Aufstehen statt Resignation: Protest gegen Elbvertiefung in Cuxhaven
Hamburg halte an einer Vision fest und habe doch das Rennen um die Führungsposition in Europa längst gegen Rotterdam und Antwerpen verloren, hieß es am Sonnabend bei einer Mahnwache gegen die Elbvertiefung in Cuxhaven - mit Live-Blick aufs Geschehen.
Während am Sonnabendnachmittag vor dem Leitdamm bei Cuxhaven der holländische Schwimmkran "Hebolift 10" wahrscheinlich Munitionsresten in der Elbmündung auf der Spur war, versammelten sich in eisiger Kälte am Jonathan-Zenneck-Denkmal Cuxhavenerinnen und Cuxhavener zu einer Mahnwache. Damit wollen sie zeigen, dass die Proteste gegen die Elbvertiefung in Cuxhaven keineswegs verstummen werden.
Die Cuxhavener Grünen und ihre Arbeitsgruppe Grüne Elbe hatten zu der knapp einstündigen Versammlung aufgerufen. Viele Beteiligte zeigten Plakate mit Aufschriften wie "Die Elbe wird nicht mehr diesElbe", "Wenn der letzte Wattwurm schaut heraus, dann ist es aus" oder schlicht "Stoppt die Elbvertiefung".

Junge Bundestagsabgeordnete zum ersten Mal mit dabei
Unter den Anwesenden war auch die grüne Bundestagsabgeordnete Dr. Lena Gumnior, die seit der jüngsten Bundestagswahl als Nachfolgerin von Stefan Wenzel den hiesigen Wahlkreis vertritt und sich zuvor ausgiebig mit den Cuxhavener Grünen ausgetauscht hatte. Zahlreiche Passanten, die die herannahende Blaue Stunde bei einem Spaziergang mit Blick auf die Kugelbake erleben wollten, blieben stehen, hörten zu oder nahmen zumindest die verteilten Flyer mit.
Grünen-Vorstandsmitglied Christof Lorenz übergab nach der Begrüßung das Mikrofon an Rudolf Zimmermann von der Arbeitsgruppe Grüne Elbe, der mit deutlichen Worten und Zahlen die Ziellosigkeit der "Kreislaufbaggerei" vor Augen führte: Was an einer Stelle ausgebaggert und anderswo verklappt werde, finde innerhalb kürzester Zeit an den alten Platz zurück. Das mache außer den beauftragten Unternehmen wenige glücklich und erzeuge dazu noch Kosten in Höhe von rund 250 Millionen Euro pro Jahr.
Lebensraum wird im großen Stil zerstört
Die Elbvertiefung sei gescheitert, so Zimmermann: Sie bringe nichts und alle dahin führenden Maßnahmen seien gescheitert. Neben abrutschenden Böschungen werde auch der Lebensraum für Seevögel, Fische, Pflanzen und Mikroorganismen zerstört und den Elbfischern die Existenzgrundlage entzogen.

Große Teile der Politik und Wirtschaft Hamburgs hielten dennoch an der Vision vom bedeutendsten Handelshafen Mitteleuropas fest und doch habe Hamburg das Rennen doch längst gegen Rotterdam in den Niederlanden und Antwerpen in Belgien verloren, die ohne die zerstörerische Baggerei, wie sie auf der Elbe ausgeübt werde, erreicht werden könnten.
Erkenntnisse stoßen auf taube Ohren
Obwohl die Folgen greifbar seien und beispielsweise im Bereich zwischen Cuxhaven und Stade ein Rückgang des Fischbestands um 90 Prozent gemessen worden sei, führe das offenbar nicht zu einem Sinneswandel: Proteste und wissenschaftliche Erkenntnisse stießen weiterhin auf taube Ohren. "Da will schon ein Stückchen Resignation aufkommen", so Zimmermann.
Was vor den Grenzen des Hamburger Hafens passiere, werde ausgeblendet: Schon in den 60er-Jahren habe der damalige Hamburger Wirtschaftssenator Kern verlauten lassen, die Elbe sei "zu schade für die Idylle". Zimmermann: "Das Ziel, aus dem Fluss einen Industriekanal zu machen, der allein den Bedürfnissen des Hamburger Hafens zu dienen habe, scheint allmählich erreicht zu sein."
Moratorium stoppt derzeit Baggerei vor Cuxhaven
Walter Rademacher, Aktivist im Bündnis gegen die Elbvertiefung sah das aktuelle Moratorium, das derzeit aufgrund von Munitionsfunden aus dem Zweiten Weltkrieg (bedingt durch die letzte Elbvertiefung, die die Munition in die Fahrrinne getrieben haben soll) die Baggerarbeiten vor Cuxhaven stoppt, als klassisches Eingeständnis des Scheiterns an, denn die Erkenntnis, dass das Unterfangen schlicht sinnlos ist, müsste sich inzwischen doch flächendeckend herumgesprochen haben.

