Bach und Krebs erstrahlen in Cuxhaven-Döse: Orgel- und Motetten-Klang in St. Gertrud
Die Beckerath-Orgel in St. Gertrud in Cuxhaven-Döse erstrahlte in voller Pracht, als Jürgen Sonnentheil mit Werken von Bach und seinem Schüler Krebs das Publikum in eine Welt kontrapunktischer Meisterwerke entführte.
Dass die Beckerath-Orgel in St. Gertrud Döse seit ihrer umfassenden Reinigung und klanglichen Überarbeitung vor zwei Jahren wieder zurück ist als Konzertort, beweisen nicht nur die seitdem veranstalteten Orgel-Punkt-7-Musiken. Auch in der "Geistlichen Abendmusik" kam ihr der Hauptpart im Programm zu. Gespielt wurde sie an diesem Abend von Jürgen Sonnentheil, der dann am Ende mit dem Vokalensemble "Concerto Piccolo" den gesanglichen Schlusspunkt setzte.
Mit Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge c-moll BWV 546 und den drei großen Kyrie-Bearbeitungen aus dem "Dritten Teil der Klavierübung", der sogenannten "Orgelmesse", lag der Fokus auf dem Orgelwerk Bachs - auf dessen strenger, kontrapunktischer Form und der facettenreichen Ausgestaltung. Wenn Jürgen Sonnentheil die "Fantasia sopra Jesus, meine Zuversicht" von Johann Ludwig Krebs und dessen Choralbearbeitung "Ach Herr mich armen Sünder" unmittelbar auf die Kyrie-Bearbeitungen Bachs folgen ließ, unterstrich das auch die Nähe des Meisterschülers zu seinem Lehrer Johann Sebastian Bach. Denn dass Krebs Bach in vielem folgt, wird ebenso deutlich wie die Tatsache, dass er stilistisch jedoch schon auf dem Weg in die Vorklassik ist.
Für die Döser Beckerath-Orgel ist das Jahr 2025 übrigens auch ein besonderes Datum. Vor 70 Jahren wurde sie von der Hamburger Orgelbaufirma Rudolf von Beckerath gebaut, nur zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Durch die Generalüberholung und klangliche Überarbeitung hat sie so manches von ihrem einstigen Klang wieder zurückbekommen. Jürgen Sonnentheil setzte mit seiner Registerwahl auf den vollen warmen Orgelklang. So manche Ausgestaltung bei den Kyrie-Bearbeitungen zeigte dann, über welche feineren Klangfarben das Instrument auch verfügt.
Wenn es im Konzert um Bach und seine Söhne geht, verzeichnet der Programmzettel meistens Werke von Johann Christian und/oder Carl Philipp Emanuel Bach, selten einmal von Johann Christoph Friedrich Bach, dem "Bückeburger Bach". In St. Gertrud jedoch war Letzteres der Fall: Dort sang der Chor "Concerto Piccolo" unter Sonnentheils Leitung die Motette "Wachet auf, ruft uns die Stimme" des Bach-Sohns. In dieser vierstimmigen Liedmotette komponiert Johann Chr. Friedrich Bach alle drei Strophen des bekannten Kirchenliedes von Philipp Nicolai. Dabei wird die so vertraute Melodie immer wieder erweitert - bis hinein ins Dramatische. Für die Sängerinnen und Sänger von "Concerto Piccolo" eine reizvolle Aufgabe, der sie sich mit Intensität und Empathie stellten. Das Ergebnis war ein durch intensive Probenarbeit entwickelter guter Gesamtklang, dem allerdings gelegentliche allzu starke Stimm-Präsenz etwas Abbruch tat.
Von Ilse Cordes