
Cuxhaven: Was hat der Investor nach Deal mit 281 Wohnungen in Süderwisch vor?
Cuxhaven. Wohnungsbestände in attraktiven und wachstumsstarken Regionen zu kaufen und in Eigentum umzuwandeln, ist die Spezialität der Alpha Real Estate Group. Nun hat sie 281 Wohnungen im Cuxhavener Stadtteil Süderwisch gekauft.
Die Gründe dafür dürften im Grundsatz Musik in den Ohren nicht nur den Cuxhavener Wirtschaftsförderer sein: In höchsten Tönen werden der Standort Cuxhaven und dessen Entwicklungsperspektiven gelobt. Von dem nah an der Innenstadt und den Kurgebieten gelegenen Wohngebiet in Süderwisch erhoffen sich die Investoren aus Mannheim eine hohe Anziehungskraft.
Konkret genannt werden in einem Bericht des Wirtschaftsnachrichtenportals "Business Leaders" nur die Wohngebäude Süderwisch 25-35; auf seiner Homepage erwähnt Alpha Real Estate zusätzlich den John-Brinckman-Weg, den Matthias-Claudius-Weg und den Brockesweg, in denen es insgesamt 22.000 Quadratmeter Wohn- und knapp 440 Quadratmeter Gewerbefläche sowie 90 Pkw-Garagen- und 100 Außenstellplätze erworben habe. Bei den Gewerbeflächen kann es sich eigentlich nur um die Fläche zwischen John-Brinckman-Weg und Matthias-Claudius-Weg mit der Bäckerei-Filiale und der Praxisfläche handeln; eine Anfrage unserer Zeitung dazu hat das Unternehmen noch nicht beantwortet.
Investition mit "planbarem Wertsteigerungspotenzial"
Als Geschäftsmodell gibt die bundesweit tätige Gruppe die Privatisierung von Wohnungsbeständen in ganz Deutschland an. Wörtlich heißt es: "Unsere Kunden profitieren von einer großen Auswahl an attraktiven Immobilien in wirtschaftsstarken Regionen." Versprochen wird ein "planbares Wertsteigerungspotenzial".
Dafür werde gezielt eine Konzentration von Wohnungsbeständen in attraktiven, wirtschaftsstarken Regionen angestrebt. Zu den bevorzugten Standorten zählten "alle wachstumsstarken Metropolregionen sowie deren Einzugsgebiete." Inbegriffen seien auch Städte an B- und C-Standorten, sofern sie gute Aussichten auf wirtschaftlichen Aufschwung und Bevölkerungswachstum hätten - so wie Cuxhaven.
Großes Vertrauen in den Standort Cuxhaven
Zum ersten Mal investiert das Unternehmen mit Sitz in Mannheim nach eigener Aussage in einer "attraktiven deutschen Küstenstadt". CEO Peter Buhrmann freut sich über den gelungenen Jahresabschluss: "Die künftigen Wohnungseigentümer - ganz gleich ob Selbstnutzer oder Kapitalanleger - dürfen sich über Eigentum mit gutem Wertsteigerungspotenzial freuen."
Barmittel benötigt? TAG Immobilien AG hat Wohnungen abgestoßen
Besorgt dürften die Mieterinnen und Mieter der 281 Wohnungen in die Zukunft blicken. Obwohl grundsätzlich ein hoher Mieterschutz besteht und Wohnungen nicht einfach mit dem Ziel einer besseren Verwertung gekündigt werden dürfen, stellt sich ihnen die Frage, wie es weitergeht. Bislang haben sie ihre Wohnungen von der TAG Immobilien AG (Hamburg), einem im deutschen MDAX gelisteten Unternehmen, gemietet, dessen Kurs sich seit gut einem Jahr im Sturzflug befindet. Jüngst wurde bekannt gegeben hat, dass für 2022 keine Dividende ausgeschüttet werde. Parallel kam der Verkauf in Cuxhaven.
Als beliebtes Wohngebiet bekannt
Die Wohnungen sind um 1969 erbaut worden, bieten im Schnitt 79 Quadratmeter Wohnfläche und gehören nicht zum Sanierungsgebiet "Soziale Stadt" in Süderwisch. Nach Ansicht des Portals "Business Leaders" eigneten sie sich weniger als Ferienwohnungen, sondern könnten eher Pendler ebenso wie die zahlreichen nach Cuxhaven strömenden und zu erwartenden Arbeitskräfte wie Monteure und andere Berufsgruppen ansprechen.
Umwandlung in Zweitwohnsitze verhindern
Die einstigen "Hamburg-Mannheimer-Wohnungen" gelten unter alteingesessenen Cuxhavenern als beliebtes Wohngebiet. Das berichtet auch SPD-Ratsfrau Ulla Bergen, die selbst in Süderwisch lebt. In einem Stadtteil, in dem ihrer Beobachtung nach - wie überall in der Stadt - immer mehr Wohnungen in Zweitwohnsitze verwandelt würden. Dieser "unheilvollen" Entwicklung müsse bei dem jetzt verkauften Bestand direkt unterbunden werden, und zwar mittels einer Satzung, die dort Zweitwohnungen verbietet. Und zwar schnell, denn rückwirkend sei das nicht möglich.