Pfandringe für Cuxhaven: SPD will Sammeln von Leergut erleichtern
Bürger, die auf ein Zubrot angewiesen sind, sollen Flaschen sammeln können, ohne im Müll wühlen zu müssen. Aus Sicht der Sozialdemokraten geht es um eine Frage der Würde.
Menschen mit geringem Einkommen oder einer mickrigen Rente stehen angesichts steigender Lebenshaltungskosten vor existenziellen Problemen. Wenn es am Nötigsten fehlt, verlegen sich manche aufs Flaschensammeln: Mehrwegbehältnisse, die von anderen achtlos entsorgt werden, bringen bei Rückgabe zwischen 8 und 60 Cent. Geld, das im wahrsten Sinne des Wortes im Müll liegt.
Um diese zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen, zahlen Flaschensammler durchaus einen Preis: Das Stigma, "es nötig zu haben", haftet jedem an, der - sichtbar für andere - die öffentlichen Mülleimer nach Verwertbarem zu durchkämmen beginnt. Individuell wirkt dieser Aspekt mutmaßlich schwerer als das Verletzungsrisiko durch Scherben oder Metalldosen.
In anderen Städten längst bewährt
Vor diesem Hintergrund spricht die SPD-Stadtratsfraktion davon, dass man Menschen das Einsammeln von Pfandware erleichtern wolle. Mit Blick auf die nächste Sitzung des Fachausschusses für Digitalisierung und Technische Dienste (vorgesehen im Februar) haben die Sozialdemokraten den Antrag gestellt, Müllbehälter im öffentlichen Raum mit Flaschenhaltern beziehungsweise sogenannten Pfandringen auszustatten. Wie der Name schon sagt, umschließen diese "Pfandringe" eine Mülltonne; versehen mit entsprechenden Lochblechen ermöglichen sie, mehrere Glas-, PET-Flaschen oder Getränkedosen außerhalb der Tonne zu deponieren. Bedarf für diese Vorrichtungen gibt es aus SPD-Sicht auf jeden Fall: "Es ist vermehrt aufgefallen, dass Bürger in den öffentlichen Mülleimern, die an Straßen, Wegen und Plätzen positioniert sind, nach Pfandflaschen/-dosen suchen", heißt es in einem an den OB gerichteten Antragsschreiben, dem auch von Müllvermeidung die Rede ist. "In anderen Städten wird diese Methode schon einige Zeit mit Erfolg angewandt", heißt es im Antrag der Fraktion, der auf eine Anregung von Ingo Uppendahl (beratendes Mitglied) zurückgeht.
Tatsächlich haben sich bereits Städte wie Bremen, Hamburg, München, Bamberg oder Wuppertal für die Installation der Ringe entschieden. Aufgegriffen wurde das Konzept aber auch in kleineren Gemeinden, etwa in Sindelfingen oder auf der Insel Norderney.
Auch in der Stadt Hemmoor sind Pfandringe ein Thema. Auf Anregung der Grünen war darüber im zuständigen Fachausschuss diskutiert und zu Monatsbeginn im Rat abgestimmt worden. "Auch in Hemmoor sammeln Menschen Pfand, um ihre finanzielle Situation zu verbessern. Dabei greifen sie tief in das Innere der öffentlichen Mülleimer, um an Pfandflaschen und -dosen zu gelangen. Dies birgt Hygiene- und Verletzungsgefahren", hatte die Antragsbegründung der Grünen gelautet.
Hemmoor: Pilotphase aus Kostengründen
Eine Ausstattung aller öffentlichen Müllbehälter mit den Pfandringen wird es jedoch erst einmal nicht geben, aber eine Testphase. So verständigte sich Hemmoorer Stadtrat darauf, zunächst fünf Behältermodelle mit dieser Abstellmöglichkeit auszustatten - und zwar im Bereich des Zentrums und des Bahnhofs. Eine Ausweitung des Versuchs sei jedoch durchaus möglich, hieß es. Dass auf Anhieb nicht mehr Pfandringe aufgestellt werden sollen, hat einen einfachen Grund: Man habe die Kosten unterschätzt, hieß es im Stadtrat. Nach Recherchen der CN/NEZ-Redaktion sind Mehrfachflaschenhalter ab 134 Euro (Nettopreis bei Abnahme von 50 Stück oder mehr) zu haben. Aufwändigere Modelle (die klangvolle Namen wie "Banana" oder "UFO" tragen) schlagen mit einem Einzelpreis von bis zu 375 Euro zu Buche. Diese Pfandringe bieten dann allerdings auch Platz für bis zu acht Flaschen.