
Über zehn Stunden Wartezeit in Cuxhavener Notaufnahme - Helios-Klinik reagiert
Besorgniserregende Beobachtungen hat eine Cuxhavenerin vor kurzem in der Notaufnahme der Helios-Klinik in Cuxhaven gemacht. Was steckt hinter ihren Erfahrungen und wie sieht die Reaktion aus der Klinik aus?
Nachdem sie in der Notaufnahme der Helios-Klink besorgniserregende Beobachtungen und Erfahrungen als Begleiterin einer zuvor gestützten Freundin hatte machen müssen, wandte sich Julia Rose an unser Medienhaus. Sie und ihre verunfallte Freundin saßen ihren Angaben zufolge dort von 10.30 Uhr bis 21 Uhr. Die Freundin soll sehr starke Schmerzen gehabt haben. Trotz mehrfacher Nachfrage nach einem Schmerzmittel habe sie dieses erst nach neun Stunden erhalten.
Eine andere Frau, so Julia Roses Beobachtung, sei dort mit dem Rettungswagen angekommen, weil sie eine Treppe heruntergefallen war. Diese Patientin sei zunächst in die Notaufnahme geschoben und dann in den Wartebereich gesetzt worden. Weil nichts passierte, sei sie jedoch später nach Hause gegangen. Das haben laut Julia Rose an diesem Tag auch weiter wartende Patienten getan, weil offensichtlich kein Arzt Zeit gehabt habe.
"Das Personal ist wirklich sehr bemüht gewesen"
Ausdrücklich betont die Cuxhavenerin jedoch: "Das Personal ist wirklich sehr bemüht gewesen, alles irgendwie abzuarbeiten, aber durch den extremen Personalmangel in dieser Notaufnahme war es ihnen einfach nicht möglich. Ich finde, gerade in einer Notaufnahme gehören genug Ärzte und Pfleger/Krankenschwestern, damit die Versorgung auch gewährleistet werden kann. Das geht ja dort so nicht weiter …"

Und was sagt die Cuxhavener Klinik zu diesen Vorwürfen? Von der Klinik wollte unser Medienhaus erfahren, ob es häufiger vorkommt, dass Patienten mehr als zehn Stunden in der Notaufnahme der Helios-Klinik warten müssen. Außerdem: ob es üblich ist, dass auch mit dem Rettungswagen transportierte Patienten Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, was zu derart hohen Wartezeiten führt und wie versucht wird, Abhilfe zu schaffen.
Katharina Recht, Sprecherin der Cuxhavener Helios-Klinik, teilt auf Nachfrage mit: "Wir können aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht sowie des Datenschutzes nicht zu einzelnen Patientinnen oder Patienten und den geschilderten Beobachtungen äußern. Wir nehmen Rückmeldungen unserer Patientinnen und Patienten jedoch sehr ernst und prüfen Hinweise, die an uns herangetragen werden, sorgfältig."
Manchester-Triage-System wird angewandt
Grundsätzlich orientiere sich die Notfallversorgung in der Helios-Klinik Cuxhaven am international anerkannten Manchester-Triage-System. Dieses System diene der strukturierten Ersteinschätzung von Patientinnen und Patienten direkt nach dem Eintreffen in der Notaufnahme. Dabei werde anhand festgelegter Kriterien wie Symptomen, Vitalzeichen und Schmerzangaben durch medizinisch geschultes Personal die Dringlichkeit der Behandlung festgestellt. Ziel sei es, nicht die Reihenfolge des Eintreffens, sondern die medizinische Notwendigkeit der Versorgung in den Vordergrund zu stellen.

Katharina Recht erläutert weiter: "Patientinnen und Patienten mit lebensbedrohlichen Beschwerden werden dementsprechend sofort behandelt, während bei weniger dringlichen Fällen Wartezeiten entstehen können. Diese Einschätzung erfolgt unabhängig davon, ob Patientinnen und Patienten eigenständig oder mit dem Rettungsdienst in die Notaufnahme kommen. Auch wer mit einem Rettungswagen gebracht wird, durchläuft das Triage-Verfahren. Es ist also nicht grundsätzlich so, dass diese Patientinnen und Patienten sofort ärztlich behandelt werden. Entscheidend ist stets die Dringlichkeit der medizinischen Situation."
Dass es in der Interdisziplinären Notaufnahme zu längeren Wartezeiten kommen könne, sei grundsätzlich nicht auszuschließen, besonders, wenn gleichzeitig mehrere Menschen mit höherer Behandlungspriorität eintreffen oder es zu ungewöhnlich hohen Patientenzahlen kommt. Die Klinik-Sprecherin betont: "Unsere Mitarbeitenden arbeiten kontinuierlich daran, Prozesse zu optimieren, um die Wartezeiten für alle Patientinnen und Patienten so gering wie möglich zu halten." Gleichzeitig werde über die Funktion von Notaufnahmen und die Alternativen der ambulanten Versorgung, etwa über den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der 116 117 informiert, um die Notfallstrukturen gezielt für tatsächliche Akutfälle bereitzuhalten.