
Cuxhaven: Das steckt hinter der geplanten "Energiespundwand" im Alten Fischereihafen
Auf rund 1200 Metern müssen auf beiden Seiten des Alten Fischereihafens die Kaimauern saniert werden. Jetzt hat die AFH GmbH ein innovatives Konzept vorgestellt. Aber auch der erste Hotelneubau kündigt sich an. Unter anderem muss Bahlsen weichen.
Jörg Staiger, Geschäftsführer der AFH Alter Fischereihafen Cuxhaven GmbH, weihte die Anwesenden beim Themenabend der Tourismuswirtschaftsgemeinschaft am Mittwoch in die Maßnahmen des 2024 beginnenden 1. Bauabschnitts ein. Insbesondere das Stichwort "Energiespundwand" erzeugte bei der maritimen Szene Neugier.
Zunächst aber gab Staiger einen Überblick über die bislang schon erfolgten Baumaßnahmen. Von "Beginn" mochte er angesichts der bereits verbauten rund zehn Millionen Euro nicht mehr sprechen. Nur habe sich das Geschehen vielfach bislang mehr innen abgespielt - etwa die Sanierung der Räume für das Landesamt für Schule und Bildung in der Fischhalle IV, deren Giebel (früher die Innenwand zum Kühlhaus) inzwischen ebenfalls saniert ist.
Tage der Kühl-Trailer auf dem Kai sind gezählt

Auch fast alle anderen Büros in der Zeile seien vermietet und die unteren Abteilungen nach wie vor echtem Hafenleben gewidmet: Den Einzug der Krabbensiebanlage de Rousant unter den Räumen der Schulbehörde kündigte Jörg Staiger für den 1. März an. Mit der Inbetriebnahme eines eigenen Kühlraums erübrige sich dann auch der Einsatz der beiden vor sich hinbrummenden Kühltrailer auf der Kaianlage. Fertig seien auch das Restaurant "Seeteufel" und das "Esszimmer".

Umbau geht in den Hallen V und VI weiter
Der Umbau solle nun in den Hallen V und VI weitergehen, wobei die Räume der Wasserschutzpolizei Hamburg im Wesentlichen unberührt blieben und mit den Ordnungshütern erst jüngst ein neuer Mietvertrag unterzeichnet worden sei. Die Giebelwand der Halle VI (nahe Dugekai) sei gerade eingerüstet. Fest etabliert seien daneben die Fahrradvermietung und Werkstatt des Händlers Thorsten Larschow und der kleine Buddelshop.
Bahlsen und Restaurants müssen umziehen
"Alle anderen müssen noch umsiedeln oder Ersatzräume erhalten", so Jörg Staiger und spielte damit auf einen fischverarbeitenden Betrieb und zwei Restaurants sowie den Bahlsen-Fabrikverkauf an.
Der wohl längste Hotelflur Deutschlands
Denn an genau jener Stelle soll sich einmal - sollte alles so kommen wie vorgesehen - der Eingang zum Hotel "mit dem wohl längsten Flur Deutschlands" befinden, so Staiger: "240 Meter lang." Die Zimmer sollten sich dabei aufs Obergeschoss konzentrieren, Eingangs- und Spa-Bereich nur auf einen kleinen Teil der unteren Etage. Der Baubeginn sei für den Herbst dieses Jahres angepeilt.
Netzhalle soll ein neues Leben erhalten
Nicht zuletzt zähle auch die Netzhalle auf der anderen Hafenseite zum ersten Bauabschnitt. Jörg Staiger berichtete von den Tücken des Bauens im Denkmalschutz und über die Überlegungen, die geplante Veranstaltungshalle für bis zu 500 Personen mit einer Markthalle zu verbinden: "Ein guter Kompromiss", fand er und kam dann bei der Kaikante als Herz des Hafens an.
Innovatives und nachhaltiges Verfahren
Nachdem die Tiefgaragen-Variante aus Denkmalschutz-Gründen ausgefallen sei, seien mehrere andere Lösungen durchgespielt worden. Die Entscheidung sei am Ende auf ein innovatives und nachhaltiges Verfahren mit der Ziegler und Aulbach Ingenieurgesellschaft mbH als Partner gefallen, die das Verfahren bislang in drei kleinen Versuchsanlagen teste. Als erste große Anlage soll der Alte Fischereihafen auf kompletter Länge und auf beiden Seiten mit einer sogenannten Energiespundwand ausgestattet werden.

Die Stahlspundwand werde dabei in rund zwei Metern Entfernung zur bestehenden Betonmauer ins Hafenbecken gerammt und mit dieser verbunden, erklärte Jörg Staiger. Die wesentliche Innovation bestehe in der damit verbundenen Energiegewinnung mittels Wärmepumpentechnik. Das Wasser werde dabei durch Stahlrohre in der Spundwand geleitet. Nach dem Vorbild der Geothermie (Energie aus Erdwärme) soll aus dem Meerwasser Energie erzeugt werden, indem ihm Wärme entzogen wird. "Cuxhaven hat, was Energiegewinnung angeht, wieder ein Highlight mehr," kündigte er an. Die Anlage solle den Energiebedarf des gesamten Komplexes decken; für die Dächer seien darüber hinaus Photovoltaikanlagen vorgesehen.
Hafen vermutlich während
des Baus nicht nutzbar
Erste Frage aus dem Publikum: "Kann der Hafen in der Bauzeit weiter genutzt werden und wie lange dauert das?" Staiger gab zu bedenken, dass das Ganze wegen der Landesförderung und der damit verbundenen Fristen zügig errichtet werden müsse, vermutlich auf beiden Seiten gleichzeitig. In der Zeit könne der Hafen nicht genutzt werden. Die Bauzeit schätzte er auf etwa ein bis 1,5 Jahre.
Ein Zuhörer gab zu bedenken, dass das Becken angesichts der derzeit geringen Wassertiefe noch ausgebaggert werden müsse. Eine Aufgabe, die nach Einschätzung von Investor Norbert Plambeck nur wenige Tage in Anspruch nehmen dürfte. Lobende Worte fand Ratsherr Rüdiger Kurmann (Die Cuxhavener): "Seit über 20 Jahren warten wir auf das, was jetzt passiert." "Ein hochkomplexes Projekt", so Norbert Plambeck und kündigte an: "Wir sind soweit und es geht los."