Rasanter Start: Webstühle für Burkina Faso - dank Initiative aus Cuxhaven
Kathrin Seyfahrt und Marion Schossig aus Cuxhaven waren im November in Burkina Faso unterwegs. Eines ihrer Ziele war das neue Webstuhlprojekt, das das Zeug hat, vielen Frauen im Land eine neue Lebensgrundlage zu verschaffen. Erfüllt kamen sie zurück.
Kathrin Seyfahrt hat seit der Gründung ihres Vereins "Wunschträume / Netzwerk für Mädchen- & Frauenprojekte e.V." vor 22 Jahren das westafrikanische Land Burkina Faso sicherlich mindestens ebenso oft besucht, für die Cuxhavenerin Marion Schossig war es das erste Mal - und doch spürten beide bei der Reise im November dasselbe: "Das Land ist im Aufbruch."
Plötzlich gibt es in Teilen der Hauptstadt Ouagadougou anstelle der Pisten befestigte Straßen mit Radwegen, Motorradstreifen, begrünten Kreiseln und Geschwindigkeitsbegrenzungen. Wer bei Gelb über die Ampel fährt, wird zu einer Woche sozialer Arbeit verdonnert. "Und die Stadt wird sauber", so Kathrin Seyfahrt. Plastiktüten seien verboten, ganze Stadtteile vom Müll befreit worden.
Symbol für Begegnung, Hoffnung und Aufbruch
Für Begegnung, Hoffnung und Aufbruch steht auch das in diesem Jahr eröffnete Memorial Thomas Sankara, das die Frauen im neuen Grüngürtel Ouagadougous besuchten. Der erste Präsident Burkina Fasos (früher Obervolta) war 1987 mit zwölf Weggefährten bei einem Putsch ermordet worden. Der Grüngürtel unterstreicht die Bemühungen, dem Klimawandel zu begegnen.
Trotz des anhaltenden Terrors im Land gibt es Signale für eine langsam wachsende gesellschaftliche Stabilität und einen bescheidenen wirtschaftlichen Aufschwung. Einen wesentlichen Anteil daran haben Kathrin Seyfahrts Aktivitäten. Selbsthilfe und Bildung waren von Anfang an ihre Stichworte.
Einstige Kindergartenkinder nun an der Universität
Mit leuchtenden Augen berichtet sie von ehemaligen Kindergarten- und Grundschulkindern, die inzwischen studieren (in dem 23-Millionen-Land gibt es allein 6000 Germanistik-Studentinnen und -Studenten) und von Frauen, die dank eigener Einnahmequellen ihr Leben unabhängig gestalten und ihre Familien ernähren können. Um Würde und Überleben geht es im Dorf der von ihren Familien verstoßenen Menschen, in dem derzeit 185 Frauen und fünf Männer Zuflucht gefunden haben.


Ein Projekt mit Perspektive
Ganz besonders galt der Besuch der Cuxhavenerinnen dem gerade erst gestarteten Webstuhlprojekt. Erst Ende Juni/Anfang Juli waren die ersten sechs Webstühle aufgebaut und unter der Anleitung von John Baller von der Weberei Hamburg in Betrieb genommen worden. Der für den Einsatz in aller Welt konzipierte Webstuhl "Flying 8" kann mithilfe einer einfachen Bauanleitung fast überall aus Holz gebaut werden. In Indien sind hieraus schon kleine Fabriken entstanden.
Jetzt, im November, folgte die zweite Ausbildungsrunde. Neun Frauen haben bisher eine Intensivschulung erhalten und sind nun in der Lage, ihr Wissen an andere weiterzugeben. Bis Mitte 2026 sollen alle 16 Frauen der Gruppe einen Webstuhl und die komplette Ausbildung erhalten haben; beste Voraussetzung, um mit der im eigenen Land angebauten Baumwolle ein Geschäft aufzubauen und Geld verdienen zu können. "Die Motivation der Frauen war riesengroß", erzählt Marion Schossig. Voller Stolz hätten sie den Gästen ihr Werk vorgeführt.
Ein Webstuhl mit Namen "Cuxhaven"
Dieses Konzept bewegt auch in Cuxhaven: Nach unserer Berichterstattung meldete sich der Cuxhavener Alfred Neukirchner bei Kathrin Seyfahrt: Er wollte helfen. Ihm zu Ehren wird nun ein Webstuhl den Namen "Cuxhaven" tragen.


Über diese Station hinaus erlebten die Frauen acht von morgens bis abends mit Programm angefüllte Tage. Einen Eindruck von der Landschaft der Sahelzone und dem allgegenwärtigen Kampf um ausreichend Wasser erlebte Marion Schossig beim Besuch einer durch das Netzwerk betreuten Farm vor den Toren der weit ausgestreckten Stadt. Hier fand auch ein Treffen mit Frauen aus dem in der Gefahrenzone im Norden liegenden Dorf Petessiro statt. Sicher habe sie sich an allen Orten gefühlt, versichert die Cuxhavenerin, die sich auch in der Döser Speeldeel engagiert.
Wunschträume-Büro öffnet am Sonnabend seine Türen
Die Armut, aber gleichzeitig die Entwicklung zu sehen, das ermöglicht Journalistin Kathrin Seyfahrt allen Unterstützerinnen und Unterstützern mit ausführlichen Newslettern. "Die Spender müssen genau wissen, wohin ihr Geld geht", ist sie überzeugt. Informationen und die Gelegenheit zum Gespräch gibt es auch am Sonnabend, 13. Dezember, von 10 bis 14 Uhr in ihrem "Wunschträume"-Büro in der Döser Mühlentrift 47. Alle Interessierten sind willkommen.


