
Mit dem Bus durch Altenwalde: Wie die Sperrung der A27 Pendlern den Alltag erschwert
Die Vollsperrung der A27 belastet nicht nur Autofahrer, sondern bringt auch den Busverkehr in Cuxhaven durcheinander. Wir begleiteten einen Busfahrer bei seinem täglichen Kampf gegen Staus, Verspätungen und den Frust seiner Fahrgäste.
Pünktlich um 7.15 Uhr fährt ein Bus in den Cuxhavener Busbahnhof ein. Orange leuchtet die Anzeige "Leerfahrt" in den dunklen Novembermorgen. Dann springt sie auf "1021: Nordholz Grundschule". Busfahrer Florian Haase (Name von der Redaktion geändert) weiß schon jetzt: So pünktlich wie eben wird er bei der Rückfahrt der folgenden Tour nicht mehr am Cuxhavener Bahnhof ankommen. Denn die Linie führt unter anderem auch durch Altenwalde.
Erst im Oktober hatte eine mehrwöchige Vollsperrung der A27 in Richtung Bremen zwischen den Anschlussstellen Altenwalde und Nordholz die Geduld vieler Autofahrer auf die Probe gestellt. Nun ist es wieder soweit - diesmal in der Gegenrichtung. Am Freitag, 22. November, begann die erste von insgesamt vier Wochen, in denen die Autobahn zwischen den beiden Anschlussstellen erneut voll gesperrt ist.
Drei Kilometer langer Stau durch Altenwalde
Es ist 7.30 Uhr, als Haase mit seinem Linienbus das Ortsschild von Altenwalde passiert - noch mit normaler Geschwindigkeit. Beim Blick auf die Gegenfahrbahn merkt er bereits an: "Ich bin gespannt, wie es auf der Rückfahrt aussieht." Autos, Trecker, Busse und Lkw reihen sich ab der Ampel beim Netto-Discounter in einer nicht enden wollenden Kolonne aneinander. Fast drei Kilometer dauert es, bis auf Höhe des Oxter Weges ein Ende gefunden ist.

"Lkw-Fahrer bremsen nicht, sie halten immer drauf"
Immer wieder musste Haase seinen Bus innerorts leicht nach rechts ziehen, wenn ihm auf der teilweise engen Straße Lkw entgegenkamen. "Damit sich die Spiegel nicht treffen", erklärt er, denn: "Lkw-Fahrer bremsen nicht. Die halten immer drauf." Seit der Sperrung der A27 habe die Zahl an Lkw auf dieser Strecke deutlich zugenommen.

Um 7.52 Uhr erreicht er die Grundschule in Nordholz. Doch bevor es zurückgeht, hat der 35-Jährige erst einmal Pause. Schließlich ist es nicht seine erste Tour an diesem Tag. Um 12 Uhr ist Feierabend. Doch bis dahin muss er noch ein paar Linien fahren - zumindest laut Plan. Doch das ist nicht immer möglich: "Nach dieser Linie muss ich um 9.05 Uhr die L1008 fahren. Es kann aber sein, dass ich das wegen des Staus nicht schaffe. Dann muss die Linie an einen anderen Fahrer abgegeben werden". Genau dieses Pech ereilte einen Kollegen erst am Vortag: 20 Minuten Verspätung standen auf seiner Uhr.
Manche Fahrgäste zeigen Verständnis, andere nicht
"Es ist nervig. Aber wir versuchen natürlich, das Beste daraus zu machen und unseren Zeitplan einzuhalten. Aber manchmal ist das leider nicht möglich", bedauert Haase. "Stressig ist es natürlich auch, weil man pünktlich am Bahnhof sein will, damit die Leute ihren Zug bekommen." Das bekomme er auch gelegentlich von den Fahrgästen gespiegelt. Der 35-Jährige weist dann darauf hin, dass er das Geschehen vor ihm nicht beeinflussen könne. "Manche zeigen dann Verständnis, andere pöbeln herum. Leider."
Echtzeit-Fahrplanauskunft der KVG kann helfen
KVG-Sprecherin Laura Rogge empfiehlt in solchen Fällen die Echtzeit-Fahrplanauskunft, die über die Website oder die FahrPlaner-App für Niedersachsen und Bremen aufrufbar ist. "Darüber können sich Fahrgäste vor Fahrtantritt über die aktuelle Verkehrslage und mögliche Verspätungen informieren - auch um gegebenenfalls eine alternative Fahrtmöglichkeit zu finden."
Berufstätige Frau fuhr als Notlösung mit dem Taxi
Nach einem Kaffee geht es um 8.34 Uhr wieder die gleiche Strecke zurück. Der Stau hat sich inzwischen verkürzt und beginnt "erst" ab dem Ortsschild auf der Kuppe. In Richtung Cuxhaven ist der Bus deutlich voller als in der Gegenrichtung.

Eine Frau, die normalerweise jeden Tag mit dem Bus zur Arbeit fährt, bedauert die durch die Autobahnsperrung entstandenen Umstände: "Es war schon immer schlimm, aber jetzt ist es eine Katastrophe. Wenn ich um acht Uhr bei der Arbeit sein muss, komme ich definitiv zu spät. Denn jetzt kommt der Bus oft nicht um halb acht, sondern erst um zehn vor acht." Zumal die Busse manchmal so voll seien, dass man gar nicht mehr einsteigen könne, wie sie erzählt. Also zog sie eine Konsequenz: "Vorgestern bin ich mit dem Taxi gefahren. Ich kann es mir einfach nicht leisten, jeden Tag zu spät zu kommen."
15 Minuten dauert es letztlich für die 1,2 Kilometer lange Strecke von Ortsschild zu Ortsschild. Um 9.13 Uhr erreicht die Linie 1021 wieder den Cuxhavener Bahnhof. Mit acht Minuten Verspätung kann Florian Haase seine Tour mit der Linie 1008 fortsetzen - den Zug nach Hamburg haben die Fahrgäste trotzdem verpasst.