Klimafreundlich mobil: Cuxhaven sucht Carsharing-Anbieter für die Zukunft
Wie ein auf das Stadtgebiet zugeschnittenes Modell aussehen könnte, wird im Rahmen eines Textes zur "Markterkundung" relativ detailliert ausgeführt.
Im Sinne von klimafreundlichen Mobilitätslösungen wollte man sich noch vor Ablauf des Jahres auf die Suche nach geeigneten Carsharing-Angeboten begeben. Diese Ankündigung macht die Stadtverwaltung aktuell wahr: Die Fachabteilung im Rathaus hat eine Ausschreibung herausgegeben - mit dem Ziel, einen Anbieter zu finden, der schon im zweiten oder dritten Quartal 2025 mit einer Flotte von kollektiv nutzbaren Fahrzeugen an den Markt geht.
"Markterkundung" nennt die Verwaltung das derzeit laufende Verfahren; hinter dem auf Anhieb ein wenig unverbindlich klingenden Terminus verbirgt sich allerdings ein ziemlich detaillierter Anforderungskatalog, mit welchem die Stadt auf Sharing-Anbieter zugeht. Klar ist zum Beispiel, dass die zum Einsatz kommenden Autos elektrisch angetrieben werden sollten. Der Einsatz von "Verbrennern" sei, so heißt es im Ausschreibungstext, "für einen Übergangszeitraum" denkbar. So lange, bis an den städtischerseits favorisierten Fahrzeug-Standorten (man spricht gegenwärtig von zehn bis 14 Stellen im Stadtgebiet) eine Ladeinfrastruktur geschaffen worden ist. Letztere - heißt es im Bekanntmachungstext sinngemäß - sei übrigens vom Zuschlagsnehmer bereitzustellen. Genau wie ein Buchungssystem via App.
Wünschenswert wären kleine Pkw, aber auch einige Kombis und Kastenwagen
Über die Antriebsart hinaus werden dort auch Fahrzeugtypen beschrieben. So wünscht sich die Stadtverwaltung eine Sharing-Flotte, die mehrheitlich aus Kleinwagen besteht. Mit Blick auf Warentransporte (oder den privaten Umzug) regt sie aber an, Ergänzungsangebote in Gestalt von "zwei bis drei Kombis" und ebenso vielen Kastenwagen zu schaffen. Von den Sharing-Pkw möchte man im Rathaus im Bedarfsfall übrigens auch selbst Gebrauch machen: "Die Stadt Cuxhaven strebt die Nutzung von Carsharing-Fahrzeugen als Dienstfahrzeuge an", erklären die Autoren der Ausschreibung - ohne sich zum jetzigen Zeitpunkt auf einen Nutzungsumfang festzulegen. Lediglich angerissen wird derzeit auch die Option des Nachbarschafts-Carsharings. Bei dieser Spielart könnte ein Anbieter mit Quartiersbewohnern, Freundeskreisen oder sogar Vereinen ins Geschäft kommen und jenen gegen Entgelt und Übernahme der monatlichen Fixkosten ein festes Fahrzeug zur Verfügung stellen. Nachbarschafts-Carsharing sei aus Sicht der Stadt "wünschenswert", heißt es dazu - in Verbindung mit der Ankündigung, ein solches Angebot zeitlich begrenzt zu subventionieren.
Zurück zum allgemeinen Carsharing-Modell: Festgelegt ist die Laufzeit, die sich zunächst über vier Jahre erstrecken soll - allerdings mit der Möglichkeit, das letztendlich umgesetzte Modell um zwei zusätzliche Jahre zu verlängern. Dass es sich um ein stationsbasiertes Carsharing-Konzept handeln soll, das in Cuxhaven zur Anwendung kommt, ist ebenfalls gesetzt: Im Klartext heißt das nichts anderes, als dass die von Nutzern des Systems geteilten Autos nicht an beliebigen Orten im Stadtgebiet zu finden sein sollen, sondern an vordefinierten Stellen abgeholt oder geparkt werden müssen. Wie Verkehrsplaner Thomas Hasse kürzlich ausführte, sollen in diesem Zusammenhang Stellflächen im öffentlichen Parkraum ausgewiesen werden, die für Carsharing-Fahrzeuge reserviert und entsprechend gekennzeichnet sind.
Gesucht wird ein Anbieter mit Erfahrung, kein Glücksritter
Solche Parkplätze soll es an Verkehrsknotenpunkten wie dem Bürgerbahnhof oder in Duhnen geben - um zwei Punkte zu nennen, wo aus heutiger Sicht bereits mit hoher Nutzerfrequenz zu rechnen ist. Wohl wissend, dass es daneben auch unwirtschaftlichere Standorte gibt, die dennoch mit einem Sharing-Modell bespielt werden sollen, lockt die Stadt Cuxhaven mit einem gestaffelten Kostenmodell: In den ersten beiden Jahren nach dem Modellstart zahlt ein Carsharing-Betreiber keine Pacht für die von der Stadt gestellten Park-Parzellen. An Standorten, wo das Mietwagen-Geschäft brummt, muss der Anbieter anschließend Sondernutzungsgebühren von 2,50 Euro pro Quadratmeter zahlen. In Bereichen, wo die Nachfrage nach Sharing-Fahrzeugen mau bleibt, sollen diese Gebühren jahresweise erlassen werden.
Sicherheitsdenken spricht aus den "Bewerbungsbedingungen", aus denen hervorgeht, dass die Stadt nicht etwa Newbies, sondern erfahrene Sharing-Anbieter sucht. Sie sollen mindestens zwei Jahre lang am Markt tätig sein und ihre Erfahrung durch zwei Referenzprojekte nachweisen können.