
Verkehrsbehörde der Stadt Cuxhaven sieht parkende Pkw als willkommene Verkehrsbremser
Ist die Robert-Koch-Straße in Altenwalde sicherer als Kurven-Kurs (wie es jetzt ist) oder als prophezeite Rennstrecke (wenn Halteverbot angeordnet wird)? Der Ortsrat Altenwalde und Verkehrsbehörde konnten darüber noch nicht auf einen Nenner kommen.
Fast schon kuriose Züge nahm im Altenwalder Ortsrat die Diskussion um das Gefahrenpotenzial in der Robert-Koch-Straße an. So vehement Christiane Thieß (Leiterin der Abteilung Verkehr und Beiträge der Stadt Cuxhaven) für eine Beibehaltung der jetzigen Situation argumentierte, so ausdauernd konterten die Ortsratsmitglieder und schilderten gefährliche Überholmanöver auf der auch als Schulweg wichtigen Verbindung nach Franzenburg und Lüdingworth, die möglicherweise in den nächsten Wochen auch öfter als Ausweichroute benutzt wird, um dem Verkehr in der teilgesperrten Hauptstraße zu entgehen.
Bislang ist das Parken am Fahrbahnrand erlaubt
Seit Errichtung des Mehrfamilienhauses nahe an der Einmündung zur L 135 ist das Parken in der Robert-Koch-Straße - einer Tempo-30-Straße - noch stärker in den Fokus gerückt. Dort ist das Parken am Fahrbahnrand erlaubt. Bei Begegnungsverkehr muss eine Seite hinter den parkenden Autos warten, manchmal ist auch einiges an Rangieren erforderlich. Das ist vielen, die dort täglich entlangfahren, ein Dorn im Auge, vor allem bei Engpässen im Einmündungsbereich.
Abbieger von der Hauptstraße müssen genügend Platz haben
Weil auch die Stadt eine Gefahrensituation darin erkannte, dass Abbieger aus der Hauptstraße bei Grün nicht schnell genug aus der Kreuzung kamen, ist das Parken auf der rechten Fahrbahnseite (von der Kreuzung aus gesehen) inzwischen untersagt.
Unübersichtlich für Busfahrer
Dennoch sieht Ortsratsmitglied Michael Osterndorf (SPD), selber Fahrer eines Zwölf-Meter-Busses, die Gefahrensituation nicht entschärft: "Letzte Woche stand ein Gelenkbus mitten auf der Hauptstraße, weil er nicht reinfahren konnte", berichtete er. Die Situation im Begegnungsverkehr sei "gruselig": "Als Busfahrer sieht man nicht, dass einem da ein Kollege entgegenkommt."
Keine Beschwerden, kein Unfallschwerpunkt
Eine Erfahrung, die Christiane Thieß nicht teilen konnte: Mitarbeiter ihrer Abteilung hätten beobachtet, dass die nachts parkenden Autos morgens meist wegführen. Auch liege keine Beschwerde etwa der KVG oder der Müllfahrzeugführer der Stadt vor. Die Behörde beabsichtige daher nicht, ein Halteverbot in der Robert-Koch-Straße anzuordnen.
"Grundstücksauffahrten bieten genug Platz"
Pkw-Fahrer könnten bei Begegnungsverkehr in eine der reichlich vorhandenen Grundstücksauffahrten ausweichen, empfahl sie. Halteverbote hingegen zögen oft ein neues Problem nach sich: Bei freier Fahrt seien Verkehrsteilnehmer gerne zu schnell unterwegs. Parkende Pkw erzwängen gegenseitige Rücksichtnahme.
Die von Britta Quaiser angeführte Unübersichtlichkeit durch die Kurve im Bereich eines dortigen Dentallabors konnte sie nicht nachvollziehen, denn es handle sich nicht um eine besonders scharfe Kurve und in der Regel seien nicht gleich mehrere Pkw zu überholen. Als Unfallschwerpunkt sei die Straße auch nicht bekannt.
Unfallauto stand mehrere Tage lang am Fahrbahnrand
Das bestritt Ingo Uppendahl (SPD). Ihm werde öfter von abgefahrenen Spiegeln berichtet. Erst unlängst war zwischen dem Akazienweg und der Kreuzung ein erheblich beschädigter VW Scirocco zu sehen, dem ziemlich unverkennbar ein Fahrzeug hineingerasselt war. Die Polizei Cuxhaven hat einen entsprechenden Unfall aufgenommen.
Michael Osterndorf fragte sichtlich aufgebracht, wohin auf der Strecke ein Zwölf- oder gar 18-Meter-Bus ausweichen solle. Britta Quaiser konnte mit ihrem Vorschlag, Park- und Ausweichräume mit Markierungen zu kennzeichnen, nicht durchdringen. Das sei in Tempo-30 Zonen nicht vorgesehen. Dietmar Rehfeldt (CDU) brachte als mögliche Parkraum-Alternative die Parkplatz-Reihe in der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Straße ins Spiel (früher für den DRK-Kindergarten).
"Anschein, dass immer erst etwas passieren muss"
Nun sollen die Ortsratsmitglieder Beweisfotos liefern und Christiane Thieß sagte weitere Beobachtungen zu - obwohl diese bereits zu verschiedenen Tageszeiten stattgefunden hätten. Michael Osterndorf ermunterte Interessierte, vor oder nach der Schule mal im Bus mitzufahren.
Unterschiede bei der Risikobewertung kristallisierten sich auch bei der Frage nach einem Verkehrsspiegel am Köthnerweg heraus. Die in der Tempo-30-Zone herabgesetzte Geschwindigkeit erfordert nach Ansicht der Verkehrsbehörde keine weiteren Sicherungsmaßnahmen. Ortsbürgermeister Ingo Grahmann bilanzierte nachdenklich: "Es hat den Anschein, dass man immer erst warten muss, bis etwas passiert."