25 Grad Wassertemperatur versüßen die Landung nach dem Kopfsprung. Foto: Reese-Winne
25 Grad Wassertemperatur versüßen die Landung nach dem Kopfsprung. Foto: Reese-Winne
Blick in die Geschichte 

Cuxhaven: Ehrenamtliche halten das Freibad Oxstedt seit 25 Jahren in Betrieb

06.07.2025

Das Aus war schon beschlossen, aber das war mit den Menschen in Oxstedt, Altenwalde und Umgebung nicht zu machen: Mit viel Herzblut sorgt der Förderverein Freibad Oxstedt dafür, dass hier weiter geschwommen, trainiert und gefeiert werden kann.

"Zimperlich darf nicht sein, wer hier zum Baden kommt, doch in heißen Sommern schafft es die Sonne schon, das Wasser auf angenehme Temperaturen zu bringen", schrieben die Cuxhavener Nachrichten 2014 über das Freibad Oxstedt. Niemand ahnte, was kurz darauf geschehen sollte. Heute verkündet die handbeschriftete Tafel am Empfang Tag für Tag 25 Grad Wassertemperatur - mindestens.

Der Anschluss an das Nahwärmenetz der Biogasanlage von Heiko Greve im Jahr 2018, der die durchgehende Beheizung aller Becken einschließlich des Babybeckens möglich machte, ist nur eines der ehrgeizigen Vorhaben, das der Förderverein mit viel Herzblut und noch mehr Eigenarbeit in 25 Jahren umgesetzt hat.

So werden die Gäste im Bad willkommen geheißen.

Dabei war das Bad schon todgeweiht, als der Rat der Stadt Cuxhaven 1999 dessen Aus beschloss. Aber die Menschen aus Oxstedt, Altenwalde und Umgebung wollten nicht aufgeben. Am 15. Mai 2000 ging die Trägerschaft von der Bädergesellschaft auf den neu gegründeten Förderverein Freibad Oxstedt über.

Die erste Oxstedter Badeanstalt.

Die Geschichte des Bades sollte weitergehen. Als Projekt der selbstständigen Gemeinde Oxstedt (damals Kreis Hadeln) war es am 6. Juni 1964 eingeweiht worden. Vorläufer war die Badeanstalt am Oxstedter Bach, die 1924/25 auf einer 2500 Quadratmeter großen Wiese am Ostermoorweg eingerichtet worden war. Schwimmer und Nichtschwimmer teilten sich eine etwa 20 Meter lange, zwölf Meter breite und an der tiefsten Stelle etwa zwei Meter tiefe Badezone. Es gab eine simple Umkleidekabine, aber keine Toiletten. Zum Aufwärmen legte sich die Gäste gegenüber in die große Sandkuhle. In den 80er-Jahren wurde dort die Schützenhalle gebaut. Die Badeanstalt war zu dem Zeitpunkt längst der Tieferlegung des Oxstedter Bachs zum Opfer gefallen. 

Das Bad in seinen ersten Jahren - festgehalten auf einer Postkarte mit Oxstedt-Motiven.
Badespaß in den 60er-Jahren. Foto: Bildersammlung Ortsrat Altenwalde

Das neue Bad war für eine 700-Einwohner-Gemeinde durchaus beeindruckend und bot ein Schwimmerbecken (11 x 25 Meter) mit Sprungbrett, ein Nichtschwimmer- und Lehrschwimmbecken von 13,5 x 16 Metern, ein Babybecken sowie ein Gebäude für Umkleiden und Toiletten. Mit Unterstützung wuppte die Gemeinde die Baukosten in Höhe von 200.000 DM. Mehr als ein Jahrzehnt war im Gemeinderat um das Bauvorhaben gerungen worden.

Start für den Freibadbetrieb.

Bei der Eröffnung war die Straße Am Möhlendiek (damals Gudendorfer Straße) noch nicht einmal asphaltiert, dafür  befand sich dort nun das "modernste Freibad Hadelns". Oxstedt war das erste Bad des Hadelner Kreis-Bäderprogramms ("Goldener Plan"), das die Errichtung von elf Frei- und sieben Hallenbädern vorsah.

Nach dem Zusammenschluss von Altenwalde, Franzenburg, Gudendorf und Oxstedt zur Großgemeinde Altenwalde (1. Juli 1968) ging das Bad auf die Gemeinde Altenwalde und nach der Eingemeindung (1. Juli 1972) auf die Stadt Cuxhaven über.

Mal Fortschritt, mal Hiobsbotschaften

Eine wechselhafte Zeit begann: Mal wurde die Beheizung der Becken gefeiert (für einige Jahre ab 1975), mal wollte die Stadt das Schwimmbad am liebsten loswerden. Der Altenwalder Ortsrat lief gegen Schließungspläne Sturm und stellte Ortsratsmittel in erheblicher Höhe als Eigenanteil bereit, um die Stadt zu den nötigsten Sanierungsarbeiten zu bewegen. Ab 1982 war der Besuch gänzlich kostenfrei, weil die Stadt Personalkosten sparen wollte. 1993 ging das Bad an die Kurverwaltung über und sollte fortan auch touristische Zwecke erfüllen. Sogar ein Wohnmobilstellplatz war in der Diskussion.

Kinder aus Altenwalde hatten sich bei einer Beteiligungsaktion eine Rutsche für das Bad gewünscht.

Im Jahr 2000 übernahm der Förderverein letzten Endes ein Bad in ziemlich desolatem Zustand. Die Fleißarbeit begann. Böden, Leitungen und Badtechnik wurden saniert, Beckenumrandung und Fliesen erneuert, das Chemikalienlager umgebaut, das Schwimmmeister- und Umkleidegebäude in mehreren Schritten saniert, dank des Vereins "Wir für uns in Altenwalde" eine Doppelrutsche angeschafft, die Durchschreitebecken erneuert, der Sanitärbereich instand gesetzt, der Anschluss an die Biogasanlage umgesetzt und die Grünanlagen neu gestaltet - und vieles mehr.

Vorsitzenden-Team: Jürgen Höpcke und Jürgen Kinski.

Mit dem Neubau des Baby- und Kleinkinderbeckens wurde in diesem Jahr - "mit sehr viel Eigenleistung", so Fördervereinsvorsitzender Jürgen Höpcke, ein 45- bis 50 000 Euro-Vorhaben in die Tat umgesetzt. "Der Wert der in 25 Jahren eingebrachten Arbeitsleistung erreicht mit Sicherheit Millionenhöhe", sagt Höpcke, der 2014 den Verein als 1.  Vorsitzender leitet.

Der durch einen harten Kern geleistete, aber von der Politik in Altenwalde und der Wurster Nordseeküste sowie zahlreichen Sponsoren erheblich unterstützte Knochenjob soll das aufrecht erhalten, wofür dieses kleine Freibad steht: "Ein ganz toller Treffpunkt und eine sichere Umgebung für Kinder und Jugendliche und ein Ort zum Schwimmenlernen" (Höpcke), natürlich offen für Badegäste jeden Alters, zu denen auch treue Stammgäste zählen.

Mit weithin einzigartigen Aktionen hat das Freibad Oxstedt Maßstäbe gesetzt: Unvergessen die großen Tauffeste mit den Pastoren Achim Wolff und Reinhard Stolz.

Die Buchungen der Vereine, der Bundeswehr sowie zahlreiche Reservierungen durch Schulen oder Kindergeburtstagsrunden verleihen Sicherheit. Das A&O aber sei der Zuspruch der Badegäste, so Jürgen Höpcke. Die Sommerferien sind die wichtigste Zeit des Jahres - jetzt sechs Wochen Badewetter und viele Gäste, dann stehen die Chancen für noch viele Jahre Badebetrieb gut.

Zeiten, Preise

Öffnungszeiten: Ferien: täglich 10 bis 18.30 Uhr. Außerhalb der Ferien: Mo-Fr 14 bis 18.30 Uhr, Wochenende: 10 bis 18.30 Uhr. Baden jeweils bis 18 Uhr.

Tageskarte: 4 Euro, Kinder und Jugendliche (bis 17 Jahre) 3 Euro. Zehnerkarte: Erwachsene 35 Euro, Kinder 25 Euro (mit Schülerausweis). Vereinsmitglieder können Saisonkarten erwerben (85 Euro/Einzel, 170 Euro/Familien).

Jahr für Jahr ruft der Verein nach dem Winter zum Großreinemachen auf - und Unterstützung kommt.
Die Wasserballer des SC Neptun trainieren regelmäßig im Bad.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Lesen Sie auch...
Riskantes Manöver

Überholmanöver bei Otterndorf: Sekunden, die alles hätten zerstören können

von Bengta Brettschneider

Ein riskanter Überholversuch auf der B73 bei Otterndorf endet im Chaos. Fahrzeuge geraten ins Schleudern, Airbags lösen aus. Vor Gericht schildern Zeugen ihre Angst und Albträume. Jetzt geht es um Fahrlässigkeit oder vorsätzliches Handeln.

Kurioser Fall

Einzahlen - dann Automat aufbrechen: Cuxhavener unter den "dämlichsten Verbrechern"?

von Bengta Brettschneider

Es könnte als Bewerbungsvideo für "die dämlichsten Verbrecher der Welt" durchgehen: Im Amtsgericht Cuxhaven muss sich ein Mann verantworten, der am Automat Geld einzahlt - und es wieder rausholen will. Gegen den Schaden wirkt die Beute mickrig klein.

Katastrophenschutz

Bei Blackout in Cuxhaven: "Kat-Leuchttürme" sollen in der Stadt eingerichtet werden

von Tim Larschow

Was passiert, wenn in Cuxhaven für längere Zeit der Strom ausfällt? Auf diese Frage bereitet sich die Stadt derzeit mit einem neuen Konzept vor: den Katastrophenschutz-Leuchttürmen.