
20 Jahre Berufsfeuerwehr Cuxhaven: Eine solche Feuerwehr gibt es sonst nirgendwo
Die Entscheidung, die bisherige hauptberufliche Wachbereitschaft in Cuxhaven zu einer Berufsfeuerwehr zu machen, war weitsichtig und hat diese Feuerwehr inzwischen überregional bekannt gemacht. So viele Spezialisierungen gibt es nirgends.
2005 wurde für Cuxhavens Feuerwehr eine bedeutsame Entscheidung getroffen: Die bisherige Hauptberufliche Wachbereitschaft sollte eine Berufsfeuerwehr werden. Eine weitsichtige Entscheidung mit Blick auf die sich abzeichnenden vielfältigen Aufgaben einer ganz besonderen Feuerwehr, die in Deutschland heute ihresgleichen sucht.
"Absolut nicht der Regelfall"
"Eine Berufsfeuerwehr für eine Stadt in dieser Größe ist absolut nicht der Regelfall", macht Oberbürgermeister Uwe Santjer deutlich. Dank der Spezialisierungen beispielsweise in der Schiffsbrandbekämpfung oder der Höhenrettung beraten die hiesigen Fachkräfte Feuerwehren weit über die Grenzen Cuxhavens hinaus: Anfragen aus ganz Deutschland und aus dem Ausland, etwa aus der Schweiz, Polen oder den Niederlanden, sind keine Seltenheit und auswärtige Berufsfeuerwehren schicken ihre Leute als Hospitanten nach Cuxhaven. "Durch ihre Spezialisierung haben sie sich selbst unersetzlich gemacht", so Uwe Santjer.
Mehr Rechte, bessere finanzielle Ausstattung
Der neue Status war mit gänzlich neuen Grundlagen verbunden. Die Gelder aus der Feuerschutzsteuer kamen nun dem neu aufgestellten Brandschutzabschnitt Cuxhaven und nicht mehr dem Landkreis zu und der vorbeugende Brandschutz in Zusammenarbeit mit der Bauaufsicht ging auf die Berufsfeuerwehr über; die entsprechenden Landeszuschüsse inbegriffen.

Auch hierarchische Strukturen änderten sich: Bis dahin hatte die erklärte Aufgabe der Hauptberuflichen Wachbereitschaft darin bestanden, die Freiwilligen Feuerwehren tagsüber - wenn die meisten Freiwilligen berufstätig waren - zu unterstützen. Die Einsatzleitung oblag bis dahin immer einer Freiwilligen Feuerwehr. Das änderte sich nun. Die Berufsfeuerwehr stellt standardmäßig die Einsatzleitung, es sei denn, sie überträgt dies einer freiwilligen Wehr.
"Ever Level"-Unglück war Initialzündung
Kurz nachdem in den 80er-Jahren die erste Diskussion um eine Berufsfeuerwehr ergebnislos zu den Akten gelegt worden war, ereignete sich der aufrüttelnde Schiffsunfall des Containerfrachters "Ever Level" auf der Elbe vor Altenbruch am 25. November 1983, auf dem die Flammen tagelang loderten. Der Vorfall wurde zu einer Initialzündung in der Betrachtung der Schiffssicherheit und des Brandschutzes auf See.
Qualifizierungswelle nach der Umwandlung
Die erst 1973 mit zehn Mann aufgestellte und später auf 21 Mann erweiterte Hauptberufliche Wachbereitschaft wurde zunächst personell aufgestockt; der Fuhrpark erweitert. In der Schulstraße 3 entstand eine neue Fahrzeughalle. Im Februar 1989 erhielt die Wachbereitschaft erstmals eine eigene Leitung; bis dahin war sie dem Stadtbrandmeister (also einem Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr) unterstellt gewesen. Ab 1991 folgte der Ausbau der Rettungswagenflotte und des Rettungsdienstes.

Die durch den Rat am 3. November 2005 besiegelte Umwandlung zur Berufsfeuerwehr und die zunehmenden Aufgaben im Rettungsdienst, der Schiffsbrandbekämpfung, der Verletztenversorgung auf See und der Wattrettung lösten eine Aus-, Weiterbildungs- und Qualifizierungswelle aus. Cuxhavens einzigartige geografische Lage mit Einsatzorten zu Wasser, zu Lande und in der Luft erforderte diesen Aus- und Weiterbildungsaufwand. Schon 2005 wurde eine Höhenrettungsgruppe aufgestellt, zu der seit 2012 auch ein Offshore-Notfallrettungsteam gehört, das im Notfall per Hubschrauber zu den Offshore-Windenergieanlagen geflogen werden kann.
Zahl der Einsätze hat sich mehr als verdoppelt
Der Personalbestand ist von damals 57 Hauptamtlichen auf rund 110 (in Brandschutz, Rettungsdienst, Tagesdienst und Krankentransport) gewachsen; die Zahl der Einsätze hat sich von damals 6500 auf heute rund 15.000 pro Jahr mehr als verdoppelt, wozu auch die steigende Zahl der Brandmeldeanlagen und die boomende Hafenwirtschaft und Industrie beitragen. Verwaltungsvereinbarungen zur Schiffsbrandbekämpfung, Hilfeleistung und Rettung auf See sowie zur Wattrettung regeln die Kostenbeteiligung Niedersachsens und Hamburgs.
Zurzeit stellen nach Angaben des Pressesprechers Stephan Dargys acht Feuerwehrbeamte im gehobenen Dienst (fünf im Tagesdienst und drei Wachabteilungsleiter im 24-Stunden-Dienst) und rund 70 Feuerwehrkolleginnen und -kollegen im mittleren Dienst in drei Wachabteilungen den "abwehrenden Brandschutz" sowie den Rettungsdienst in der Stadt Cuxhaven sicher und betreuen rund 50.000 Einwohnerinnen und Einwohner auf einer Fläche von 161,9 Quadratkilometern. Im Sommer sind es durch die vielen Feriengäste tatsächlich oft bis zu 70.000 Bewohner. Im qualifizierten Krankentransport sind 13 weitere Mitarbeitende beschäftigt. Die Beamten des gehobenen Dienstes stellen abwechselnd rund um die Uhr eine Rufbereitschaft für besondere Einsatzlagen.
Bei Rettungseinsätzen im Watt arbeitet die Berufsfeuerwehr eng mit der Freiwilligen Feuerwehr Duhnen sowie der DLRG und der DGzRS zusammen. Überhaupt wäre für die gesamte Berufsfeuerwehr ihre Arbeit ohne die Kooperation mit den rund 450 Kräften der Ortswehren und der anderen Katastrophenschutzorganisationen und den Behörden der großen "Blaulichtfamilie" undenkbar.
Großveranstaltung in der Bucht
Das soll auch in der Großveranstaltung am kommenden Sonnabend, 26. Juli, in der Grimmershörnbucht sichtbar werden: Vor der Kulisse der Bucht und mit dem Deich als Zuschauertribüne werden der Tag der Feuerwehr und der Katastrophenschutztag zusammen begangen. Von 10 bis 18 Uhr wird buntes Treiben für die ganze Familie mit vielen Mitmachaktionen und Spielen versprochen. Live-Vorführungen zu Wasser und zu Lande zeigen typische Einsatzsituationen, Fahrzeuge können besichtigt werden. Beteiligt sind zahlreiche Rettungsorganisationen und Behörden. Eine Tauschbörse ermöglicht die Suche nach noch fehlenden Bildern für das Stickerstars-Album der Feuerwehr (auch eine Aktion speziell im Jubiläumsjahr).

Welches die spektakulärsten Einsätze waren und wie die Feuerwehr mit kommenden Herausforderungen umgeht, werden wir bis dahin noch berichten.

