
Cuxhaven: Bekannter Kardiologe schließt Praxis - Nachfolgersuche ist Sache von Helios
Die Schließung dieser kardiologischen Facharztpraxis war ein Moment, vor dem sich viele, die in den zurückliegenden 30 Jahren hier versorgt worden sind, gefürchtet haben. Denn der Arzt war geschätzt und eine direkte Nachfolge gibt es nicht.
Mit einer Zeitungsanzeige hat sich der Cuxhavener Kardiologe Dr. Andreas Müntze am vergangenen Sonnabend von seinen Patientinnen und Patienten verabschiedet. Die Schließung dieser kardiologischen Facharztpraxis war ein Moment, vor dem sich viele, die in den zurückliegenden 30 Jahren hier versorgt worden sind, gefürchtet haben. Denn der Arzt war geschätzt und eine direkte Nachfolge gibt es nicht.
Wegen der bisher erfolglosen Suche bleibe der kardiologische Standort bis auf weiteres geschlossen, hieß es dieser Tage auf dem Anrufbeantworter der Praxis, die Dr. Andreas Müntze in den vergangenen Jahren nicht mehr selbstständig, sondern als angestellter Arzt geführt hatte. Seit dem Verkauf an den Helios-Konzern gehörte die Praxis als MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) Cuxhaven zum GesundheitsNetzwerk Cuxland GmbH, Bestandteil der Helios-Gruppe.
Und dort sieht Dr. Stephan Brune, Vorsitzender des Bezirksausschusses der Bezirksstelle Stade der Kassenärztlichen Vereinigung, auch eindeutig die Verantwortung für die Nachbesetzung des Kassenarztsitzes: "Wenn Konzerne einen Arztsitz erwerben, sind sie auch in der Pflicht, den Übergang sicherzustellen - am besten nahtlos, damit die Versorgung der Patienten gewährleistet bleibt."
Nahtloser Übergang ist nicht gelungen
Die Helios-Klinik Cuxhaven und die zuständige Sparte "Helios Ambulant" (eines der größten Gesundheitsnetzwerke in Deutschland) versichern auf Anfrage, dass es ihr "oberstes Ziel" sei, die kardiologische Praxis von Dr. Müntze neu zu besetzen. Trotz intensiver Bemühungen sei dies jedoch bislang nicht gelungen. Die Praxis solle aber wiedereröffnet werden, sobald eine Nachfolge gefunden sei.
Und wohin bis dahin? Dr. Stephan Brune, selber Kardiologe und Kenner der Szene, sagt für Patienten aus Cuxhaven und Umgebung erhebliche Schwierigkeiten voraus.
Zwar hat der bekannte frühere Chefarzt der Helios-Klinik Cuxhaven Dr. Thorsten Müller im September 2021 seine eigene Praxis auf dem Gelände der Klinik eröffnet und praktiziert seither als unabhängiger niedergelassener Kardiologe. Vor Beginn einer Behandlung sollte die Notwendigkeit einer Überweisung abgeklärt werden, empfiehlt die Sprecherin der Klinik. Jener Kollege besetze jedoch nur einen halben Kassenarztsitz, während der ganze von Dr. Müntze nun vakant sei, gibt Dr. Stephan Brune zu bedenken.
Unverhohlen äußert er seine Skepsis gegenüber dem Ausverkauf privater Arztsitze an Investoren und Klinikbetreiber, einen Trend, den er für den Bereich der Kardiologie als "extrem" beschreibt: Seit dies gesetzlich zulässig sei, seien fünf von neun Kardiologen-Sitzen im Bereich der Bezirksstelle Stade (zwischen Hamburg und Bremen), in Klinikregie übergegangen, nämlich in Bremervörde, Zeven, Buxtehude, Cuxhaven und Lilienthal.
Kritischer Blick auf Praxen in Investorenhand
"Wir heißen das nicht gut", stellt er fest und erklärt: "Ich bin ein absoluter Verfechter der selbstständigen Ärzte, weil die Erfahrung zeigt, dass diese einfach mehr Patienten pro Quartal sehen." Trotz ausgiebiger Proteste der Ärztevertretung seien die entsprechenden Beschlüsse gefasst worden, deren Folgen sich jetzt zum Beispiel durch immer längere Wartezeiten zeigten: "Auch wir merken die stärkere Anfrage."
Die durch den Gesetzgeber erhoffte bessere Verquickung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung sei durch privat geführten Praxen ebenso gewährleistet, ist Dr. Stephan Brune überzeugt und hofft, dass sich der Ausverkauf nicht auch noch auf die Hausarztsitze ausweitet. Seine Skepsis betreffe im übrigen alle Konzerne und nicht etwa nur Helios, versichert er.
Stationärer Schwerpunkt für Chef- und Oberarzt
Unterdessen tritt zum 1. April ein neues Ärzteduo aus Bremerhaven in der Kardiologie des Cuxhavener Krankenhauses an (wir berichteten). Jedoch werde der Fokus von Georgios Sinos als Chefarzt und Miguel Angel Medina Veja als Oberarzt auf der stationären Patientenversorgung liegen, heißt es auf unsere Nachfrage. Ändern könnte sich dies erst nach einer "angemessenen Einarbeitungszeit": Im Interesse einer umfassenden und sektorenübergreifenden Patientenversorgung könnten die Kardiologen später in die Gestaltung eines ambulanten Versorgungsangebotes mit eingebunden werden, so die Klinik.
