Ärger um E-Scooter: Sind die geltenden Regulierungen zu locker?
Nach dem Unfall einer 15-jährigen E-Scooter-Fahrerin in Cuxhaven verbreitete sich das Unverständnis über die Regulierungen zum Führen von E-Tretrollern. Die Verkehrswacht Cuxhaven äußert sich unter anderem zu der nicht vorgegebenen Helmpflicht.
Nach dem schwerwiegenden Unfall einer 15-jährigen E-Scooter-Fahrerin in Cuxhaven ist der Unmut unter den Bürgern über die elektrobetriebenen Roller groß. Ohne Helmpflicht und Tauglichkeitsprüfung sei es eine Zumutung, die E-Tretroller in der Öffentlichkeit bewegen zu dürfen, äußern Facebook-Nutzer.
Am Mittwoch kam es im Stadtteil Groden zu einem Unfall, bei dem eine 15-jährige E-Scooter-Fahrerin lebensgefährlich verletzt wurde. Vom Eduard-Karstens-Weg kommend, habe die Jugendliche laut der Polizei die Abschnede in Richtung Katharina-von-Bora-Weg überqueren wollen und wurde dabei von einem Auto erfasst und eingeklemmt. Die Feuerwehr barg die 15-Jährige, woraufhin sie mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus transportiert wurde.
15-Jährige noch immer ins Lebensgefahr
Mittlerweile befindet sich die 15-Jährige nicht mehr in akuter Lebensgefahr, aber sehr wohl noch in Lebensgefahr, wie Carsten Bode, Sprecher der Polizeiinspektion Cuxhaven, auf Nachfrage mitteilt. Es sei noch ungewiss, ob die Jugendliche überlebt. Dabei bezieht sich Bode auf den Kenntnisstand der Polizei von Donnerstag. Neue Informationen konnte er am Freitag nicht preisgeben.
Die aktuellen Regeln für das Fahren eines E-Tretrollers sehen weder eine Helmpflicht, noch eine Tauglichkeitsprüfung vor. Zum Unverständnis einiger Bürger, die sich eine schärfere Handhabung wünschen. Schließlich müsse man selbst zum Fahren eines 25 km/h-Mofas eine Prüfbescheinigung vorlegen, ärgert sich ein Leser auf Facebook.
Verkehrswacht Cuxhaven empfiehlt Helmpflicht
Gabriele Mercier, Vorsitzende der Verkehrswacht Stadt Cuxhaven, hält eine Prüfungsbescheinigung zum Führen von E-Scootern nicht für angebracht. Für sie sei es wichtig, dass Erziehungsberechtigte, solange das Kind noch nicht volljährig ist, auf die Gefahren hinweisen und den Umgang mit dem motorisierten Gefährt im Straßenverkehr besprechen. "Aber dass man dafür zunächst eine Prüfung ablegen muss, wäre jetzt nicht meine Intention", erklärt Mercier. "Unfälle können leider immer passieren. Wenn man sein Kind alleine mit dem Fahrrad losschickt, sagt man ihm ja auch, worauf es zu achten hat."
Anders schätzt sie die nicht vorhandene Helmpflicht ein. Sie kritisiert: "Eine Helmpflicht ist eigentlich unerlässlich, wenn man auf so einem Fahrzeug unterwegs ist. Ich persönlich fände eine Helmpflicht gut. Auch auf dem Fahrrad beispielsweise für Pedelec-Fahrer."
Vor allem die Ablenkung im Straßenverkehr stuft die Vorsitzende als problematisch ein. Gerade im Teenie-Alter seien Ablenkungen auf dem Fahrrad, beispielsweise durch Kopfhörer und Handy, oft gegeben.
Die Infrastruktur spiele eine große Rolle
Auch der ADAC weist auf seiner Internetseite auf eine verstärkte Aufklärung über die geltenden Verkehrsregeln hin. "Vor allem jüngere E-Scooter-Nutzerinnen und Nutzer unterschätzen häufig, welche Gefahren bei Missachtung von Verkehrsregeln entstehen", so ein ADA-Cerkehrsexperte.
Für die Unfallvermeidung sei vor allem eine gute Infrastruktur von großer Bedeutung. Angesichts der vermehrten und zunehmend vielfältigeren Nutzung sei der Ausbau einer modernen Radinfrastruktur die Voraussetzung, um Konfliktsituationen und Gefahrenstellen zu vermeiden.
ADAC gibt Tipps zum sicheren Fahren
Um ein sicheres Fahren mit E-Scootern zu gewährleisten, sei besonders auf die geltenden Vorschriften zu achten, wie eine abgeschlossene Haftpflichtversicherung und kein Fahren unter Alkoholeinfluss. Doch auch der ADAC vertritt den Standpunkt: "Schützen Sie sich auf jeden Fall mit einem Helm - auch wenn für E-Scooter keine Helmpflicht besteht." Weiter wird empfohlen, wöchentlich den Reifendruck zu kontrollieren, auf die maximale Zuladung zu achten und beim Abbiegen Handzeichen zu geben.
Viele E-Scooter-Fahrer schrecken vor einer Vollbremsung mit der Vorderbremse zurück - aus Angst, über den Lenker zu stürzen. E-Scooter mit ihren kleinen Rädern in Kombination mit einem hohen Schwerpunkt sind für derartige Stürze tatsächlich anfällig und bergen für ungeübte Fahrer deshalb ein hohes Verletzungsrisiko.
Um in Gefahrensituationen richtig bremsen zu können, sei das Einüben einer optimalen Bremsstrategie unabdingbar. Am besten auf einem Verkehrsübungsplatz oder leeren Parkplatz.