworten: "Das soll nicht arrogant klingen: Weil ich es kann und weil ich es will. Es ist für mich der größte Kick, wenn man das Auto im Grenzbereich bewegt - oder darüber hinaus."

Teamgeist, Technik und Leidenschaft
Auch wenn der 38-Jährige allein im Auto sitzt und die Runden mit einer Länge von 800 bis 1500 Metern hinter sich lässt, Rallycross ist kein Einzelsport. Lukas Ney ist mit einem kleinen, aber eingeschworenen Team unterwegs - drei Mechaniker, dazu Vater Karsten als Teamchef. Gemeinsam stemmen sie den enormen Aufwand, den der Sport mit sich bringt. Auch neben der Saison: Im Winter wird das Auto komplett zerlegt, Motor und Getriebe werden überholt, das Chassis neu lackiert. "Im Frühjahr steht dann ein Auto da, das quasi wie neu ist."
Blick nach vorn: Das Ziel heißt Europa
Trotz der Erfolge ist für den 38-Jährigen noch lange nicht Schluss. Schon jetzt laufen die Planungen für die Saison 2026. Er möchte wieder angreifen - auch international. Sein Traum: einmal eine komplette Europameisterschaft fahren. Er hat bereits einige EM-Läufe bestritten, weiß, wie hoch das Niveau dort ist: "Das ist alles noch professioneller. Ich kann Kontakte knüpfen und werde wegen der größeren Reichweite gesehen." Und wenn in Sachen Träumen alles möglich wäre? Dann würde er in einem RX1-Auto sitzen - der Königsklasse des Rallycross, mit über 600 PS und purem Motorsport-Charakter. "Das wäre der absolute Traum."
Ein Leben zwischen Hafen, Familie und Rennstrecke
Abseits der Strecke ist Lukas Ney übrigens Hafenfacharbeitermeister, Ehemann und Vater einer kleinen Tochter. Den Fußball hat er inzwischen gegen einen deutlich kleineren Ball getauscht - er spielt jetzt Golf. Ein Ende des Rennsports ist für ihn derzeit nicht in Sicht - denn wer so eine Leidenschaft hat, kann nicht auf die Bremse treten.