Fahrradstraße kommt: Cuxhavener Verkehrsexperiment stößt bei Anwohnern auf Kritik
Friedrich-Carl-Straße und Grüner Weg werden schon ab der kommenden Woche in eine Fahrradstraße verwandelt: Inwieweit sich Bedingungen für Radfahrer verbessern lassen, will die Stadt auf dem Wege eines befristeten Praxistests herausfinden.
Im Rathaus unterstreicht man positive Effekte der Maßnahmen, in Teilen der Anwohnerschaft stößt die Aussicht auf das geplante "Verkehrsexperiment" jedoch auf Entsetzen.
Eine Verkehrsberuhigung im Sinne von weniger Lärm und mehr Sicherheit (nicht zuletzt für Kinder und ältere Menschen) versprechen sich die Initiatoren von einem auf voller Straßenlänge geltenden Probebetrieb. Sie verweisen ferner auf positive Klimafolgen durch weniger Abgase und eine Stärkung von umweltfreundlichen Mobilitätsarten - Auswirkungen, gegen die kein Anwohner etwas haben könnte.
Bereich nur noch halbseitig zu beparken
So sind es statt Tempo 30-Regelung und der sich aus dem Fahrradstraßen-Status ableitenden Privilegien für Radler auch eher andere verkehrstechnischen Begleiterscheinungen, die vor Ort auf Widerspruch stoßen - und auf die es schon am heutigen Montag einen Vorgeschmack gibt: Im Grünen Weg gilt ab den Mittagsstunden ein Halteverbot, mutmaßlich wegen Markierungs- oder Beschilderungsarbeiten. Fürr die Dauer des Verkehrsversuchs werde dann das Parken auf der Westseite des Grünen Weges nicht mehr geduldet, heißt es seitens der Stadtverwaltung, die die unmittelbar betroffenen Haushalte in der vergangenen Woche über ein Einwurf-Rundschreiben über die Fahrradstraßenpläne in Kenntnis setzte.
Berichten zufolge erzeugte die Ankündigung einigen Wirbel, Anrainer mit Pkw fragen sich aktuell, wo sie im Alltag ihr Auto parken sollen. Die örtliche Bebauung nämlich erlaubt es nur in Einzelfällen, den Pkw auf dem eigenen Grundstück unterzubringen. Am Straßenrand zu parken ist üblich und erscheint vielen als die einzig praktikable Möglichkeit. "Wie weit sollen wir denn laufen?", fragt sich eine Anrainerin: 200 Meter bis zum nächsten, von der Stadt als Alternative empfohlenen Sammeleinstellplatz zurücklegen zu müssen, mag manchem nicht der Rede wert sein. Wer nicht mehr jung, nicht so fit ist oder den Wocheneinkauf aus dem Kofferraum seines Wagens in die eigenen vier Wände verfrachten muss, hat mit solchen Distanzen Probleme - sofern er im Bereich der auf einer Skizze bezeichneten Ausweich-Parkflächen einen Platz findet. Die Fläche zwischen Grandauerstraße und Grünem Weg nutzen wochentags viele Rathaus-Beschäftigte; eine (hochgeklappte) Schranke erinnert daran, dass es sich von Haus aus um einen Privatparkplatz handelt.
Im Bereich Mittelstraße/Friedrich-Carl-Straße ist es Berichten zufolge schon heute schwer, eine Parklücke zu ergattern, weil die Anwohnerschaft zum Beispiel mit Bediensteten der nahen Polizeiinspektion um vorhandene Parkplätze konkurriere.
"Testen, ob die Idee im Alltag funktioniert"
Betroffene fragen sich auch wie sich die künftigen Rechte der Radfahrer mit den Belangen der Busbetreibergesellschaft KVG vereinbaren lassen. Die KVG nutzt den oberen Grünen Weg nämlich bis dato als Teil einer Wendeschleife. Kritikpunkt ist auch, dass man vorher nicht gehört und nun sehr kurzfristig über das Fahrradstraßen-Experiment informiert zu worden sei. Im städtischen Radwegeverkehrskonzept findet sich dazu ein recht lapidarer Hinweis: "Es sollte geprüft werden, ob entlang dieser Streckenabschnitte Fahrradstraßen eingerichtet werden können", heißt es in Bezug auf die Verbindung zwischen Bahnhof und Lotsenviertel. Allerdings existiert seit einigen Wochen eine in Verkehrs- und Verwaltungsausschuss eingebrachte Infovorlage - zusätzlich zu jenem an Bürgerinnen und Bürger adressierten Rundschreiben, in dem der Verkehrsversuch als "ergebnisoffen" beschrieben wird: "Wir testen, ob die Idee im Alltag funktioniert." Erst danach will die Stadt entscheiden, ob eine Fahrradstraßenregelung im genannten Bereich dauerhaft etabliert wird.