Die Toccata ist der unbestrittene Schwerpunkt im Konzert-Programm von Hauke Ramm an der Klapmeyer-Orgel in St. Nicolai Altenbruch. Foto: Cordes
Die Toccata ist der unbestrittene Schwerpunkt im Konzert-Programm von Hauke Ramm an der Klapmeyer-Orgel in St. Nicolai Altenbruch. Foto: Cordes
An historischer Klapmeyer-Orgel

Toccata-Reise mit Hauke Ramm in Cuxhaven-Altenbruch: Barocke Orgelkunst erleben

11.08.2025

Hauke Ramm hat an der historischen Klapmeyer-Orgel in Cuxhaven-Altenbruch eine faszinierende Entwicklung der Toccata in einem mitreißenden Konzert geliefert. Von Buxtehude bis Bach entfaltete sich barocke Klangpracht.

Wenn die beiden ganz Großen der Toccaten-Kunst - Buxtehude und Bach - Auftakt und Finale eines Orgelkonzertes bilden, hat das nicht nur etwas mit Gewichtung, sondern auch etwas mit Wirkung zu tun - und zwar mit Wirkung auf die Zuhörer. Und genau der konnte sich das Publikum des Konzertes von Hauke Ramm an Altenbruchs historischer Klapmeyer-Orgel in St. Nicolai denn auch nicht entziehen. Angesichts eines so grandios gespielten Bach kein Wunder.

Hauke Ramm, seit über zwei Jahrzehnten Kirchenmusikdirektor an St. Wilhadi in Stade und Organist an der dortigen Erasmus-Bielfeldt-Orgel von 1736, ist sozusagen mittendrin in einer bedeutenden Orgellandschaft. Er schätzt die Orgel in Altenbruch, kennt sie gut. Und ihn erstaunt immer wieder, wie er am Rande seines Konzertes am Sonnabend sagt, dass bei der wechselvollen Baugeschichte des Instrumentes alles dennoch in sich so stimmig ist. Was nicht zuletzt auch der umfangreichen Restaurierung durch die Orgelbauwerkstatt Ahrend zu danken ist.

"Toccata! Eine europäische Reise" - so hat der Stader Kirchenmusikdirektor das Programm seines Konzertes betitelt. Und die Werkauswahl zeigt einmal mehr, wie die barocke Musik jener Zeit europaweit vernetzt war. Was Hauke Ramm mit seinem Programm aber auch zeigen will, ist die Entwicklung der Toccata im Laufe es ereignisreichen Jahrhunderts. Wo anfangs noch zwischen toccatischen und fugierten Teilen streng getrennt wird, zeichnet sich mehr und mehr eine Gestaltung hin zu einer einzigen integrierten großen Form ab. Und genau dafür stehen die Toccaten von Dietrich Buxtehude und Johann Sebastian Bach.

Einer, der sich zu seinen Toccaten-Kompositionen genauestens geäußert hat, ist der Italiener Girolamo Frescobaldi (1583 - 1643). Nicht nur "reich an verschiedenen Abschnitten und Affekten" sollen sie sein, sondern dem Spieler die Freiheit geben, jeden dieser Abschnitte "gesondert" zu spielen. Entfaltungsmöglichkeiten sind also inbegriffen, wie die von Hauke Ramm gespielte "Aria detto balletto" aus Fescobaldis 2. Toccatenbuch zeigt. Wie vielfältig, abwechselungs- und kontrastreich die Toccata sich entwickelt, führt der Interpret mit Beispielen von Johann Jacob Froberger und Matthias Weckmann vor, mit der anfangs gespielten d-moll-Toccata von Buxtehude und schließlich Bachs mitreißender Toccata und Fuge d-moll WV 565.

Zwei Choralbearbeitungen von Buxtehude ("Vater unser im Himmelreich" und "Komm, heiliger Geist, Herre Gott") und Bachs Trio super "Herr Jesu Christ, dich zu uns wend" bilden gewissermaßen die Intermezzi zwischen den Toccaten und geben dem Interpreten darüber hinaus eine Fülle an Möglichkeiten klanglicher Ausgestaltung. Da nimmt die F-Dur-Sonate des Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel fast so etwas wie eine Sonderstellung ein. Sie gehört zu einer Sammlung von sechs, allesamt dreisätzigen Sonaten für die Orgel. Und nach den ausnahmslos in Moll-Stimmung getauchten Toccaten breitet Hauke Ramm mit der F-Dur-Sonate einen wahren Flötenregister-Teppich aus. Was, wie Fans der Altenbrucher Orgel wissen, zu deren ganz besonderen Kostbarkeiten gehört.

Und wie immer, wenn ein Werk Johann Sebastian Bachs ein Orgelkonzert beschließt, ist es gewissermaßen die beeindruckende Summe des Ganzen.

Von Ilse Cordes

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