Ein Bild von Papst Franziskus steht vor einem Altar. Das Oberhaupt von mehr als 1,4 Milliarden Katholiken starb am Ostermontag in seiner Residenz im Vatikan im Alter von 88 Jahren an einem Schlaganfall. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Ein Bild von Papst Franziskus steht vor einem Altar. Das Oberhaupt von mehr als 1,4 Milliarden Katholiken starb am Ostermontag in seiner Residenz im Vatikan im Alter von 88 Jahren an einem Schlaganfall. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Abschied von einem Brückenbauer

"Wird in Erinnerung bleiben": Cuxhavener Pfarrer trauert um Papst Franziskus

von Jens Potschka | 22.04.2025

Die Glocken läuten in Cuxhaven, während die Welt den Verlust eines Papstes betrauert, der Mauern einriss und Brücken baute. Ein Vermächtnis, das über den Tod hinaus Hoffnung und Menschlichkeit verspricht.

Die Glocken der katholischen Kirchen in Cuxhaven, Altenwalde und Otterndorf läuten dieser Tage täglich um 12 Uhr - stilles Zeichen der Trauer und des Gedenkens. Papst Franziskus ist tot. Einen Tag nach seiner Osteransprache "Urbi et Orbi" - einem letzten Appell für Frieden, Menschlichkeit und Hoffnung - verstarb er am Ostermontag im Alter von 88 Jahren. Auch in der Region Cuxhaven ist die Betroffenheit groß.

Pfarrer Christian Piegenschke von Eilmeldung überrascht

"Ich war gerade in der Vorbereitung für den Gottesdienst am Ostermontag, als ich gegen 10 Uhr die Eilmeldung im Internet sah", erinnert sich Pfarrer Christian Piegenschke von der katholischen Kirchengemeinde St. Marien in Cuxhaven. "Ich habe damit gerechnet, dass er nicht mehr sehr lange leben wird. Aber dass das Ende so schnell kommt, hat mich doch überrascht."

Pfarrer Christian Piegenschke von St. Marien in Cuxhaven: "Er hat die Kirche geöffnet - und ihr ein menschliches Gesicht gegeben." Foto: St.-Marien-Gemeinde

Die Nachricht vom Tod des ersten lateinamerikanischen Papstes löste weltweit Erschütterung aus - nicht nur unter Katholiken. Denn Jorge Mario Bergoglio war ein Papst der leisen Töne, der sozialen Gerechtigkeit und des gelebten Glaubens. Er verzichtete auf prunkvolle Insignien, wohnte nicht im päpstlichen Palast, sondern im Gästehaus Santa Marta. Er predigte eine Kirche, die zu den Armen, zu den Leidenden und zu den Vergessenen hinausgeht.

Auch im Landkreis Cuxhaven hat sein Pontifikat Spuren hinterlassen. "Ich bin ihm nie persönlich begegnet", sagt Piegenschke. "Aber ich fand ihn sympathisch-unkonventionell." Ein Papst, der mit seiner Art auch in einer säkularisierten Welt Gehör fand.

Papst Franziskus grüßt am Ostersonntag aus der zentralen Loge des Petersdoms, von wo aus er den Segen Urbi und Orbi spendete. Foto: picture alliance/dpa/IPA via ZUMA Press | Vatican Media

Ein wichtiges Bekenntnis für den Klimaschutz

Franziskus war ein Papst, der Mauern ab- und Brücken aufbauen wollte. "Er hat als erster Nichteuropäer die katholische Kirche noch mehr auf die Welt hin geöffnet und sie stärker zu einer Weltkirche gemacht", betont der Cuxhavener Seelsorger. Besonders spürbar sei das in seiner Gemeinde etwa durch die Enzyklika Laudato si' gewesen - ein richtungsweisendes Dokument für Klimaschutz und ökologisches Bewusstsein.

"Wir haben dieses Schreiben in verschiedenen Gremien unserer Gemeinde diskutiert", erklärt Piegenschke. "Es war sogar Thema eines Dekanatsempfangs - mit dem ehemaligen Leiter der Meteorologie-Observatorien der Antarktisstation Neumayer. Das zeigt, wie weit sein Wirken reichte, auch in unserer Region."

Doch es war nicht nur die Umwelt, der sich Franziskus verpflichtet fühlte - es war vor allem der Mensch. "Für die Gemeindemitglieder, so vermute ich, wird er als ein sehr menschlich-barmherziger Papst in Erinnerung bleiben", sagt Piegenschke.

Ein Bild mit Trauerflor von Papst Franziskus steht vor dem Altar der Heilig Geist-Kirche. Foto: Peter Kneffel/dpa

Auch im ökumenischen Miteinander in Cuxhaven und Umgebung sei das spürbar gewesen. "Vielleicht hat Papst Franziskus dazu beigetragen, dass die katholische Kirche für Menschen anderer Religionen und Konfessionen ein menschlicheres Gesicht bekommen hat", so der Pfarrer. In einer Region wie Cuxhaven, wo viele christliche Konfessionen im Gespräch sind, sei das nicht zu unterschätzen.

Die katholischen Gemeinden der Region begleiten Franziskus in diesen Tagen im Gebet. "Wir beten in unseren Gottesdiensten für ihn und um einen neuen, guten Papst", berichtet Piegenschke. Und auch die tägliche Glocke zur Mittagszeit ist ein Zeichen der Anteilnahme, das viele Menschen in der Stadt spüren lässt: Etwas Großes ist vergangen.

"Ein Nachfolger wird es sehr schwer haben"

Der Blick richtet sich nun nach Rom - auf das anstehende Konklave, das über die Nachfolge entscheiden wird. Doch Spekulationen um Namen und Favoriten möchte Piegenschke nicht anstellen. "Ein Nachfolger wird es jedenfalls sehr schwer haben, eine Weltkirche mit ihren vielen unterschiedlichen Strömungen zusammenzuhalten", sagt er. "Das müsste aus meiner Sicht auch die vorrangige Aufgabe des Petrus-Amtes sein."

Was bleibt, ist das Vermächtnis eines Mannes, der Hoffnung und Menschlichkeit ausstrahlte - und die Kirche in ihrer ganzen weltweiten Vielfalt ein Stück weit verändert hat. Seine letzte Osterbotschaft klingt auch in Cuxhaven nach: "Lasst uns Brücken bauen, nicht Mauern. Die Hoffnung ist stärker als der Tod."

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Jens Potschka

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

jpotschka@no-spamcuxonline.de

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