22 Jahre Tafel in Cuxhaven: Eine Arbeit voller Glücksmomente
Die Tafel Cuxhaven feiert am Mittwoch (6. Dezember 2023) ihren 22. Geburtstag. Es ist eine Erfolgsgeschichte, die ohne die ehrenamtlichen Mitglieder kaum möglich wäre. Sie geben Einblicke in vielfältige Aufgaben und herzerwärmende Momente.
Über 900 Tafeln in Deutschland haben sich bei ihrer Gründung zwei Ziele gesetzt: Der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken und gleichzeitig bedürftige Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. Um diese Ziele zu erreichen, engagieren sich derzeit über 100 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer bei der Cuxhavener Tafel.
Eine von ihnen ist Eva-Maria Hofmann. Seit 2012 ist die 76-Jährige Mitglied. "Ich sehe den Sinn in der Aufgabe. Die Tafel ist eine Aktion, die man einfach unterstützen muss", betont sie. Hofmann ist Teamleiterin bei der Tafel. Sie organisiert, dass die Ware am Sortiertag ordentlich kontrolliert wird, schlechte Lebensmittel aussortiert werden und schließlich alles so eingeteilt wird, dass am Ausgabetag eine reibungslose Verteilung der Lebensmittel möglich ist. Um das zu gewährleisten, steht die 76-Jährige am Ausgabetag bereits um 6.30 Uhr auf der Matte: "In der Regel machen wir hier zwischen acht und neun Uhr auf, aber dann muss auch alles in den Regalen stehen."
Alles, was nicht schon einen Tag vor der Ausgabe in die Regale gestellt werden kann, wie beispielsweise Kühlware, wird erst kurz vor dem Eintreffen der Gäste eingeräumt. "Bei den jetzigen Temperaturen ist es nicht so schlimm, aber im Sommer kann man die ganze Kühlware erst eine Stunde vor der Ausgabe herausstellen."
Familiäre Momente und kleine Gesten bei der Cuxhavener Tafel
Auch der pensionierte Zahnarzt Rolf-Peter Ahrberg ist mit über 10 Jahren Mitgliedschaft ein alter Hase bei der Cuxhavener Tafel und freut sich besonders über das familiäre Miteinander in der Gruppe. Zu Beginn seines Engagements bei der Tafel gehörte Ahrberg noch zu den Fahrern, die die verschiedenen Lebensmitteldiscounter von Nordholz bis Cadenberge ansteuern, um ausgemusterte Lebensmittel einzusammeln. Nach einer Pause aus privaten Gründen entschloss sich Ahrberg, in diesem Jahr wieder aktiv beim Sortieren und Verteilen mitzuhelfen. An den Moment, als er nach seiner Pause zurückkam, erinnert er sich besonders gern: "Ich kannte alle noch von früher, und wir haben uns alle sehr gefreut, uns wiederzusehen. Hier fühlt man sich wie in einer kleinen Familie."

Eva-Maria Hofmann freut sich besonders über die Reaktionen der Kunden: "Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn sie sich über Kleinigkeiten freuen. Das gibt einem schon viel." Ab und zu bekommen die Ehrenamtlichen auch Briefe oder E-Mails, in denen sich die Kunden bedanken und manchmal fragen sie sogar an, ob sie mithelfen können. "Unter den vielen Ukrainern, die wir als Kunden haben, sind drei, die regelmäßig mitarbeiten", sagt Klaus Schnell, Vorsitzender der Cuxhavener Tafel.
120 Kunden pro Ausgabetag bei der Tafel in Cuxhaven
Im Schnitt versorgt die hiesige Tafel 120 Kunden an einem Ausgabetag, wobei ein Kunde gleichzeitig für einen ganzen Haushalt steht. "Das heißt, hinter einem Kunden stehen auch mal sieben oder acht Personen", erklärt Hofmann. Derzeit sind 1141 Bedürftige in 548 Haushalten bei der Tafel registriert. Bei so vielen Menschen ist es besonders wichtig, einen genauen Überblick über die Lagerbestände zu haben. "Im Moment haben wir im Verhältnis zu den Kunden genug Ware", beschreibt Hofmann. "Wir hatten aber auch schon Zeiten, in denen es sehr knapp war." Besonders kritisch würde es oft im Herbst. "Dann müssen wir die Ware genau einteilen, damit auch der letzte Haushalt noch etwas bekommt."
Verändertes Bestellverhalten der Supermärkte in Cuxhaven
Vor allem das Bestellverhalten der Supermärkte und Lebensmitteldiscounter habe sich in den letzten Jahren verändert, betont Klaus Schnell. "Früher haben sie noch großzügiger eingekauft und hatten dementsprechend auch großzügigere Restbestände." Das hinge vor allem mit dem Anstieg der Lebensmittelpreise zusammen, erklärt Hofmann. Das sei aber per se nichts Schlechtes, denn der Vorsitzende stellt klar: "Das oberste Ziel der Tafel ist schließlich immer noch, die Verschwendung zu reduzieren, und das wird so auf jeden Fall eher erreicht. Nur ist es so, dass wir im Umkehrschluss unsere Kunden dann schlechter versorgen können. Da müssen wir dann zukaufen." Dies geschieht ausschließlich mit dem Geld von Spendern, die der Cuxhavener Tafel explizit den Auftrag geben, davon Lebensmittel einzukaufen.
Cuxhavener Tafel sucht neue Mitglieder
Die Cuxhavener Tafel musste vor einiger Zeit einen Aufnahmestopp für neue Kunden verhängen, weil die Lebensmittelpreise immer weiter gestiegen sind und sich die Zahl der Kunden fast verdoppelt hat. Ein Ansturm, den die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer aus eigener Kraft nicht mehr bewältigen konnten. Deshalb sucht die örtliche Tafel neue Ehrenamtliche, die sich vorstellen können, an bestimmten Tagen vormittags mitzuhelfen.
Um den Bedürftigen trotz des Aufnahmestopps die Möglichkeit zu geben, Lebensmittel zu erhalten, hat Schnell eine Warteliste eingerichtet. Wer darauf steht, kann jeden Mittwoch für eine Stunde vorbeikommen. Doch das Ergebnis lässt zu wünschen übrig: "Beim letzten Mal hatten wir leider das unglückliche Ergebnis, dass von den zwölf eingeladenen Bewerbern nur zwei gekommen sind. Zwei haben sich entschuldigt, weil sie krank waren, aber die anderen acht haben sich nicht mehr gemeldet."
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