
AVZ Cuxhaven-Gudendorf: Ärger über geschlossene Tore und unklare Öffnungszeiten
Ein herbstlicher Sonnabend führt zu Frust vor verschlossenen Toren des Recyclingzentrums in Cuxhaven. Bürger stehen ratlos vor dem Eingang, während die Stadt auf ausreichende Information pocht. Was steckt wirklich hinter diesem Kommunikationsproblem?
Ein frischer Wind fegt über den Platz vor dem Recyclingzentrum in Cuxhaven-Gudendorf. Zwischen mehreren Autos, teilweise mit Anhängern, und einigen ratlosen Gesichtern steht Hauke Brüggemann, 55, und schüttelt den Kopf. "Kurz vor elf war das", erzählt er, "ich wollte nur ein paar Säcke mit Grünschnitt, etwas Schrott und Altpapier abgeben. Ganz normales Wochenende eben - und dann: Tor zu. Kein Hinweis, nichts."
Brüggemann ist kein Querulant, eher einer von denen, die ihren Müll ordentlich trennen. Doch an diesem Sonnabend, 4. Oktober, blieb ihm nichts anderes übrig, als unverrichteter Dinge wieder heimzufahren. "Ich habe noch die Internetseite vom AVZ aufgerufen - da stand gar nichts. Keine Mittagspause, keine Schließung. Und während ich da stand, kamen bestimmt zehn weitere Fahrzeuge, alle mit Anhänger, alle mit derselben Mission."
Die Szene beschreibt, was viele erlebt haben: ein geschlossener Betrieb, keine sichtbare Erklärung, wachsende Verärgerung. "Da war richtig Stimmung vor dem Tor", erzählt Brüggemann.
Bürger vor verschlossenen Toren - Stadt verweist auf Aushänge
Doch so eindeutig, wie es vor Ort schien, ist der Fall aus Sicht der Stadt Cuxhaven nicht. Horst Müller, Leiter der Technischen Dienste, widerspricht: "Die Schließung war keineswegs spontan. Wir haben bereits am 22. September auf der Internetseite der Stadt - unter dem Punkt Flaschenpost - darauf hingewiesen. Außerdem gab es Aushänge an mehreren Stellen im Recyclingzentrum."

Müller betont, man habe "mit ausreichendem Vorlauf und umfangreich" informiert. Dass viele Bürger davon nichts mitbekamen, könne daran liegen, dass die Information "nicht auf der Startseite, sondern im Bereich Abfallwirtschaft" zu finden war. Beschwerden habe es nur bei "zehn Nachfragen" gegeben.
Brüggemann hingegen bleibt skeptisch. "Wenn man Informationen so versteckt, dass sie kaum jemand findet, kann man sich die Mühe auch sparen", sagt er. "Ich habe gesucht, wirklich. Aber wer klickt sich durchs ganze Menü, um zu erfahren, ob das AVZ am Wochenende offen hat?"

"Nicht bürgerfreundlich" - Kritik an Öffnungszeiten und Kommunikation
Tatsächlich entzündet sich die Debatte nicht nur an einem geschlossenen Tor, sondern an einer tieferliegenden Frage: Wie bürgerfreundlich ist die Abfallentsorgung in Cuxhaven? Die Öffnungszeiten der Kleinannahme in Gudendorf gelten schon lange als knapp bemessen - werktags bis 16 Uhr, am Sonnabend nur bis 12 Uhr.
"Wer arbeitet, hat da kaum eine Chance", sagt ein Mann, der mit seinem Anhänger auf der Zufahrt wenden muss. "Am Wochenende möchtest du deinen Kram wegbringen, nicht nach Feierabend durchs Internet surfen."
Auch die einstündige Mittagspause sorgt regelmäßig für Irritation. Auf der städtischen Website ist sie zwar vermerkt - aber nicht auf allen Unterseiten. Müller erklärt dazu: "Die Kleinannahme ist an 43 Stunden pro Woche geöffnet. Eine Ausweitung ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht geplant."
Die Stadt betont, man wolle künftig stärker auf digitale Kanäle setzen. "Wir überlegen, ergänzend über Facebook zu informieren", sagt Müller.

Ein Fall zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit
Der Fall des 4. Oktober zeigt, wie unterschiedlich Verwaltung und Bürger die gleiche Situation wahrnehmen. Während die Stadt auf formale Korrektheit verweist - Aushänge, Hinweis im Netz, Vorlaufzeit -, erleben Bürger wie Hauke Brüggemann etwas völlig anderes: verschlossene Tore, fehlende Hinweise, Frust im Kofferraum.
"Das ist kein Weltuntergang", sagt Brüggemann, "aber es zeigt, dass Kommunikation heute anders laufen muss. Wer was schließt, sollte es so ankündigen, dass man's auch findet - und zwar da, wo die Leute schauen." Brüggemann bleibt trotz seines Ärgers sachlich. "Ich will ja gar nicht meckern, nur dass man mal darüber nachdenkt", sagt er. Sein Vorschlag: zweimal in der Woche die Öffnungszeiten nach hinten verschieben, etwa von 9 bis 18 Uhr. "Dann hätten Berufstätige eine echte Chance, ihren Kram auch werktags wegzubringen - das wäre ein Kompromiss, mit dem viele besser leben könnten."

Müller wiederum hält dagegen: "Unangekündigte Schließungen sind uns nicht bekannt. Selbst in der Pandemie war das Recyclingzentrum geöffnet. Der Betrieb läuft grundsätzlich zuverlässig."
Dass es am 4. Oktober anders kam, ist damit unstrittig. Nur die Frage, wer es hätte wissen müssen, bleibt offen.
Einige Tage darauf rollt Brüggemann wieder über die Zufahrt nach Gudendorf. Diesmal ist das Tor offen, der Containerplatz voller Betrieb. "Ich hab's jetzt erledigt", sagt er und lacht kurz. "Aber der Ärger sitzt noch ein wenig. Wenn man Bürgernähe ernst meint, darf so was einfach nicht passieren."
Die Stadt sieht das naturgemäß anders - und verweist auf ihren Informationsauftrag, den sie, so Müller, "ordnungsgemäß erfüllt" habe. Vielleicht, denkt man nach diesem Sonnabend, liegt das Problem gar nicht zwischen Tor und Tonne, sondern zwischen Senden und Empfangen.