Geschwister-Scholl-Tage in Altenwalde: Subtil verbreiteten Extremismus erkennen
Zu erinnern an früher und daraus Erkenntnisse für heute zu gewinnen: Dafür hatten die Neuntklässler der Gesheister-Scholl-Schule in Cuxhaven-Altenwalde zwei volle Tage Gelegenheit - genau 81 Jahre nach Ermordung der Geschwister Scholl.
Sich der Vergangenheit zu bewusst werden, aber auch rechtsextremistische Tendenzen in der Gegenwart zu erkennen und zu entzaubern, dazu dienten die Projekttage für den 9. Jahrgang der Geschwister-Scholl-Schule in Altenwalde. Vorab hatten sich die Jugendliche für Themenbereiche entschieden.
Mit subtilen Methoden Inhalte populär machen
So machte sich eine Gruppe daran, über rechtsextreme Musik, Symbole und Kleidung zu recherchieren und stellte dabei fest, dass die "Neue Rechte" sehr subtil versucht, ihre Inhalte populär zu machen. "Ganz anders als das, was man im Kopf hat, wenn man an Neonazis und Rechtsextreme denkt." Das mache es schwieriger, sittenwidrige und verbotene Inhalte direkt zu erkennen, die vielfach ungehindert über die sozialen Medien verbreitet würden, erklärt Lehrer Dominik Hoyer. Codes und Symbole kursierten in der Szene, unter denen rechtsextreme Inhalte transportiert würden.
Etwas Bleibendes schaffen

Mit den Geschwistern Scholl, die genau 81 Jahre zuvor zum Tode verurteilt und direkt hingerichtet worden waren, und ihrer Widerstandsgruppe "Weiße Rose" beschäftigte sich eine andere Gruppe. Lehrerin Britta Kozlik: "Wir wollten etwas Bleibendes schaffen, das unter den Schülerinnen und Schülern im Unterricht weitergegeben werden kann." Das so entstandene Fotoalbum mit einer selbst entworfenen Titelcollage zeigt Bilder der Geschwister Hans und Sophie, ihrer Mitstreiter und ihres kurzen Lebens, die mit Zitaten und Flugblättern der Weißen Rose kombiniert werden.
Es passierte vor der eigenen Haustür
Den Schicksalen mehrerer Cuxhavener Opfer des Nazi-Regimes, an die hier auch mit Stolpersteinen erinnert wird, gingen weitere Jugendliche auf Anregung von Dr. Gerd Behrens nach, erfuhren von dem Schicksal der kleinen Marianne Janecke, die der Euthanasie zum Opfer fiel, oder dem des Sozialdemokraten Wilhelm Heidsiek. Andere spürten dem Schulalltag in der damaligen Adolf-Hitler-Schule nach, die erst nach dem Krieg in "Ritzebütteler Schule" umbenannt wurde.
Was verletzt unbewusst?
Wieder zurück in die Gegenwart ging es beim Thema Alltagsrassismus: Was darf (und will) man heute noch sagen, was verletzt unbewusst, wie kann man sein eigenes Verhalten hinterfragen und das Umfeld sensibilisieren? "Niemand kann sich davon frei machen", sagt Lehrer Oliver Kausch. Ihre Erkenntnisse - "es lohnt sich immer, sich dafür einzusetzen" - trugen die Schülerinnen und Schüler anschließend als Multiplikatoren in den zehnten Klassen vor. "Es ist wirklich toll, dass wir so ein Thema so vertieft angehen können", sagt Oliver Kausch: "So schaffen wir es immer wieder, unseren Namen mit Inhalt zu erfüllen."